Innovative Bibliothekssoftware

Netbib berichtete – wie viele, viele andere auch – über das Experiment von Casey Blisson, WordPress mit einem OPAC zu kreuzen, um daraus einen Katalog der nächsten Generation zu erhalten.

Das vorläufige Ergebnis kann man sich hier ansehen. Gefeiert wird die Idee (zu recht) ohnehin. Doch warum ist die Idee so aufsehenerregend?

Wordpress ist eine wirklich nicht mehr neue Software (die nebenbei auch für Infobib eingesetzt wird). Die Möglichkeiten die sich daraus ergeben, sind auch keine informationswissenschaftliche oder -technologische Sensation: Permalinks oder Kommentarfunktionen, Trackbacks oder RSS-Feeds (gibt es seit ca. 1999), nichts davon ist wirklich neu.

Innovativ ist hier einzig und allein, diese Möglichkeiten innerhalb eines OPACs zu verwenden. Da fragt man sich doch ernsthaft: Wieso ist nicht wenigstens die Möglichkeit dazu schon längst Standard? Sucht man auf der Seite von OCLC/PICA nach “rss”, erhält man “no matches found“. Sisis: Es wurden keine Ergebnisse gefunden. ExLibris vermeldet immerhin für Aleph 500 Version 18:

ALEPH 500 empowers any user to create custom RSS feeds, with just a single click from the OPAC. The RSS feeds enable the viewing of new search results from personalized portals. Bloggers can include RSS feeds from ALEPH on their blog pages. ALEPH 500 OPAC users can share RSS feeds with students, colleagues, and friends as they become available in the catalog. Librarians can use their expertise to define RSS feeds for new book lists, popular searches, bibliographies, or special collections.

Das war am 8. März 2006. Es hat also nur ein knappes halbes Jahrzehnt gedauert, bis sich ein großer Bibliothekssoftwarehersteller dazu aufraffen konnte, RSS-Feeds zu ermöglichen.

Warum dauert das so lange? Einfache Antwort: Die Bibliotheken sind als Kunden zu abhängig von den Softwareproduzenten. Es gibt nur wenige Anbieter, und der Umstieg von einem zum anderen ist ebenso mühsam wie kostspielig. Man schlage einfach mal der EDV-Abteilung und den Systembibliothekaren einer Bibliothek vor, ca. alle 1-2 Jahre die Bibliothekssoftware zu wechseln. Begeisterung sieht vermutlich anders aus.

Die Folge dieser Situation ist, dass sich die Softwareanbieter auf ihre Kunden verlassen können. Wirklicher Innovationsdruck kann so gar nicht aufkommen. Eric Schnell kam schon vor längerer Zeit zu eben diesem Schluß:

The bottom line is that libraries that wish to innovate and keep up with information technology can no longer afford to rely upon commercial vendors.

Was bleibt: Eigenbau! Ist der Karlsruher Katalog eigentlich auch selbst gebastelt?