Die taz druckte gestern Bodo Zeuners Rede des Abschieds vom Otto-Suhr-Institut ab. Titel: Das Programm Selbstverblödung
Der Titel ist Programm. Der Text ist eine einzige scharfzüngige Abrechnung mit der Ökonomisierung des Bildungswesens. Er beschreibt die ideale Universität als Teil des Gemeinswesens. Hier habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden:
Eine Universität nach dem Modell des Privatunternehmens hingegen wird ihre Tätigkeiten dem Markterfolg unterordnen. Interner Streit mag noch stattfinden, aber er wird durch den Vorrang des Markterfolgs entsubstanzialisiert. Grundlagenforschung? Studienziel kritische Kompetenz? Frauenförderung? – Schon recht, solange der Markt es nicht bestraft! Eine Universität als Gemeinwesen hingegen hat die Orchideenfächer, die Grundlagenforscher und die Systemkritiker wegen ihres Eigenwerts für die Wissenschaft zu fördern. Das “Unternehmen Hochschule”, für das die FU Berlin stolz voranschreitet, bricht also nicht nur mit den früheren Strukturmodellen, sondern ist darüber hinaus ein Versuch, sich den Anforderungen zu entziehen, die sich an die Universität als ein Gemeinwesen stellen.
Er beschreibt den Wandel der Universitäten, auch die Autoritätsverlagerung von der Politik zu Think Tanks wie der Bertelsmann-Stiftung, aber auch die Schuld seiner eigenen Generation an dieser Misere. Er sieht die Wissenschaft an sich durch die Entwicklungen der letzten Jahre in Frage gestellt:
Es geht bei diesen Reformen nicht nur um Verwaltungsfragen, es geht um den Charakter der Wissenschaft. Sie kann sich nicht völlig den Schuh- oder Automobilproduzenten angleichen, denn sie unterliegt dem Wahrheitskriterium, während Schuhe und Autos nur nützlich sein müssen. Die Bindung an das Streben nach Wahrheit macht den spezifischen Gebrauchswert der Wissenschaft aus und verleiht ihren Produkten Würde und Autorität. Und sie erst begründet das Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit.