HD Zimmermann und Danilo Vetter machen sich Gedanken über die HIS-Studie “Studieren im Web 2.0”.
HD Zimmermann schreibt unter anderem:
Interessant wäre in diesem Zusammenhang natürlich auch zu wissen, in welcher Form z.B. ‘Bibliothek 2.0’ – Angebote, die inzwischen von Hochschulbibliotheken angeboten werden – z.B. angereicherte Bibliothekskataloge – oder als Webanwendung verfügbar sind – z.B. CiteULike, BibSonomy, Connotea, zotero, etc. – von Studierenden genutzt werden. Auch das sind ‘Web 2.0’ – Anwendungen!
Ein äußerst interessanter Punkt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele Angebote gut genutzt werden, wenn man Studierende und Dozenten immer wieder darauf aufmerksam macht, dass es sie gibt. Das gilt für Datenbanken genauso wie für Social Bookmarking. Aktuelles Beispiel ist die Toolbar der FHH. Nach etwas zögerlichem Start werden Bibliothekseinführungen nun mit der Toolbar als “Informationszentrale” durchgeführt, was zu einer Vervielfachung der Nutzung führte. Der Effekt setzt sich auch fort, wenn gerade weniger Schulungen stattfinden. Offensichtlich spricht sich die Nützlichkeit der Toolbar unter Studenten herum.
Auch wenn es nicht im Focus der Studie ist, mich würde sehr auch ein Vergleich bzgl. der Nutzung und Einschätzung von Fachdatenbanken wie elektronischen Zeitschriftenkatalogen interessieren. Vielleicht ist das ja dann der Inhalt der nächsten Studie!
Hierfür gilt das gleiche wie für Social-Bookmarking-Tools. Es sind, und darüber muss man sich als Bibliothekar immer klar sein, Nischenangebote. Selbst die beste Datenbank eines Fachgebiets wird nur von einigen Bibliotheksnutzern wirklich häufig benutzt. Das gilt zumindest für Hochschulbibliotheken und für die meisten Fachgebiete. WiSo in den Wirtschaftswissenschaften und PubMed sind da sicherlich Ausnahmen.
Danilos Analyse kann ich nur teilweise zustimmen:
überrascht haben mich die antworten auf die frage nach der nutzungshäufigkeit von weblogs. diese werden von 24,6 % der studierenden sehr selten und von 46,4 % überhaupt nicht genutzt. 7,2 % der studierenden kennen weblogs nicht (vgl. s. 24). ähnlich sieht es bei der nutzung von rss-feeds aus. hier nutzen 36,8 % der studierenden rss-feeds überhaupt nicht und 36,5 % kennen das angebot nicht. ein weiteres ergebnis, dass mich überrascht hat, war die geringe nutzung von social bookmarking-angeboten. 45,2 % der studierenden nutzen das angebot nicht und 37,8 % kennen die möglichkeiten von social bookmarking seiten nicht (vgl. s. 25).
das rss, weblogs und social-bookmarking so wenig bekannt und genutzt werden lässt vermuten, dass die vorteile dieser web 2.0 angebote bisher zu wenig bekannt sind.
Wenig genutzt? 6% der Befragten sind anscheinend intensiv Blogkundige. Das mag wenig erscheinen. Bei einem sehr großen Teil gehe ich jedoch davon aus, dass Blogs zumindest regelmäßig gelesen werden. Man frage mal in seinem Bekanntenkreis, wieviele Netbib lesen, oder wenn es keine Bibliothekare sind, vielleicht Cute Overload oder Spreeblick. Vorher sollte man jedoch fragen, wieviele denn Blogs lesen. Die Zahlen werden sicherlich nicht identisch sein. Zumindest in Bibliotheken stoße ich immer wieder auf Kollegen, die mit großer Selbstverständlichkeit bibliothekarische Blogs lesen, aber keine Ahnung haben, dass es sich um Blogs handelt.
Daher scheint mir die Fragestellung nicht sehr glücklich. “Frage 2: Wie häufig nutzen Sie die folgenden Internetangebote?” Die Blog-Option lautet: “Weblogs/Blogs (z.B. blog.de)”
Wenn ich nicht weiß, dass Netbib ein Blog ist, dann überlege ich, ob mir die Domain Blog.de was sagt. Den meisten sicherlich nichts, und daher ist die Zahl der geringen Resonanz hier vorprogrammiert.
Weiter im Text:
bibliotheken, als wichtige akteurinnen im feld der informations- und medienkompetenz sind hier besonders gefragt, um bei den studierenden diese wichtigen internetangebote bekannter zu machen. hierzu ist es notwendig schnellstmöglich ein spannendes und vor allem in die hochschullehre integriertes (also auch studienpunkt(e) relevantes) kursangebote zum web 2.0 an den universitätsbibliotheken anzubieten.
Jein. Bibliotheken müssen sich da sicherlich positionieren und auch aktiv in die Fakultäten gehen. Wichtig ist jedoch auch, dass die Hochschulleitungen erkennen, welches Potential im sogenannten Web 2.0 liegt. Die Möglichkeiten sind noch längst nicht erschöpft. Und wenn eventuelle Pioniere unter den Dozenten von der Bibliothek unterstützt und als leuchtende Beispiele von der Hochschulleitung herumgezeigt werden, kommt der Erfolg von ganz alleine.