Wiebke Duda: Stadtbibliothek Wolfsburg – Eine Usability-Studie

Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit den Themen Usability digitaler Bibliotheksangebote, Nutzerorientierung und Zielgruppendefinition von Öffentlichen Bibliotheken. Die Bearbeiterin untersucht die Website der Stadtbibliothek Wolfsburg. Die Zielgruppen der Stadtbibliothek werden unter Berücksichtigung der demografischen Struktur der Region definiert. Ebenso werden die Entstehungsgeschichte der Stadt beschrieben und wirtschaftliche Einflüsse aufgezeigt. Eine regionale Besonderheit ist die Abhängigkeit der Stadt Wolfsburg zum Volkswagen-Konzern, welche sich einmal mehr durch aktuelle Ereignisse wie den „Abgasskandal bei Volkswagen“ aus dem Jahr 2015 zeigt. Diese regionalspezifischen Aspekte haben insgesamt eine große Relevanz für die zielgruppenorientierte und nutzerfreundliche Gestaltung der Bibliothekswebsite. Allgemein gültige Usability-Standards werden hier an individuelle Faktoren angepasst. Unter Berücksichtigung der Zielgruppendefinition und mithilfe einer Kombination der Usability-Methoden Personas-Verfahren, der Recherchedokumentation im Stil eines Thinking-Aloud-Protokolls und dem Abgleich mit ausgewählten Usability-Kriterien aus dem BibEval-Kriterienkatalog der HTW Chur untersucht die Bearbeiterin den Internetauftritt der Stadtbibliothek Wolfsburg im Praxisteil dieser Bachelorarbeit. Eine zusammenfassende Auswertung zeigt Stärken und Schwächen der Website auf und nennt darüber hinaus Verbesserungspotenziale. Diese Arbeit ist interessant für Bibliothekare, die sich mit der Usability und Nutzerorientierung von digitalen Inhalten nach den spezifischen Zielgruppen einer Institution und ihrem Umfeld auseinander setzen möchten.

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Das Zotero-Problem

Sascha Förster twitterte, dass Zotero doch genauso bewerbenswert sei wie kommerzielle Literaturverwaltungssoftware. Und dazu Open Source und kostenlos. Letzteres ist richtig. Aber ist Zotero wirklich ein gleichwertig? Ich gebe sehr viele Citavi-Schulungen. Und ich habe mehrfach Zotero-Schulungen angeboten. Von letzteren haben zwei tatsächlich stattgefunden, die Citavi-Schulungen kann ich kaum noch zählen.

Woran liegt das? Aus dem Ärmel geschüttelt würde ich vermuten, dass Citavi erst einmal ein deutlich etabliertes Angebot ist. Wenn auf dem Campus über Literaturverwaltung gesprochen wird, heißt das entweder BibTeX-Gebastel bei den LaTeXern[1] von denen inzwischen übrigens ein recht hoher Anteil auch Citavi nutzt , die “Quellenverwaltung” in MS Word oder Citavi. Dagegen mit Öffentlichkeitsarbeit anzukämpfen, ist möglich, aber nur mit hohem Aufwand.

Ein weiterer Faktor für den Citavi-Erfolg ist m.E. der freundlichere Einstieg, das umfangreiche deutschsprachige Informationsmaterial[2] Jaja, Wissenschaftssprache ist Englisch. Hochschulsprache ist aber nach wie vor Deutsch, und fast jeder geht gerne den Weg des geringsten Widerstands. und vor allem die Verwaltung der “Wissenselemente”, also von Abbildungen, Zitaten oder eigenen Ideen. Man kann in Citavi eine Gliederung erstellen und an Word exportieren. Klingt trivial? Kann man auch mit allen möglichen anderen Programmen machen? Richtig. Aber Citavi kann es halt auch und Zotero nicht.

