Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) befragte ein paar Parteien unter anderem zu Open Access. Ich wiederum befragte daraufhin die HRK, da ich über die (höchst lobenswerte) Initiative der HRK berichten wollte. Ich erhielt zwar die Rückfrage, wer denn “Träger” von Infobib ist, aber keine Antworten auf unter anderem folgende Fragen, die ich nun zum Teil selbst beantworten kann.
1. Werden Sie die Antworten veröffentlichen? Falls ja, wo?
Ja. Hier.
2. Wurde eine Frist gesetzt, bis zu der die Fragen beantwortet werden müssen?
Im Quelltext der Seite ist das DC.Date “13.09.2009 22:51:30” angegeben. Also lief die Frist, wenn es denn eine gab, vermutlich vorher ab.
3. Um welche Parteien handelt es sich im Einzelnen?
Antworten sind nur von CDU und CSU (leider gemeinsam, obwohl da vielleicht interessante Unterschiede auszumachen wären), SPD, FDP, Grüne und Linke zu finden. Ob andere Parteien befragt wurden, ist nicht auszumachen.
Genug des Vorgeplänkels. Kommen wir nun zu direkt der für viele BibliothekarInnen vermutlich interessantesten Frage:
Unterstützt Ihre Partei die open-access-Strategie der Allianz im Wissenschaftsbereich und beabsichtigt sie den 3. Korb der Urheberrechts-Novelle in der nächsten Legislaturperiode umzusetzen?
CDU/CSU unterstützen die Ziele der Allianz und lässt Open Access dabei eine wichtige Rolle
zu kommen. Die SPD sieht urheberrechtlichen Reformbedarf:
Bei der Prüfung eines dritten Korbes zur Novellierung des Urheberrechtes ist insbesondere zu berücksichtigen, wie das Prinzip eines freien und für die Nutzer im Regelfall kostenlosen Zugangs zu mit öffentlichen Mitteln produziertem Wissen (Open Access) auch in Deutschland festgeschrieben werden kann. Damit könnte die Chance eröffnet werden, dass auf der Grundlage des Open-Access-Prinzips innovative, attraktive und elektronischen Umgebungen und angemessene Organisations- und Geschäftsmodelle für Publikation und Distribution von Wissen entstehen, die auch Verlagen und der gesamten Informationswirtschaft neue Möglichkeiten zur Erschließung von Publikations- und Distributionsmärkten bieten.
Die FDP unterstützt Open Access ebenfalls. Und zwar ausdrücklich als ein Alternative zur herkömmlichen Publikation im Wissenschaftsbereich. Forderungen nach einer Beschränkung urheberrechtlicher Nutzungsrechte durch gesetzliche Eingriffe in das Urheberrecht der Autoren sieht die FDP allerdings kritisch.
Dennoch macht sie sich eine für konsequente Weiterentwicklung des Urheberrechts auf nationaler wie auf europäischer Ebene
stark.
Die Linke möchte einerseits eine Novelle des Urheberrechts mit dem Ziel, Open-Access-Veröffentlichungen zu vereinfachen. Sie möchte Total-Buyout-Verträge und Exklusivabtretungen
begrenzen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Verhandlungen mit Verlagen
stärken. Letztere sollen auf ihre eigentliche Rolle als Dienstleister orientiert
werden. Die Linke setzt allerdings nicht nur auf juristische Handhabe:
Um die weitere Verbreitung von Open Access zu stärken, muss allerdings neben Veränderungen im Urheberrecht auch die Akzeptanz in der Scientific Community gesteigert werden.
Die Grünen wollen eine grundlegende Urheberrechtsreform, Flickschustereien wie in der Vergangenheit seien zu vermeiden.
Wir drängen in eine Richtung, die zuvorderst BürgerInnen, KünstlerInnen, ForscherInnen, Schulen und Universitäten nützt, nicht der Medien- und Geräteindustrie oder Verlagsgiganten.
Hier gibt’s alle Fragen im Überblick, hier die Open-Access-Frage inklusive Antworten. Die HRK bietet übrigens auch ein totes Forum an.