Kleineanfragen.de

Kleineanfragen.de erklärt sich am besten selbst:

Mit kleinen Anfragen können Abgeordnete in Parlamenten ihrer jeweiligen Regierung Fragen stellen, die von dieser zeitnah beantwortet und veröffentlicht werden müssen.
Diese Seite sammelt kleine Anfragen* der Landesparlamente und des Bundestages und versucht sie möglichst einfach auffind-, durchsuch- und verlinkbar zu machen.

So kann man zum Beispiel herausfinden, dass die Niedersächsische Landesregierung Open Access als Teil einer Hightech-Strategie sieht.

Arbeiten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags bald zugänglich?

Arbeitet der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages für uns alle? Ist die aus Steuergeld finanzierte Arbeit transparent? Oder bleibt der Dienst eine geschlossene Abteilung, nur nutzbar für die Abgeordneten des Bundestages? Darüber entscheidet morgen Deutschlands höchstes Verwaltungsgericht in Leipzig.

Das schrieb gestern das Correctiv. Heute wurde nun entschieden, und zwar im Sinne der Informationsfreiheit:

Der Deutsche Bundestag ist, soweit es um Gutachten und sonstige Zuarbeiten der Wissenschaftlichen Dienste geht, eine informationspflichtige Behörde”, begründet das Gericht die Entscheidung. An dieser rechtlichen Einordnung ändere sich nichts dadurch, dass die Abgeordneten diese Unterlagen für ihre parlamentarischen Tätigkeiten nutzen, auf die das Informationsfreiheitsgesetz keine Anwendung findet. “Das Urheberrecht steht weder der Einsicht in diese Unterlagen noch der Anfertigung einer Kopie entgegen”, heißt es in der Mitteilung des Gerichts.

Und nun möge der Bundestag den logischen nächsten Schritt gehen und sämtliche Gutachten und Analysen des Wissenschaftlichen Dienstes bitte online für alle stellen. Es muss ja nicht sein, dass jetzt jeder Bürger nach jedem Gutachten einzeln fragen muss.

Deutschlandfunk über Transparenz in der Drittmittelförderung

Im Beitrag Mehr Transparenz gefordert wird das Hochschulwatch.de vorgestellt:

Wie unabhängig ist die Wissenschaft an deutschen Hochschulen? Gesponsorte Hörsäle und Stiftungsprofessuren sind an vielen Universitäten und Fachhochschulen Alltag und kaum noch wegzudenken. Seit zwei Jahren sammelt das Portal Hochschulwatch fragwürdige Finanzierungen – jetzt ziehen die Macher Bilanz.

Das Thema ist brandaktuell und (beispielsweise) auch im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung [1] Im Koalitionsvertrag auf S. 42: “Transparenz darüber herstellen, wer an öffentlich finanzierten Hochschulen in wessen Auftrag mit welcher Fragestellung forscht.” in Niedersachsen zu finden – mit Auswirkungen auf die Hochschulen und Bibliotheken. Die Forderung, die Finanzierung von Forschungsaktivitäten transparent zu gestalten ist eine Gelegenheit, Forschungsinformationssysteme und Hochschulbibliographie miteinander zu verheiraten.

[via @textundblog]

References

References
1 Im Koalitionsvertrag auf S. 42: “Transparenz darüber herstellen, wer an öffentlich finanzierten Hochschulen in wessen Auftrag mit welcher Fragestellung forscht.”

Ein konkreter Anwendungsfall für Open Data

Diskussionen über Open Data bleiben oft abstrakt, die Frage nach einem konkreten Anwendungsfall schwebt immer wieder im Raum. “Wer will denn überhaupt diese Daten haben?” Um diese Frage mit einem Beispiel zu beantworten: ich.

Mein Anwendungsfall ist der Aufbau einer Hochschulbibliographie. Dort sollen nicht nur die Autoren und ihre Publikationen verzeichnet werden, das System soll vielmehr ein Abbild der Forschungsaktivität der Hochschule sein. Dazu setzen wir auf VIVO. Und VIVO arbeitet mit Linked Data.

Ich habe das System und seine Komponenten hier im Blog schon beschrieben. Um meinen Anwendungsfall zu verstehen, reicht ein Blick auf dieses Profil der Boeing Company im VIVO der Cornell University.

Man kann in VIVO also Firmen abbilden, die in irgendeiner Art mit der Forschungs-, Lehr- oder Publikationstätigkeit in Verbindung stehen. Dies ist von vielen Seiten gewünscht. Manche möchten Transparenz darüber, wer die Hochschulforschung finanziert. Andere möchten wissen, welche ProfessorInnen die fleissigsten Drittmitteleinwerber sind. Manche möchten sich dadurch einfach als industrienah präsentieren oder sind auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern. Motive gibt es vielerlei.

