Pia Kluth widmet sich in ihrer Arbeit “Perfekt versteckt : Ressourcenverschwendung in wissenschaftlichen Bibliotheken” unter anderem der Frage, wer das denn nun eigentlich ist, der da Bibliotheken benutzt oder bekundet. Eine befriedigende Antwort findet sie leider nicht.
Beim Vergleich der Begriffe Benutzer und Leser greift Kluth auf das Lexikon des Bibliothekswesens (Kunze) von 1969 zurück. Da es sich bei der Umwidmung des Bibliotheksbenutzers in einen Konsumenten um ein neueres Phänomen handelt, scheint mir dies verfehlt. Wie auch immer, wesentlicher ist der Vergleich der Begriffe Benutzer und Kunde, auf den sie später eingeht. Zitat, S. 33f:
Anders als bei den Begriffen “Leser” und “Benutzer” führt die Bezeichnung “Kunde” zu weiteren Implikationen. Kundenwert, Kundenverständnis und Kundenbindung sind einige Anknüpfungspunkte, die von diesem Begriff ausgehen. Die Richtung ist deutlich, es geht um ein innovatives Bild der Bibliotheksklientel. Das Wort “Kunde” löst Assoziationen aus, die Menschen und nicht Medien ins Zentrum bibliothekarischer Arbeit rücken. Kundenorientierung bedeutet, die Aufmerksamkeit auf Dienstleistungen zu richten, die Kundenbedürfnisse befriedigen.
Auf S. 35 zitiert sie Umlauf (“Die Bibliothek als wirtschaftliches Dienstleistungszentrum”, 2001, S. 7):
Mir scheint, dass die Beziehung zwischen den Nutzern der Bibliothek und der Bibliothek nicht vergleichbar ist zwischen den Kunden und einem Unternehmen, das diesen Kunden Waren und Dienstleistungen verkauft.
S. 35f:
Folglich scheinen sich beide Begriffe im bibliothekarischen Sprachgebrauch durchgesetzt zu haben, auch wenn sie nicht sauber voneinander abgetrennt werden. “Benutzer” ist das traditionellere und gewohntere Wort. “Kunde” hebt die ursprünglich intendierte Botschaft aus der Marktwirtschaft hervor. Vielleicht ist der sorglose Gebrauch aber nicht als Makel zu interpretieren, zeugt er doch von einer Normalisierung und realen Integration des dienstleistungsorientierten Wortes “Kunde” in die bibliothekarische Alltagssprache.
Noch ein Fragment, das wohl nie fertig geworden wäre. Daher einfach mal so als hoffentlich nützliche Zitatsammlung ins Netz gepackt.