Wissenschaftliche Suchmaschine Microsoft Academic

Wie das Library Journal berichtet, geht Microsoft Academic generalüberholt an den Start. Zur Zeit ist noch keine dazugehörige Dokumentation zugänglich, aber:

  • Es gibt eine API.
  • Zitationen werden angezeigt.
  • Es ist hübscher als Google Scholar.

Und da sind wir beim wesentlichen Punkt: Google Scholar bekommt eventuell endlich einen Konkurrenten mit einer vergleichbaren Entwicklermacht im Rücken. Noch funktioniert an Microsoft Academic einiges nicht. Die IDs für Organisationen und AutorInnen sind voller Dubletten, Zitationen sind unvollständig, PDF-Links werden nicht immer als solche angezeigt und noch viele andere Kleinigkeiten mehr.

Schlimmer ist aber noch, dass die Suche an sich nicht funktioniert. Ich habe Titel und Autoren über Umwege gefunden, die ich über die Eingabe des Autorennamens oder des Titels nicht gefunden habe. Da ist noch der Wurm drin. Aber das Angebot ist noch nicht offiziell angekündigt, so wie ich das sehe.

Doch selbst wenn man mit diesen größeren Macken an den Start ginge: Eine Konkurrenz zu Google Scholar ist wünschenswert. Ich bin gespannt, wie sich Microsoft Academic entwickelt.

Kleineanfragen.de

Kleineanfragen.de erklärt sich am besten selbst:

Mit kleinen Anfragen können Abgeordnete in Parlamenten ihrer jeweiligen Regierung Fragen stellen, die von dieser zeitnah beantwortet und veröffentlicht werden müssen.
Diese Seite sammelt kleine Anfragen* der Landesparlamente und des Bundestages und versucht sie möglichst einfach auffind-, durchsuch- und verlinkbar zu machen.

So kann man zum Beispiel herausfinden, dass die Niedersächsische Landesregierung Open Access als Teil einer Hightech-Strategie sieht.

Right Relevance

Alte Knochen aus dem Biblioblogwesen erinnern sich vielleicht an Googles Blogsuche oder sogar noch an Technorati, eine damals revolutionäre Blogsuchmaschine. Twingly & andere Nachfolger konnten die Lücke nach ihrer Schließung (bzw. Verkümmerung) nicht schließen. Nun macht sich mit Right Relevance ein neuer Kandidat mit einem vielversprechenden Ansatz auf den Weg, interessanten Nischen-Content auffindbar zu machen. RR über sich selbst:

Right Relevance is the quickest and simplest way to search and discover highly relevant deep topical content.
We mine the social web to identify and rank topical influencers. The inherent trust of the influencers communities is applied to finding the most relevant articles and conversations.

Social Web heißt hier in erster Linie (oder sogar ausschließlich?) Twitter. Und die Ergebnisse sind zumindest bei meinen Stichproben relevant und interessant. Ob zum Mars, zu Open Access, R oder VW, es finden sich überall interessante Neuigkeiten. Eine klassische Suchmaschine ist RR zwar nicht, aber ein interessantes Werkzeug, um neue Quellen zu verschiedenen Themen zu finden. Leider noch nicht auf Deutsch verfügbar, deutsche Quellen werden aber auch aufgeführt.

Ein paar Hintergrundinfos zu RR gibt es hier.

Kurrently: Suchmaschine für Twitter & Facebook

Jürgen Plieninger macht in Netbib nicht nur auf die Bibliojobs-Debatte aufmerksam, sondern erwähnt auch Kurrently als geeignetes Werkzeug, die Debattenbeiträge zu verfolgen.

Sucht man dort nach dem Begriff Bibliojobs, erhält man Ergebnisse aus Facebook und Twitter. In Facebook wird aber entweder nicht über das Thema diskutiert, oder es wird in Kurrently nicht alles angezeigt. Falls hier jemand mitliest, der seinen Account noch nicht gelöscht hat, wäre ich für Erkenntnisse aus einem kleinen Versuch dankbar.

Technisch unmögliche Suchmaschinen

Twister schreibt auf Telepolis über die Tücken der ALG-II-Software. Die Datenschutz-Aspekte möge man dort nachlesen. Für das hiesige Publikum interessant ist jedoch dies:

Die technische Umsetzung von ALG II zeigte von Anfang an Tücken. Mal wurde bei kurzen Kontonummern einfach die Kontonummer mit Nullen ergänzt, die hintenangestellt wurden, mal konnten bei einer Suchabfrage nicht mehr als 100 Ergebnisse angezeigt werden. Letzteres kommentierte die BA mit der stets erheiternden Angabe, dass mehr Ergebnisse auf eine Suchanfrage keiner Software der Welt möglich wäre.

Kommt das dabei heraus, wenn die IT jedes Ansinnen der Nicht-IT mit “das ist technisch nicht möglich” abwimmelt? Glauben die Leute das irgendwann? Kennen die Leute zum Beispie Google nicht? Oder Bibliothekskataloge? Oder haben sie dort nur noch nie über die ersten 10 Treffer hinausgeblickt und -klickt?

SuMa-Awards vergeben

Die Gewinner der SuMa-Awards sind ermittelt. Eine Jobsuchmaschine, ein künstlerisches Mash-Up und ein Lied einer Band namens “Die Betakteten” aus dem Brieftauben-Umfeld.

Wolfgang Sander-Beuermann schreibt in Inetbib, er könne sich übrigens auch gut vorstellen, dass aus dem Kreis der Leserschaft dieser Liste demnächst Bewerbungen für die “SuMa Awards 2009” eingingen.

