Langzeitarchivierung für Atommülldokumentationen

Teil der Operation Frühjahrsputz, in deren Verlauf angefangene und nie beendete Postings einfach so veröffentlicht werden.

Wie Spiegel Online berichtet sprechen sich verschiedene Mitglieder des Arbeitskreises Energie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für den Neubau von Atomkraftwerken aus. Martin Keilhacker wird zitiert:

“Wir vom Arbeitskreis Energie sind keine Kernkraftbefürworter”, betonte der emeritierte Professor. Man müsse den Anteil des Atomstroms in Deutschland nicht erhöhen. Es gehe vielmehr darum, ihn zu halten.

Im Artikel werden natürlich auch die üblichen Einwände genannt. Anreicherung und Proliferation von waffenfähigem Uran, explodierende Kosten und Atomkraftwerke. Auch die Endlagerfrage wird gestellt. Es gebe weltweit noch kein Endlager für Atommüll, dessen Betrieb langfristig sichergestellt sei.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang langfristig? Ich bin weder Experte für Atommüll, noch für Langzeitarchivierung. Aber schon kurzes Wikipedia-Gestöber und ein paar Zeitungsartikel zur Asse lassen mich stutzig werden.

Zuerst einmal scheint nicht klar zu sein, was überhaupt in der Asse liegt. In einem Zeit-Dossier ist zu lesen, dass das Forschungsministerium Siemens zugesichert habe,

»einen Teil« von »ca. 25 Fässern mit hochradioaktivem Abfall (Kernbrennstoff)« in der Asse einlagern zu dürfen. »Wir danken Ihnen für diese Möglichkeit zur Entlastung unserer Lagerkapazität«, antwortete Siemens, »und erwarten bei gelegentlichen Anfragen einen Ihnen günstigen Termin für die Anlieferung in Asse II.« Ob der strahlende Abfall tatsächlich angeliefert wurde, so behauptet Siemens, wisse man nicht mehr – die Akten seien nicht mehr vorhanden, da die vorgeschriebene Aufbewahrungszeit von 30 Jahren abgelaufen sei.

Siegmar Gabriel bezeichnete den Zustand der Dokumentation zur Asse als deutsche Verhältnisse ungewöhnlich. Die Vorgänge sind noch kein halbes Jahrhundert alt. Radioaktiver Abfall hat eine weitaus längere Lagerzeit. Setzen wenn wir den Idealfall einer lücken- und fehlerlosen Dokumentation voraussetzen, müsste man sich also ansehen, wie lange diese Dokumentation überhaupt überdauern kann.

5 Gedanken zu „Langzeitarchivierung für Atommülldokumentationen“

  1. Wenn man sich mal überlegt, über welche Zeiträume in diesem Fall Informationen übermittelt werden müssen, bleiben nicht viele Vorbilder. Die Atomsemiotik beschäftigt sich mit diesen Problemen.

    Eine vieldiskutierte Lösung scheint es, eine Religion zu gründen, die die wichtigsten Informationen um die Endlagerstätten weiterträgt. Die Asse als nie zu betretender “Hort des Bösen” oder ähnliches.

    Klingt lustig, ist es aber nicht.

  2. Stanisław Lems Informationspflanzen fand ich auch ganz originell, aber die Strahlenkatzen sind natürlich spektakulär!

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