Call for Papers: Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation (Libreas)

Aus dem Libreas-Blog:

Keiner forscht im 21. Jahrhundert für sich allein. Das Schlüsselwort der Wissenschaftswelt heißt Kollaboration. Kollaboration ist ein wissenschaftshistorischer Terminus technicus. Ursprünge finden sich bereits mit dem Aufkommen der ersten wissenschaftlichen Akademien in England und Frankreich im 17. bzw. 18. Jahrhundert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden Formen von Großgruppenforschung, die sich rasch institutionalisierten („Big Science“). Die Wissenschaft ist kein abstraktes Phänomen sondern ein soziales Miteinander, bei dem es darum geht, Hand in Hand Idee zu Idee und Wort auf Wort zu fügen, um ihrer Aufgabe einer intellektuellen Durchdringung der Welt gerecht zu werden.

Die digitalen Kommunikationsräume sind paradoxerweise der greifbare Ausdruck dieses Miteinanders in der Wissenschaft. Wenn man etwas greifen kann, kann man es zu gestalten versuchen. Nicht überraschend erlebt die Welt der elektronischen Werkzeugkästen eine Blüte – sofern man in technischen Kontexten von „blühen“ sprechen kann.

Spätestens seit dem DFG-Positionspapier von 2006, in welchem die „Schwerpunkte der Förderung der wissenschaftlichen Informations- und Literaturversorgung bis 2015“ festgelegt wurden, sind die Entwicklung und Bereitstellung von Kollaborationswerkzeugen respektive -funktionen Grundbausteine so gut wie jeder Forschungsförderung. Es geht darum, die „Implementierung einer integrierten digitalen Umgebung für die wissenschaftliche Informationsversorgung aller Disziplinen und Fächer“ zu erreichen.

Zum Bergfest des Positionspapiers liegt der Schwerpunkt der kommenden LIBREAS-Ausgabe auf den Themen einer digital vermittelten Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation.

Dabei geht es nicht unbedingt darum, bestimmte Werkzeuge und ihre Funktionalitäten zu beleuchten. Wir möchten vielmehr diese Formen der wissenschaftlichen Arbeit und der Möglichkeiten des Austauschs facettenreich und nach Möglichkeit auch kritisch reflektieren.

Hier sind so unterschiedliche Aspekte denkbar wie:

* Tradition und Veränderung ─ Hat sich die Wissenschaftskommunikation wirklich verändert oder stehen die neuen Tools neben einer althergebrachten Kommunikationskultur. Haben die Werkzeuge und Möglichkeiten zur Sammlung und Distribution eine andere Form der Nutzung von Daten und Literatur hervorgebracht?
* Akteure/Akteurinnen und Rollen ─ Wer kommuniziert eigentlich wie mit wem? Wissenschaftsinstitutionen; Bibliotheken/Informationsdienstleister, Wissenschaftler, Studierende? Kommuniziert die Wissenschaft untereinander? Kommunizieren Wissenschaft und Öffentlichkeit?
* Diskursivität ─ Inwiefern beeinflusst die Medialität der ektronischen Kommunikationswerkzeuge den wissenschaftlichen Informationsaustausch bzw. die Wissenschaft(en) selbst?
* Mehrwerte und Verluste ─ Welche Vorteile erfüllen die Angebote tatsächlich, wo liegen Wunsch und Wirklichkeit zu weit auseinander?
* Ökonomie ─ Wie verhält es sich im Sinne einer angestrebten/anzustrebenden Nachhaltigkeit mit den Geschäftsmodellen und der Vermarktung von Kollaborationstools?
* Technik ─ Wie erfolgt die Integration und die Nutzung von Informationen und Daten (Objekten) in den Wissenschaftswerkzeugen?

Ob nun die Eigenschaften von (webbasierten) Literaturverwaltungsprogrammen zur Begleitung des Publikationsprozesses, die Effektivität von Mailinglisten zum Austausch über Forschungsthemen oder das Nutzungspotential integrierter Portallösungen ─ die Möglichkeiten, sich plattformbezogen der Wissenschaftskommunikation und der Wissensorganisation zu nähern, sind schier unbegrenzt. Wir laden Sie ein, mit uns diese zu entdecken, zu ergründen und erfahrbar zu machen. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

Redaktionsschluss ist der 31.12.2010. Bitte achten Sie auf unsere Autoreninformationen. Sie erreichen die Redaktion unter redaktion@libreas.eu.

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