Das überfälligste Buch?

In der Welt wird über eine um 55 Jahre verspätete Rückgabe geschrieben: [1] Besten Dank an Frank für den Hinweis!

Das Werk «Fire of Francis Xavier» des Autors Arthur McGratty sei am 10. April 1958 verliehen worden, berichteten US-Medien am Mittwoch unter Berufung auf ein Foto, das die Bücherei auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte. Die erlaubte Ausleihdauer betrug damals 28 Tage. Per Post trudelte das Buch Anfang der Woche wieder in der Bibliothek ein – rund 55 Jahre zu spät.

55 Jahre sind schon ziemlich beachtlich. Doch auf den bunten Seiten der Zeitungen wird regelmäßig über deutliche Leihfristüberschreitungen geschrieben. Die Huffington Post berichtet beispielsweise über ein “Mahngebühren-Amnestieprogramm” der Chicago Public Library, in dessen Rahmen ein Oscar-Wilde-Buch 78 Jahre zu spät zurückgegeben wurde:

The Chicago Public Library was reunited last week with a book so many years overdue no one even realized it was missing from its shelves.

In the midst of a rare, three-week amnesty program — where the nation’s third-largest city’s library system is forgiving fines for any overdue items that are returned to them — the library received a limited edition copy of Oscar Wilde’s classic “The Picture of Dorian Gray,” Reuters reports.

The literary treasure was last checked out in 1934.

80 Jahre zu spät in Navan, Irland, ebenfalls berichtet in der Huffington Post:

A rare book has been anonymously returned to a library in the Republic of Ireland, a whopping 80 years after its due date, the BBC reports.

The book — a pictorial record of the 31st International Eucharistic Congress held in Dublin — was originally borrowed from the library in Navan, County Meath, in 1932, just a few months after the historic event took place.

Die StaBi Berlin hat 84 Jahre zu bieten:

Mit diesem Buch hatte in der Staatsbibliothek zu Berlin wohl keiner mehr gerechnet: Nach 84 Jahren ist ihr die „Preisschrift von den besten und ausführbarsten Mitteln, dem Kindermord abzuhelfen ohne die Unzucht zu begünstigen“ von Johann Gottlob Benjamin Pfeil aus dem Jahr 1788 zurückgegeben worden.

figure from the german translation of the book "Charles Darwin Insectenfressende Pflanzen"

Den Darwinfinken Vogel schießt allerdings folgende Meldung ab:

Mit 122 Jahren Verspätung ist eine ausgeliehene Erstausgabe eines Charles-Darwin-Buches in eine Bibliothek bei Sydney zurückgebracht worden. “Soweit wir das sagen können, hat das Buch eine ganz schöne Reise hinter sich”, sagte Linda Campbell vom Gemeinderat im australischen Camden.

Es handelt sich vermutlich um diese Bibliothek hier. Hält die Camdener Bibliothek den Rekord für die verspätetste Rückgabe?

References

References
1 Besten Dank an Frank für den Hinweis!

Discovery-System und/oder Katalog?

Mir wurde die Erreichung der “nächste Stufe der Verblödung” für die Verwendung des Begriffes “Katalog” für eine VuFind-Installation unterstellt. Leider kann ich diese Auszeichnung nicht annehmen. Andere waren da viel schneller. Zum Beispiel die KollegInnen an folgenden Bibliotheken:

  • Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy [1] “Der Katalog der Hochschule für Musik und Theater ist online.”
  • TU Chemnitz [2] “Der neue Katalog der TU Chemnitz ist online”
  • Max Planck Institutes for Ecology and for Biogeochemistry [3] http://catalog.clib-jena.mpg.de/
  • UB Leipzig [4] “Der neue Katalog der Universitätsbibliothek Leipzig […]”
  • TUB Hamburg-Harburg [5] “Außerdem hat unser vufind-Katalog jetzt einen Namen: TUBfind.”
  • Bundesgerichtshof, Bundesverwaltungsgericht und Bundesverfassungsgericht [6] “Gemeinsamer Katalog des BGH, BVerwG und BVerfG”

In Hamburg wurde eine Abschlussarbeit mit dem Titel Bachelopac [7] “Der OPAC aus dem Baukasten : Realisierung eines Katalog 2.0 unter Einbeziehung der Community” geschrieben. Und das VuFind-Team selbst [8] “[…] the ability to browse the catalog weiß auch nicht, was es tut, ebenso wenig die VZG [9] “[…] der letztlich als produktiver Katalog mit vufind realisiert wurde.” .

Die ersten Verblöder sind wir also schon einmal nicht. Aber auch inhaltlich ist die Kritik an der Bezeichung m.E. verfehlt. Aus Löfflers “Einführung in die Katalogkunde”, S. 11: [10] Löffler, Karl; Fischer, Norbert (1956): Einführung in die Katalogkunde. 2. Aufl. Stuttgart: Hiersemann. (PDF)

Heute versteht jedermann, wenigstens in der Bücherwelt, unter Katalog in erster Linie ein nach bestimmten Gesichtspunkten geordnetes Verzeichnis von Schriften, und zwar von Schriften, die in einer bestimmten Sammlung, einer bestimmten Bibliothek, gelegentlich auch in einer bestimmten Gruppe von Bibliotheken vorhanden sind, also ein Bücherverzeichnis für eine einzelne Stätte oder jedenfalls von begrenztem Umfang.

