In Walmart-Filialen gibt es Angestellte, die dafür bezahlt werden, zu grinsen und eintretende Kunden zu begrüßen. Dies kann man positiv oder negativ bewerten.
(Quelle des Bildes: Wikimedia Commons)
Laura Cohen, Bibliothekarin an der Universität Albany hat in Ihrem Blog kürzlich ernsthaft vorgeschlagen, solcherlei Grüßaugusten auch in Bibliotheken einzusetzen. Und wie man diesem Artikel hier entnehmen kann, wurde die Idee tatsächlich in die Tat umgesetzt. Auch ein entsprechendes Kundenbetreuungsprogramm hat Cohen diesbezüglich schon ausgemacht.
Ist das die vielzitierte Library 2.0, wie Laura Cohen ihr Blog nennt? Weder Benutzer noch Mitarbeiter haben einen wirklichen Vorteil davon, dass jemand herum steht und grüßt. Fachliche Hilfe kann man nicht erwarten, als Pförtner oder ähnliches scheint diese Position auch explizit nicht ausgelegt sein. Es geht ihr um das – ich zitiere – branding und studentische Partizipation. Erstaunlich, das jemand solch eine Tätigkeit (wenn man professionelles Akkordgrinsen so bezeichnen möchte) tatsächlich als Teilhabe am bibliothekarischen Geschehen bezeichnet. Das diese wünschenswert ist, steht außer Frage. Dieser Weg jedoch scheint nicht nur mir sehr fragwürdig.
Dieser Vorschlag erinnert mich übrigens daran, dass vor ein paar Jahren einmal eine Kollegin an der Ausleihe mit der Frage angeschnauzt wurde, ob sie für das Lächeln bezahlt würde; das könne sie sich auch sparen.
Die Idee des roving (engl. to rove = umherstreichen, herumtreiben) scheint mir jedoch eine Überlegung wert zu sein. Gerade in größeren Bibliotheken gibt es Bereiche, in denen sich selten eine bibliothekarische Fachkraft blicken lässt. Sei es aus baulichen Gründen, aus Zeitnot oder aus anderen Gründen. Gut ausgebildete Bibliotheksstreuner könnten dort und auch anderswo für Hilfe benötigen, wo sie benötigt wird:
- bei der Recherche im Katalog, in Datenbanken
- bei der anschließenden Suche nach dem Medienstandort
- als Stütze bei Fragen zu Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens
Um noch einmal zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: Die weitaus meisten Bibliotheksmitarbeiter, die ich kenne, müssen nicht extra dafür bezahlt werden, dass sie grüßen. Sie praktizieren dies sogar in ihrer Freizeit. Wenn sich Nutzer und Bibliothekar auf Augenhöhe begegnen, sollte Höflichkeit kein Marketinginstrument sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.