Immer wieder werden Jubelmeldungen über Produkte wie zum Beispiel die “Onleihe” publiziert. Was mir ein Rätsel ist: Warum wird die Kritik an der Onleihe wirklich so gut wie nirgendwo erwähnt? Darf man in Lokalzeitungen nichts Kritisches über die Stadtbibliothek schreiben, weil die Redaktion dann befürchtet, nicht zur nächsten Autorenlesung eingeladen zu werden?
Aktuelles Beispiel: MacNews schreibt über “kostenlose E-Books und E-Paper per Onleihe”. Aha, aha. Die Onleihe ist also kostenlos. Für wen? Für die Bibliotheken? Auch wenn meines Wissens niemand belastbare Zahlen rausrückt: Eher nicht. Für die Bibliotheksnutzer? Ebenfalls eher nicht. Denn Stadtbibliotheken fordern von Ihren Nutzern oft Gebühren. Auch Steuergelder, von denen wohl fast alle Onleihe-Bibliotheken finanziert werden, kommen nicht aus dem Nichts.
Wie kommt man an solch ein Geheimwissen heran? An dieser Stelle ausnahmsweise ein Tipp vom Informationsprofi für Journalisten und solche, die sich dafür halten.
Man nehme:
- Die Suchmaschine des geringsten Misstrauens. Kaum zu glauben, aber dieser Trick funktioniert wirklich mit fast allen!
- Als ersten Suchbegriff wählen Sie den Namen des Produkts, über das zu berichten ist. In diesem Fall: “Onleihe”.
- Nun (und jetzt wird’s raffiniert!) fügen Sie einen zweiten Begriff hinzu. Und zwar: “kritik”.
- Nun lösen Sie die Suche aus.
- Gucken Sie sich die Suchergebnisse an. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit müssen Sie sich die Spezialkompetenz des Blätterns auf die zweite Ergebnislistenseite nicht aneignen, da sich unter den ersten Treffern schon eine Menge relevanter Kritik findet.
Auch wenn das jetzt kompliziert aussieht: Versuchen Sie es! Ich glaube an Sie! Damit Sie den Einstieg schaffen, habe ich die Probe auf’s Exempel mit den beiden zur Zeit vermutlich relevantesten Suchmaschinen und dem erwähnten Beispiel für Sie vorbereitet:
Das funktioniert auch mit anderen Suchmaschinen, z.B. Metager.
Achtung: Die Berücksichtigung dieses Tipps könnte zu kritischer Berichterstattung führen. Wenn Sie eine Karriere in den PR-Abteilung der zu besprechenden Firmen beabsichtigen, sollten Sie eventuell davon absehen.