Dass ein Katalog das Verzeichnis der Medien einer Institution ist, ist auch heute noch gängige Definition. Und da wir via VuFind nur Medien zugänglich machen, zu denen wir auch den Zugang bieten, halte ich die Bezeichnung “Katalog” durchaus für angemessen.

Auch wenn man anderer Meinung ist: Am wichtigsten bei der Benennung dieser Dienstleistung ist meines Erachtens, dass die Nutzer wissen, was sich dahinter verbirgt. Und beim Familienduell (“Wir haben 100 Leute befragt..”) wäre auf die Aufforderung, Suchinstrumente zu nennen, “Discovery-System” sicherlich nicht auf den vorderen Plätzen gelandet.

Die Bibliothek der Zukunft

Die uncoolen Bibliothekarinnen weisen auf einen Workshop zum Thema “Planning the library of the future” (PDF) hin:

Die diesjährige Preisträgerin des John Jacob Astor Award in Library and Information Science , Donna Scheeder, Deputy Chief Information Officer, Congressional Research Service, Library of Congress wird im Rahmen der Initative Fortbildung einen workshop zum Thema durchführen.

Die UTS Library (Sydney) hat kürzlich ein schönes Video nach Common-Craft-Art zu eben diesem Thema veröffentlicht.

Knapp fünf Minuten komprimierter Informationen, wie eine Bibliothek (eigentlich nicht nur die) heute funktionieren sollte, zum Beispiel in puncto Hierarchien (hier und da).

[via @mstephens7]

Australien regiert 2.0

Die australische Government 2.0 Taskforce ruft zum Mitmachen auf:

Here is the draft Government 2.0 Taskforce report Engage: Getting on with Government 2.0. The Taskforce is seeking your comments and input before finalising the report to go to Government.

Der Report (PDF) beschreibt eindrücklich, worum es in der gesamten Open-Government-Data geht:

  • Easy to find re-useable public information is, at heart, an invitation to the wider community to engage innovate and create new public value with public sector information (PSI), which often sits underused or simply ignored in government agencies and data banks. As we have seen during our work, as people engage, possibilities – foreseeable and otherwise – are unlocked through the invention, creativity and hard work of citizens, business and community organisations. The government’s job is to liberate much more of its information as a key national asset.
  • Public agencies and professional public servants are also invited to engage more energetically with the tools and capabilities of ‘collaborative web’ or Web 2.0. Everything, from enabling data to be re-used, to forming and participating in online communities in their areas of interest will help build a public service that is smarter, more responsive, more strategic and personally rewarding.
  • Public agencies and their public servants increasingly associate good practice with deeper engagement with those outside the public service. As the new Australian Public Service Commission (APSC) guidelines make clear, Web 2.0 tools like blogs and wikis now provide unprecedented opportunities to take this much further.
    In the transition from traditional consultation towards true community collaboration engaging the community and the public service alike is key. In this more open, connected and instinctively adaptive and innovative process, the motivation, interest and skills of all involved contributes to it success.
  • Engagement between those in and outside the public service is constrained by the need for public servants to continue to be professional and apolitical. Creating the culture and practices that can seize the new opportunities but yet stay true to enduring public service values will not be easy.
  • Dass zur offenen Teilhabe schon an der Ausgestaltung der Richtlinien aufgerufen wird, kann man als klares Statement sehen: Australien meint es ernst. Open Government (Data) ist ganz offensichtlich das Thema der Stunde.

    [via David Weinberger]

    Walt Crawford: The Liblog Landscape 2007-2008

    Walt Crawfords neuestes Werk über die (englischsprachige) Biblioblogosphäre ist nun bei Lulu.com verfügbar: The Liblog Landscape 2007-2008.

    Liblogs–blogs written by library people, as opposed to official library blogs–provide some of today’s most interesting and useful library literature. This book offers a broad look at English-language liblogs as they are and as they’ve changed between 2007 and 2008. The book includes more than 600 blogs with detailed analysis of 27 metrics for 2007 and 2008 and changes from 2007 to 2008–and, for 143 of them, 2006 as well. Through tables, charts and text, we explore the liblog landscape.

    Walt Crawford – der als Walt at Random bloggt und Cites & Insights produziert – und ist seit Jahren einer der wenigen wirklich genauen Beobachter der Biblioblogosphäre.

    "Library Lovers Day"

    Die australischen Bibliotheksverbaende ALIA und PLA (Public Libraries Australia) erklären den Valentinstag in diesem Jahr zum “Library Lovers Day”:

    Take the opportunity to celebrate those who love and support us and to remind decision makers how “loved” we are.

    Um den Tag gebührend zu feiern, reichen die (teils kuriosen) Vorschläge von romantischer Musikuntermalung über thematisch passende Lesungen bis hin zu “read dating events”, wobei sich Singles mit gleichen Lesevorlieben finden sollen.

    Mehr Infos gibt es hier.