Und dann User Experience. Auch Usability. Da hat sich seit 2012[3] Raza, A. und L.F. Capretz, 2012. Do open source software developers listen to their users? First Monday, 17(3). ISSN 13960466. DOI: 10.5210/fm.v17i3.3640
in den meisten klugen Open-Source-Köpfen leider wenig verändert. Aber schon der erste Eindruck ist nicht einladend, sondern abweisend. Exemplarisch:

Zotero-Icons in LibreOffice
Zotero-Icons in LibreOffice

Rate mal mit Rosenthal: Wofür steht das Icon ganz links? Oder eines der anderen? Auf Anhieb nicht zu erkennen. Und wer nicht kontinuierlich mit Zotero arbeitet, hat das auch schnell wieder vergessen.

Ich vergleiche jetzt nur Zotero und Citavi, weil ich mit diesen beiden Programmen die meiste Erfahrung habe. Aber User Experience ist enorm wichtig, und die ist bei Zotero offenbar derart, dass sich viele, denen ich den Zotero-Einsatz vorschlug, dann doch lieber Windows (und Citavi) auf ihren Mac- oder Linux-Rechner installiert haben. Ich hätte auch sehr gerne eine Open-Source-Alternative zu den gängigen, proprietären, teuren und teils ärgerlicherweise auch noch an Windows gefesselten Literaturverwaltungsprogrammen. Sonst würde ich keine Schulungen dazu anbieten, sonst hätte ich nicht versucht, an der deutschsprachigen Dokumentation zu arbeiten. Zumutbar ist Zotero anscheinend aber nur einer kleinen Schar von Open-Source-Überzeugungstätern.

PS: Das sind nur ein paar wenig originelle und reichlich unsortierte Gedanken zu einem Themenfeld, das eingehendere Beschäftigung verdient und auch erfährt. Ohne den Aufbau einer sich auf Deutsch artikulierenden und aktiven Nutzerschaft und eine Generalüberholung der “Zotero-Erfahrung” bleibt Zotero aber aus meiner Sicht ein Notnagel.

References

References
1 von denen inzwischen übrigens ein recht hoher Anteil auch Citavi nutzt
2 Jaja, Wissenschaftssprache ist Englisch. Hochschulsprache ist aber nach wie vor Deutsch, und fast jeder geht gerne den Weg des geringsten Widerstands.
3 Raza, A. und L.F. Capretz, 2012. Do open source software developers listen to their users? First Monday, 17(3). ISSN 13960466. DOI: 10.5210/fm.v17i3.3640

Am Kunden vorbei entwickeln?

Teil der Operation Frühjahrsputz 2014, in deren Verlauf angefangene und nie beendete Postings einfach so veröffentlicht werden. In der Überschrift steht übrigens “Kunde”, weil im Text von “customers” gesprochen wird.

As pointed out by Steve Jobs, customers notoriously do not know what they want. No wonder 35% those who engage in co-creation are disappointed by the results, as shown by the 2013 YMS.

Nutzerforschung ist das eine, doch manchmal erweist es sich als nützlich, die Wünsche der Nutzer einfach zu ignorieren. Mehr hier.

Richter/van Lengen: "Usability-Studie zur Webseite der Landessbibliothek Oldenburg"

Julia Richter, Talea van Lengen: “Usability-Studie zur Webseite der Landessbibliothek Oldenburg”

Abstract:

Internetpräsenzen von Bibliotheken müssen zunehmend mit kommerziellen oder frei zugänglichen Informationsangeboten konkurrieren. Um sich von diesen Angeboten abzuheben, müssen nicht nur, wie gehabt, qualitativ hochwertige Informationen bereitgestellt werden – der Zugang zu diesen Informationen muss nutzerfreundlich gestaltet werden und sich an Usability-Standards orientieren, um für den Nutzer attraktiv zu sein.

In der Bachelorarbeit wird eine Studie zur Usability der Website der Landesbibliothek Oldenburg durchgeführt. Nach einer Einführung in die Thematik der Usability und der Analyse des IST-Zustandes der Website erfolgt eine Evaluation anhand von vier Methoden. Basierend auf Evaluationen mittels Personas, Heuristiken, Thinking-Aloud-Tests und einer Logfile-Analyse werden Usability-Probleme der Website ermittelt und anschließend Empfehlungen zur Verbesserung der Usability gegeben.

