Yovisto – Überblick und Kritik

Yovisto - Logo

Yovisto (bzw. der Vorgänger Osotis) wurde hier des öfteren erwähnt. Es ist also an der Zeit, eine ausführlichere Detailkritik zu üben.

Zuerst einmal: Was ist Yovisto? Es ist eine Suchmaschine für Videos aus dem Bereich Forschung und Lehre. Die Suche innerhalb von Videos wird möglich, da einzelne Szenen getagged und direkt verlinkt werden können. So kann ich einmal Johnny Häuslers Vortrag auf der Cebit als Ganzes verlinken, wie man es z.B. auch von Youtube & Co kennt, aber auch direkt auf den Ausschnitt verweisen, in dem er über Hype und Realität im Zusammenhang mit Blogs spricht.

Dies ist als nützliches kleines Gimmick zu betrachten. Die wirkliche Stärke von Yovisto liegt in der Synchronisierung von Vortragsfolien und dem dazugehörigen Vortrag. Das sieht dann beispielsweise so aus: Harald Sack über Webtechnologien. Die Aufzeichnung muss leider mit speziellem Gerät vorgenommen werden, eine nachträgliche Synchronisation von vorhandenem Videomaterial mit ebenso vorhandenen Folien ist (noch?) nicht vorgesehen. Innerhalb der Aufzeichnung kann man verschiedene Kapitel anspringen. Sowohl Folie als auch Video springen dann an die passende Stelle und werden weiterhin synchron abgespielt. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Funktion. Wer eine Vorlesung rekapitulieren möchte, will meist nicht erst stundenlang herumspulen, bis er an der richtigen Stelle angelangt ist. Gerade durch die Möglichkeit, gezielt bestimmte Stellen einer Aufzeichnung aufzurufen, wird sie überhaupt erst nutzbar.

Kleine Anmerkung am Rande: Wenn man ein bißchen in den Videos stöbert, bekommt man übrigens auch einen interessanten Einblick in die akademische Welt. Zum Beispiel zum Thema Frauen in Ingenieursberufen, wenn man sich die Begrüßung der Studierenden in der Vorlesung “Integrierte Netze” von Klaus Jobmann.

Soviel zu den Features. Kommen wir zur Kritik.

Auch wenn es nirgendwo zu lesen ist, würde ich Yovisto noch als in der Beta-Phase befindlich bezeichnen. Ein paar Kinderkrankheiten machen sich noch hier und da bemerkbar. Zuerst einmal sind überlange Tags möglich, die auch in der Tag-Cloud als solche angezeigt werden. Nicht unbedingt schön, wenn ein Spaßvogel eine Szene mit nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn tagged, und dies layoutzerreißend dargestellt wird. Außerdem ist nicht wirklich klar, was sich hinter “New Tags” verbirgt. Gerade eben fand sich dort zweimal das gleiche Tag (“Sortieren”), hinter denen sich diese beiden Links verbargen. Anscheinend sind also neue Verwendungen von schon vorhandenen Tags mit einbegriffen. Ich hätte auch erwartet, dass ich eine Liste aller Szenen bekomme, die mit diesem Tag ausgezeichnet sind, wenn ich darauf eines klicke.

Die Suchfunktion bedarf ebenfalls einer Überarbeitung. Sucht man nach Husserl, werden keine Ergebnisse erzielt. Es gibt jedoch einen Link auf zwei metadata hit(s). Klickt man darauf, erhält man dann einen einzigen Treffer. Das sind Ungereimtheiten, die beseitigt werden sollten. Die Bilder zum Vergrößern bitte Anklicken.

Yovisto - Blaue Schrift, nicht anklickbar. Beispiel Husserl

Eine ärgerliche Kleinigkeit ist auch, dass die Titel der Videos in der Anzeige der Suchergebnisse zwar wie die Links auf der Seite in blau, aber nicht anklickbar sind.

Yovisto - Darstellung der Suchergebnisse

Yovisto - Schwitzender Server
Noch ein Manko ist die Geschwindigkeit. Guckt man sich die recent user actions an, so war ich allein auf weiter Flur. Dennoch dauerte es teilweise mehrere Minuten, bis ein Video geladen war. Das liegt bestimmt auch daran, dass die Videos komplett geladen werden, bevor sie angezeigt werden. Aber auch das müsste schneller gehen, wenn der Server eindeutig nicht unter Last steht. Wie schnell Yovisto bei einer Heise-Meldung zusammenbrechen würde, kann man sich ausmalen. Der HTTP-500-Error, der etwa bei jedem 10. Klick auftritt, ist hoffentlich auch kein Dauerzustand.

Auch wenn es so aussehen könnte: Dies ist eindeutig kein Verriß. Ich halte Yovisto für eines der innovativsten Projekte der deutsche Forschungslandschaft in diesem Gebiet. Und auch der Ansatz, Lernmaterialen online zu erschließen und einer breiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen, kann gar nicht oft genug gelobt werden. In diesem Sinne noch einmal vielen Dank an Grit Matthias, die mir am Yovisto-Stand auf der Cebit die Neuerungen gegenüber Osotis geduldig erläutert hat, und viel Erfolg bei der Weiterentwicklung!