Nun kann man diese Daten natürlich per Hand eingeben oder die hausintern vorliegenden Daten (die berühmten Excel-Tabellen) nachnutzen. Doch ist das wirklich notwendig? Warum muss jede Hochschule diese Daten selbst pflegen? Welcher Aufwand steckt dahinter, die Daten korrekt und vollständig zu halten? Ich kann ihn nicht beziffern, eine grobe und meines Erachtens durchaus realistische Abschätzung lautet allerdings: er ist mir zu groß.

Und hier kommt der deutsche Datengeiz ins Spiel. OpenCorporates ist ein Verzeichnis für Firmeninformationen. Eines der besonderen Art. Die Daten sind unter ODbL lizenziert, es gibt tolle Schnittstellen und es finden sich dort Infos über sagenhafte 62,035,536 Firmen. Ein beachtlicher Berg!

Davon sind 40,155 aus Albanien, 45,423 aus Aruba, 68,711 aus Pakistan, 104,852 aus Gibraltar, 535,779 aus Irland, 723,842 aus Norwegen, 1,559,918 aus Südafrika oder 8,199,109 aus Großbritannien. Aus Deutschland: 0. Keine einzige.

Nichts gegen Aruba! Eine Insel, deren Wahlspruch “Una isla feliz” (kreolisch für “Eine glückliche Insel”) sicherlich berechtigt ist. Auch die wirtschaftlichen Aktivitäten sind bei 45.000 Firmen auf etwa 100.000 Einwohnern sehr beachtlich. Aber wie kann es sein, dass Aruba schafft, was für Deutschland nicht möglich ist? Liegt es daran, dass der Wahlspruch Deutschlands “Amtsgeheimnis” lauten könnte?

Die Diskussion darüber hatte ich kürzlich erst mit OKF DE, Marian Steinbach und Friedrich Lindenberg. Es wird Zeit, dass sich etwas tut.

Markus Beckedahl ist kein Journalist?

Markus Beckedahl sei kein Journalist, sondern nur ein Blogger. Daher bekommt er keine sogenannte Jahresakkreditierung für den Bundestag, wurde von der Pressestelle des Bundestags mitgeteilt.

Wer ihn nicht kennt: Markus Beckedahl ist einer der Hauptautoren bei Netzpolitik.org, das eins der wenigen, ja, journalistischen Angebote überhaupt ist, das in den letzten Jahren konstant und in meist hoher Qualität über netzpolitische Themen berichtet hat. Sollte dies der Pressestelle nicht bekannt sein, wäre das verwunderlich.

Der Ausschluss von journalistisch arbeitenden Bloggern betrifft nicht nur Beckedahl, auch Tobias Schwarze (u.a. Freitag und Carta) wurde die Akkreditierung verweigert. Die Begründung: “Zu viele Blogger haben versucht sich zu akkreditieren.”

Ist ja auch eine Unverschämtheit, dass sich die Bevölkerung nicht nur bei FAZ, Holtzbrinck, Madsack und Axel Springer informieren möchte. Da sei die Pressestelle des Bundestags vor, denn nur die weiß, was gut für uns ist.

[via Archivalia]

Open Government Partnership ohne Deutschland

Die Regierungen von 46 Ländern haben sich am Dienstag in New York auf Initiative der USA und Brasiliens offiziell zur Open Government Partnership (OGP) zusammengeschlossen. Ziel der Vereinigung ist es, die Schlagworte Offenheit, Transparenz, Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft sowie der Wirtschaft mit Leben zu erfüllen. Außerdem wollen sie das Handeln der Exekutive überprüfbar machen. “Wir wollen das große Ideal der Demokratie voranbringen”, erklärte der brasilianische Staatsminister und Haushaltskontrolleur Jorge Hage beim Start des Bündnisses am Rande der UN-Generalversammlung im Google-Büro in Manhattan. Dabei sei es möglich, dank dem technologischen Fortschritt mehr Elemente der direkten Demokratie einzusetzen.

Deutschland ist nicht dabei. Mehr bei Heise.

Info-Video über Open Government Data

Via OKFN:

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass Dienste wie Data.gov oder USASpending.gov akut bedroht sind. Wie im Open-Data-Blog zu lesen ist:

Es wäre ein schwerer Schlag für die Open-Data-Bewegung: Einem Sparpgrogramm [sic!] der US-Regierung für 2011 soll auch der Datenkatalog data.gov zum Opfer fallen. Bis zum 8. April muss im Kongress die Entscheidung fallen, wie genau die Einsparungen aussehen werden. Dann muss sich die Regierung von Barack Obama mit den oppositionellen Republikanern geeinigt haben, sonst geht den Bundesbehörden das Geld aus.

Wer USAspending nicht kennt, sollte dem Angebot durchaus mal den einen oder anderen Blick gönnen. Dort wird zum Beispiel transparent gemacht, was OCLC an der US-Regierung verdient. Zum Beispiel 2010 mit diesem einzelnen Vertrag über $ 905,210 mit der National Archives and Records Administration.

Die Sunlight Foundation macht gegen diesen herben Rückschritt mobil: Save the Data!

Weitere Infos gibt’s auch im Blog des Open Data Networks.