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#notourpatrons – nicht gehaltener Lightning Talk über Nutzerforschung

Auf dem 2. Deutschen VuFind-Anwendertreffen wollte ich eigentlich einen Lightning-Talk mit der Kernaussage halten, dass die einschlägig bekannten Nutzerstudien viele hilfreiche Ansatzpunkte zur Verbesserung von Dienstleistungen bieten können. Der Talk fand nicht statt, aber die Folien möchte ich nun nicht einfach auf der Festplatte in Vergessenheit geraten lassen. [1] Besonders den Hinweis auf den INETBIB-Vortrag von Ursula Schulz möchte ich als leichten Einstieg in die Materie hier noch einmal explizit empfehlen. Ebenso deutlich möchte ich erwähnen, dass im Einzelfall lokale Bedürfnisse und Voraussetzungen von den “Standard-Empfehlungen” abweichen können.

Ein gutes Beispiel wurde während des Treffens von Jessica Drechsler vorgeführt (PDF). Sie präsentierte die VuFind-Installation des Georg-Eckert-Instituts für Internationale Schulbuchforschung (GEI). Deren Nutzerschaft ist hochspezialisiert und hat ein ebenso spezielles Suchverhalten. Die Suche nach Titeln oder Autoren funktioniert bei Schulbüchern anscheinend oft nur schlecht oder gar nicht. Ein vielleicht denkbarer Fall wäre die Suche nach Grundschulliteratur (Schulform) aus den 80er-Jahren (Zeitraum) in Südafrika (Land) für ein bestimmtes Schulfach. Ein einfacher Suchschlitz ist in hier nicht das ideale Suchwerkzeug.

Wenn man partout seine NutzerInnen nicht befragen möchte, sind die Standard-Faustregeln sicherlich eine gute Richtlinie. Im Idealfall müssten im Zuge der lokalen Anpassungen wie beim GEI einige dieser Regeln über Bord geworfen werden.

Frei nach Ranganathan: Jedem Benutzer seine Suchwerkzeuge. Oder zumindest jeder Bibliotheksbenutzerschaft.

References

References
1 Besonders den Hinweis auf den INETBIB-Vortrag von Ursula Schulz möchte ich als leichten Einstieg in die Materie hier noch einmal explizit empfehlen.

Brauchbare Bezeichnung für "Institutional Repository" gesucht

Heute vormittag fragte ich die Twitterwelt:

Aus den zahlreichen Rückmeldungen der KollegInnen stellte ich eine Liste zusammen, mit der ich durch die Bibliothek (und zum Süßigkeitenautomaten) ging. Das gesammelte Feedback:

Bezeichnung Bibliotheksmitarb. StudentInnen Wiss./Prof.
Dokumentenserver 1 3 1
Publikationsserver 2 2
Publikationsdienst 2 1
Hochschulschriftenserver 1
Publikationsplattform 1

Dokumentenserver liegt in dieser mäßig repräsentativen Umfrage vorne. Interessant ist, dass allerdings nur zu dieser Bezeichnung auch explizite Einwände kamen. Von immerhin drei Personen wurde geäußert, dass man in einem Dokumentenserver eher Immatrikulationsformulare und ähnliches vermutet.

Zeitlose Webdesign-Flops

1996 hat Usability-Guru zum ersten Mal die Top 10 Mistakes in Web Design veröffentlicht. Die ursprünglichen Übel (z.B. Frames) sind inzwischen größtenteils ausgestorben. Andere haben bis heute überlebt. Vor allem in der Werbung finden sich zum Beispiel noch haufenweise “Scrolling Text, Marquees, and Constantly Running Animations”.

Ein Blick auf die Highlights der verschiedenen Jahre ist durchaus interessant.