Trotz manchmal zögerlicher Reaktion lohnt es sich bestimmt, bei der nächsten Auflage neue Vorschläge einzureichen.

Update: Jetzt auch im SuMa-Blog zu finden.

Yovisto – Überblick und Kritik

Yovisto - Logo

Yovisto (bzw. der Vorgänger Osotis) wurde hier des öfteren erwähnt. Es ist also an der Zeit, eine ausführlichere Detailkritik zu üben.

Zuerst einmal: Was ist Yovisto? Es ist eine Suchmaschine für Videos aus dem Bereich Forschung und Lehre. Die Suche innerhalb von Videos wird möglich, da einzelne Szenen getagged und direkt verlinkt werden können. So kann ich einmal Johnny Häuslers Vortrag auf der Cebit als Ganzes verlinken, wie man es z.B. auch von Youtube & Co kennt, aber auch direkt auf den Ausschnitt verweisen, in dem er über Hype und Realität im Zusammenhang mit Blogs spricht.

Dies ist als nützliches kleines Gimmick zu betrachten. Die wirkliche Stärke von Yovisto liegt in der Synchronisierung von Vortragsfolien und dem dazugehörigen Vortrag. Das sieht dann beispielsweise so aus: Harald Sack über Webtechnologien. Die Aufzeichnung muss leider mit speziellem Gerät vorgenommen werden, eine nachträgliche Synchronisation von vorhandenem Videomaterial mit ebenso vorhandenen Folien ist (noch?) nicht vorgesehen. Innerhalb der Aufzeichnung kann man verschiedene Kapitel anspringen. Sowohl Folie als auch Video springen dann an die passende Stelle und werden weiterhin synchron abgespielt. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Funktion. Wer eine Vorlesung rekapitulieren möchte, will meist nicht erst stundenlang herumspulen, bis er an der richtigen Stelle angelangt ist. Gerade durch die Möglichkeit, gezielt bestimmte Stellen einer Aufzeichnung aufzurufen, wird sie überhaupt erst nutzbar.

Kleine Anmerkung am Rande: Wenn man ein bißchen in den Videos stöbert, bekommt man übrigens auch einen interessanten Einblick in die akademische Welt. Zum Beispiel zum Thema Frauen in Ingenieursberufen, wenn man sich die Begrüßung der Studierenden in der Vorlesung “Integrierte Netze” von Klaus Jobmann.

Soviel zu den Features. Kommen wir zur Kritik.

Auch wenn es nirgendwo zu lesen ist, würde ich Yovisto noch als in der Beta-Phase befindlich bezeichnen. Ein paar Kinderkrankheiten machen sich noch hier und da bemerkbar. Zuerst einmal sind überlange Tags möglich, die auch in der Tag-Cloud als solche angezeigt werden. Nicht unbedingt schön, wenn ein Spaßvogel eine Szene mit nnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn tagged, und dies layoutzerreißend dargestellt wird. Außerdem ist nicht wirklich klar, was sich hinter “New Tags” verbirgt. Gerade eben fand sich dort zweimal das gleiche Tag (“Sortieren”), hinter denen sich diese beiden Links verbargen. Anscheinend sind also neue Verwendungen von schon vorhandenen Tags mit einbegriffen. Ich hätte auch erwartet, dass ich eine Liste aller Szenen bekomme, die mit diesem Tag ausgezeichnet sind, wenn ich darauf eines klicke.

Die Suchfunktion bedarf ebenfalls einer Überarbeitung. Sucht man nach Husserl, werden keine Ergebnisse erzielt. Es gibt jedoch einen Link auf zwei metadata hit(s). Klickt man darauf, erhält man dann einen einzigen Treffer. Das sind Ungereimtheiten, die beseitigt werden sollten. Die Bilder zum Vergrößern bitte Anklicken.

Yovisto - Blaue Schrift, nicht anklickbar. Beispiel Husserl

Eine ärgerliche Kleinigkeit ist auch, dass die Titel der Videos in der Anzeige der Suchergebnisse zwar wie die Links auf der Seite in blau, aber nicht anklickbar sind.

Yovisto - Darstellung der Suchergebnisse

Yovisto - Schwitzender Server
Noch ein Manko ist die Geschwindigkeit. Guckt man sich die recent user actions an, so war ich allein auf weiter Flur. Dennoch dauerte es teilweise mehrere Minuten, bis ein Video geladen war. Das liegt bestimmt auch daran, dass die Videos komplett geladen werden, bevor sie angezeigt werden. Aber auch das müsste schneller gehen, wenn der Server eindeutig nicht unter Last steht. Wie schnell Yovisto bei einer Heise-Meldung zusammenbrechen würde, kann man sich ausmalen. Der HTTP-500-Error, der etwa bei jedem 10. Klick auftritt, ist hoffentlich auch kein Dauerzustand.

Auch wenn es so aussehen könnte: Dies ist eindeutig kein Verriß. Ich halte Yovisto für eines der innovativsten Projekte der deutsche Forschungslandschaft in diesem Gebiet. Und auch der Ansatz, Lernmaterialen online zu erschließen und einer breiten Öffentlichkeit verfügbar zu machen, kann gar nicht oft genug gelobt werden. In diesem Sinne noch einmal vielen Dank an Grit Matthias, die mir am Yovisto-Stand auf der Cebit die Neuerungen gegenüber Osotis geduldig erläutert hat, und viel Erfolg bei der Weiterentwicklung!