Rassentrennung in der Bibliothek (60er)

“Das ist nun einmal der Stand der Dinge”, bekommt die Afroamerikanerin Dorothy Vaughan in der Bibliothek zu hören, als sie in der Sektion für Weiße nach einem Buch sucht, das es in der für sie vorgesehenen nicht gibt. Wegen der Übertretung der Rassengrenze wird sie aus der Stadtbibliothek geschmissen. Das Buch über Fortran hat sie aber heimlich eingesteckt, immerhin habe auch sie es mit ihren Steuern bezahlt, erklärt sie ihren Söhnen. Damit kann sie sich daran machen, ihren Teil zur Raumfahrtgeschichte beizutragen.

Kontext auf Heise.de.

Trump will geisteswissenschaftliche Förderung beenden

Henning Lobin schreibt in der Engelbart-Galaxis über die drohende Abschaffung der US-Bundesförderung der Geisteswissenschaften:

Pünktlich zur Vereidigung von Donald Trump zum 45. amerikanischen Präsidenten wurde bekannt, dass seine Regierung beabsichtigt, den National Endowment for the Humanities (NEH) aufzulösen. Der NEH hat seit 1965 jährlich zuletzt 148 Mio. Dollar an Mitteln für Forschungsprojekte in den Geisteswissenschaften vergeben, aber auch für Stipendien und Fellowships, die Förderung von indigener Kultur, zur Bewahrung kulturellen Erbes, für Digital Humanities und Medienproduktionen zur kulturellen Bildung. Damit ähnelt die NEH der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), geht aber in seiner Förderung über die Programme der DFG hinaus.

Am 19.1.2017, am Tag vor dem Inauguration Day, meldete die Washingtoner Zeitung The Hill, dass die Trump-Regierung dramatische Einschnitte im kulturellen Bereich plant. Neben dem NEH soll auch der National Endowment for theArts (NEA), spezialisiert auf die Förderung von Kunst und Literatur in gleicher finanzieller Größenordnung,aufgelöst werden. Außerdem ist geplant, die 1967 gegründete Corporation for Public Broadcasting zu privatisieren. Der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk wird in den USA zuletzt etwa in der gleichen Höhe gefördert wie allein der Hessische Rundfunk in Deutschland. Auch der NEH schwimmt nicht gerade im Geld: Die DFG hat 2015 für das wesentlich kleinere Wissenschaftssystem in Deutschland den Geistes- und Sozialwissenschaften 345 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Allerdings muss man dabei auch berücksichtigen, dass in den USA die Forschungsuniversitäten erheblich finanzstärker sind als in Deutschland und viele Projekte deshalb auch in Eigenregie finanzieren können.

In den Kommentaren findet sich noch ein Hinweis auf einen MDR-Artikel über Trumps Verhältnis zu den Wissenschaften insgesamt – das Verhältnis der Trump-Regierung zu Fakten und Realität scheint eh schwer gestört.

Carla Hayden wird heute Librarian of Congress

Carla Hayden wird heute 14. Librarian of Congress.

Hayden will be the first woman and the first African-American to lead the national library since its inception in 1800. She’s the longtime CEO of the library system in Baltimore. She’s also just the third professional librarian to get the job.

Wer neben diesen fünf Fakten über Carla Hayden noch etwas zum Erzählen für den nächsten Bibliotheksstammtisch benötigt: Sie leitete ab 1991 die Enoch Pratt Free Library, in der Tupac Shakur einige Jahre zuvor einen Jugend-Rap-Wettbewerb gewann.

Shakur and Smith’s winning performance opened with Shakur declaring, “Yo’ Enoch Pratt, bust this!” and urging Baltimoreans to get library cards. They told kids to stay in school, learn to read, and “get all the credits that you need.” (Shakur’s handwritten verses now reside in the Pratt’s Special Collections archive, alongside works by H.L. Mencken and Edgar Allan Poe.)