In den Top 10 Web Design Mistakes of 2002 wurden Inflexible Search Engines genannt. Dieses Bildchen stellt ganz plastisch dar, warum Exact Match in Suchmaschinen (und Katalogen) nicht die beste Wahl sein muss. “Bad Search” taucht immer wieder in den “Top 10” auf.

Weitere Hits aus verschiedenen Jahren:

  • Infrequently Asked Questions in FAQ (2002)
  • Mailto Links in Unexpected Locations (2002) – zum Beispiel hinter Personennamen!
  • Cumbersome Forms (2005) – ist das Feld “Anrede” wirklich notwendig?
  • Frozen Layouts with Fixed Page Widths (2005)
  • PDF Files for Online Reading (2011) – das kann man kaum oft genug sagen!
  • Not Changing the Color of Visited Links (2011)
  • Page Titles With Low Search Engine Visibility (2011) -z.B. “Startseite”
  • Opening New Browser Windows (2011) – verhindert die Nutzung des Back-Buttons im Browser

Wer ab und an mal mit Webseiten und deren Inhalten oder Technik zu tun hat, dem kann ich die Nielsens Artikel nur empfehlen. Auch zu den Themen Intranet oder Suche sind dort viele nützliche Infos und Anregungen zu finden.

Komplexe oder simple Oberflächen?

Teil der Operation Frühjahrsputz 2013, in deren Verlauf angefangene und nie beendete Postings einfach so veröffentlicht werden.

“Simplicity Is Highly Overrated”, meint Don Norman. Seine Erfahrung lehre ihn, dass Kunden/Nutzer komplizierte Oberflächen wollen, da nur diese “powerful” wirkten. [1] Wer den Artikel liest, sollte ihn ganz lesen. Im “Addendum” werden verschiedene Aussagen an Beispielen erläutert.

Beate Rajski ist anderer Meinung und vergleicht die SFX-Implementierung verschiedener Bibliotheken. [2] Und hier sind die Kommentare zu beachten.

References

References
1 Wer den Artikel liest, sollte ihn ganz lesen. Im “Addendum” werden verschiedene Aussagen an Beispielen erläutert.
2 Und hier sind die Kommentare zu beachten.

Movers & Shakers 2013

Die Movers & Shakers 2013 wurden vorgestellt. In den Begründungen liegen viele gute Ideen für Bachelor- und Masterarbeiten verborgen, aber auch viele Anregungen für Praktiker. Eine subjektive Auswahl:

  • Sue Considines Bibliothek broke new library ground with its Fab Lab, a Maker space (see Lauren Britton, p. 40), and was also the first library in New York State to introduce a 3M Cloud Library. Other programs for users include iPad training; meet-the-author via Skype; and “Take It Apart,” where patrons disassemble objects to see how they work.
  • Amber Hunt führte Open-Source-Software (Koha, CUFTS: Open Source Serials Management und den Linkresolver GODOT) in ihrer Bibliothek ein.
  • Emily Puckett Rodgers:

    In June 2012, Open.Michigan published 16 multimedia “learning objects” (e.g., wiki-based syllabi, interactive quizzes, podcasts, tutorial videos) and 35 open educational resources from faculty representing six disciplines that are openly licensed as part of the Michigan Education Through Learning Objects (MELO 3D) project—the result of a two-year grant-funded project with faculty, staff, and students from across the university.

  • Micah Vandegrift, der sich seine Stelle als “scholarly communications librarian” selbst geschaffen hat: His focus is on outreach to the FSU community, raising awareness about the evolving scholarly research environment, including open access, institutional repositories, author rights (he established an in-house copyright committee), and fair use.
  • Richard Lyda, der die Fahrbibliothek seiner Stadt modernisierte: Arapahoe outreach coordinator Padma Polepeddi (a 2008 Mover & Shaker) says that Lyda “never lets library management forget that…equity of access must include populations that cannot go to four-walled, physical libraries.”

Und der User Experience Librarian Jason Paul Michel oder Matthew Reidsma, der Responsive Design in seine Bibliothek brachte.

[via Netbib und Lesewolke]