Cameron Neylon (Science in the Open) hat in dieser Präsentation zusammengefasst, warum er die These vom “Filter Failure” für falsch hält. In guter alliterierender Tradition geht er vom “discovery deficit” aus. Die Folien geben auch ohne Vortrag einen zumindest grundlegenden Eindruck, worum es geht:
In einem Posting erläutert Neylon die zugrunde liegende Überlegung: so lange Publizieren aufwändig und teuer war, mussten leistungsfähige Filter die Menge der publizierten Informationen begrenzen. Durch das Web ist Publizieren jedoch so einfach und auch kostengünstig geworden, dass diese Filter nicht mehr benötigt werden. Seine These:
We don’t need more filters or better filters in scholarly communications – we don’t need to block publication at all. Ever. What we need are tools for curation and annotation and re-integration of what is published. And a framework that enables discovery of the right thing at the right time. And the data that will help us to build these. The more data, the more reseach published, the better.
Diese These kann man auch im Zusammenhang mit der stets wiederkehrenden Debatte diskutieren, welche Inhalte für Kataloge in öffentlichen Bibliotheken “angemessen” sind. So wird gerade in den Netbib-Kommentaren behauptet, für öffentliche Büchereien [sei] der Gesamtbestand von PaperC wohl doch zu wissenschaftlich ausgerichtet.
. Zugegeben, die Zahl derer, die nach Perelmans mutmaßlichen(?) Beweis der Poincaré-Vermutung in ÖB-Katalogen sucht, wird eher gering sein. Doch wenn jemand danach sucht, warum soll es nicht zu finden sein? Vom PaperC-Bestand, der meines Erachtens zu einem beachtlichen Teil auch im herkömmlichen Sinne “ÖB-tauglich” ist, ganz zu schweigen. Spontan gefunden habe ich zum Beispiel:
- Helma Sjuts: Ein Leben im Ballon
- Ed Vogel: Cigar Box Guitar
- Michael Hennemann: Landschaftsfotografie – Der Meisterkurs
Wer kann behaupten zu wissen, was die Nutzer einer Bibliothek tatsächlich suchen? Dahinter steckt auch ein wenig die Frage, was sie zu verstehen in der Lage sind. Eine Antwort darauf zu finden, steht Bibliothekswesen meines Erachtens nicht zu. Finanzielle Gründe, juristische Straftatbestände oder mangender Platz im Buchregal sind Filtergründe. Rein inhaltliche Filter sind nicht oder nur schwer zu begründen.