Öffentliche Bibliothek 3d-druckt Handprothese für Fünfjährige

Eine Nachricht, die eigentlich positiv klingt, aber eigentlich eher zum Nachdenken über das US-Gesundheitswesen anregen sollte: Ein Mädchens muss sehr lange auf eine benötigte Handprothese warten, die Mutter kontaktiert die Harris County Public Library, die einen 3D-Drucker hat. Und mit Hilfe der Organisation N-Able wird tatsächlich eine funktionstüchtige Prothese gedruckt. Mehr Infos gibt’s in der Washington Post.

Un-safe Harbor

Ein datenschutzrechtliches Erdbeben: Das Safe-Harbor-Abkommen ist ungültig, so urteilte der Europäische Gerichtshof.

Mehr Infos:

Neben den überall erwähnten großen Firmen wie Apple, Facebook oder Google stehen bestimmt auch einige Firmen auf der Liste, die zumindest für die bibliothekarische Fachgemeinde nicht unwichtig sind, Thomson Reuters zum Beispiel.

Happy Birthday für uns alle

Aus der SZ:

Der Konzern Warner/Chapell hatte bisher Lizenzgebühren verlangt, wenn das Lied “Happy Birthday to You” bei öffentlichen Aufführungen oder in Filmen oder Fernsehsendungen verwendet wurde. 1,8 Milliarden Euro kamen dadurch jährlich zusammen. Doch diese Einnahmequelle dürfte nun versiegen. Denn einem aktuellen Gerichtsurteil zufolge besitzt das Unternehmen keinerlei Urheberrechte an dem Lied, sondern lediglich an verschiedenen Klavierversionen, so das Gericht. Tatsächlich habe niemand innerhalb der vergangenen 80 Jahre das Recht gehabt, Lizenzgebühren zu verlangen.

Weitere Infos gibt es u.a. im Guardian.

Nächstes Ziel: Micky Maus.

US-Bibliothekare wehren sich gegen Überwachung

Alison Macrina und April Glaser beschreiben, wie sich “radikale Bibliothekare” oder “Ninja-Bibliothekare” dafür einsetzen, dass die Daten ihrer Nutzer geschützt bleiben:

Librarians in Massachusetts are working to give their patrons a chance to opt-out of pervasive surveillance. Partnering with the ACLU of Massachusetts, area librarians have been teaching and taking workshops on how freedom of speech and the right to privacy are compromised by the surveillance of online and digital communications — and what new privacy-protecting services they can offer patrons to shield them from unwanted spying of their library activity.

Zum BoingBoing-Artikel: Radical Librarianship: how ninja librarians are ensuring patrons’ electronic privacy.

USA sammelt Bibliotheksausweise. Und alles andere.

Jeremy Scahill und Ryan Devereaux berichten auf The Intercept über das “Secret Government Rulebook For Labeling You a Terrorist“. Darin sind Kriterien festgelegt, nach denen “Terroristen” als eben solche deklariert werden. Konkrete Beweise seien dazu allerdings nicht erforderlich. Zwecks Verleihung des Terroristenstatus wird auf allerlei Informationen zurückgegriffen. Fingerabdrücke, Waffenscheine, “any cards with an electronic strip on it (hotel cards, grocery cards, gift cards, frequent flyer cards)”, Telefone, Social-Media-Accounts, einfach alles. Wirklich alles? Ja, alles:

Screeners are also instructed to collect data on any “pocket litter,” scuba gear, EZ Passes, library cards, and the titles of any books, along with information about their condition—”e.g., new, dog-eared, annotated, unopened.” Business cards and conference materials are also targeted, as well as “anything with an account number” and information about any gold or jewelry worn by the watchlisted individual. Even “animal information”—details about pets from veterinarians or tracking chips—is requested. The rulebook also encourages the collection of biometric or biographical data about the travel partners of watchlisted individuals.

Auch Bibliotheksausweise. Ich konnte die entsprechende Stelle im Original-Dokument “Watchlisting guidance” (PDF) vom März 2013 mangels OCR allerdings leider nicht ausfindig machen. Gibt es noch weitere bibliotheksrelevante Stellen? Und wer kümmert sich eigentlich um die Langzeitverfügbarkeit dieser Dokumente und ihre Verzeichnung in Katalogen?