ULB Düsseldorf privilegiert Professoren

Zwei Artikel über die Verlängerung der Öffnungszeiten in der ULB Düsseldorf, die mit einer Verringerung der maximal möglichen Verlängerungen pro Medium nur(!) für Studenten einherging.

Westdeutsche Zeitung: Heine-Uni: Professoren dürfen länger lesen

Bisher konnten Studenten wie Dozenten die Ausleihfrist (28 Tage) bis zu neunmal verlängern. Ausnahme: Ein Kommilitone reserviert sich das Werk.

Zu Beginn des Jahres entschied jedoch die Bibliothekskommission mit Leiterin Irmgard Siebert, Professoren- und Studentenvertretern, den Rhythmus zu verändern: Studenten dürfen fortan nur noch zweimal, Wissenschaftler fünfmal die Leihfrist verlängern.

Begründung: Sie halte es schlichtweg für gerechter, Literatur möglichst vielen Studenten zugänglich zu machen.

Da die Vormerkung eines anderen Bibliotheksbenutzers auch zur Rückgabe zwingt, ist zumindest dieses Argument fragwürdig.

Terz: Universitätsbibliothek Düsseldorf massiv in die Kritik geraten

Auch die Terz kritisiert, dass Studenten zu Bibliotheksbenutzern zweiter Klasse werden:

Als Teilnehmerin des so genannten BIX geht es bei den Veränderungen im Ausleihsystem letztendlich nur um die Verbesserung des eigenen Ranking. Das BIX ist eine Initiative der Bertelsmannstiftung und des Deutschen Bibliotheksverband gegründet mit dem Ziel einen “bundesweiten Jahresvergleich für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken” zu erstellen. Das ermittelte Ranking stellt einen leistungsbezogenen Wettbewerb zwischen den Bibliotheken dar, der vor allem in den Kategorien Ressourcen, Nutzung, Effizienz und Entwicklung abgebildet werden soll. Die gewonnen Ergebnisse sollen genutzt werden um Rationalisierungsmaßnahmen zu legitimieren. Optimierung von Abläufen hieß immer schon die Einsparung von Kosten und Personal. Im konkreten Fall Universitätsbibliothek Düsseldorf lässt sich dies an der Veränderung des Ausleihsystems verdeutlichen. Die Reduzierung der Verlängerungsmöglichkeiten zielt hier nicht darauf ab, die Verfügbarkeit zu erhöhen, sondern ist nur ein Versuch, das eigene Ranking zu verbessern. Zwei Effekte werden durch die Reduzierung erzielt. Zum einen wird durch gehäufte Wiederausleihen eine höhere Ausleihzahl erreicht, zum anderen erscheinen die Bücher vermeintlich als verfügbarer. Aus Sicht der BibliotheksnutzerInnen ändert sich real nicht viel, abgesehen von der Tatsache, dass durch die schnellere Abgabefrist ein Mehraufwand entsteht. Das Mittel der Vormerkung besteht schon. Aus Sicht des Ranking ist diese Variante jedoch auch nicht erstrebenswert, da Vormerkung Wartezeit impliziert.

Über die auch hier schon kritisch erwähnte automatische Buchrückgabe wird geschrieben:

Schon bald nach der Installation stellte sich heraus, dass das System die Bücher beschädigt und Diebstähle leicht möglich sind. Trotzdem ist schon ein zweites bestellt. Die automatisierten Abläufe dienen der Einsparung von Personal und sind wenig serviceorientiert. Die Folgekosten und sozial fragwürdigen Entscheidungen der Bibliotheksleitung stellen ihre Kompetenz in Frage.