Sie haben keinen Blog drauf

Thomas Brevik schrieb in seinem Artikel über die norwegische Biblioblogosphäre:

The blog I would really, really, like to see in the future is a personal blog from the director of the National Library.

Ein Anliegen, das auch mir nicht fremd ist. Ich habe darum mit Claudia Lux, Elisabeth Niggemann und Susanne Riedel drei exponierte Persönlichkeiten des deutschen Bibliothekswesens angeschrieben, um die sich leider nicht mehr reimende Gretchenfrage 2.0 zu stellen: Nun sag, wie hast du’s mit dem Bloggen? Du bist eine herzlich gute Frau, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.

Nach relativ kurzer Zeit kam auch die erste Antwort. Mit Erlaubnis von Herrn Jockel, Pressesprecher und Referent der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek zitiere ich aus seiner Mail:

Die Deutsche Nationalbibliothek informiert die interessierte Öffentlichkeit über ihre Internetseiten umfassend und aktuell. Auch an Diskussionen auf Inetbib nimmt die Deutsche Nationalbibliothek teil, wenn das Thema es erfordert. Mit einem Weblog würden keine darüber hinausgehenden Informationen verbreitet werden können.

Dem ist entgegenzuhalten, dass zwar nicht zwingend zusätzliche Informationen angeboten werden müssen, ein Blog aber darüber hinausgehende Vorteile hat, sowohl für den Anbieter, als auch für den Nutzer, zum Beispiel:

  1. Content-Syndication. Die DNB stellt einen Inhalt ins Netz und überlässt es den Nutzern, wie er konsumiert wird. Per Feedreader, als konventionelle HTML-Seite, über Feed-Aggregatoren etc.
  2. Kommunikation. Inetbib liest zwar fast jede/r BibliothekarIn in Deutschland, eine offene Diskussion kann dort aber aus verschiedenen Gründen nicht stattfinden. So wird stets nur verkündet, aber das Echo erreicht die Verkünder nicht, bzw. kaum.
  3. Öffentlichkeitsarbeit/Reichweite. Machen wir uns nichts vor, die Presseerklärungen der DNB liest kaum ein Bürger. der dazu nicht beruflich verpflichtet ist. Durch ein Blog ist eine Anbindung an verschiedene Feeds, Blogsuchmaschinen und Aggregatoren fast automatisch gegeben. Nachrichten könnten also auch dann bekannt werden, wenn sich nicht Heise o.ä. barmherzig ihrer annimmt.

Weitere Gründe, warum Bibliotheken bloggen sollten, finde sich übrigens bei Libraries and Librarians Rock. Der Artikel bezieht sich allerdings eher auf Öffentliche Bibliotheken.

Was für Bibliotheken gilt, ist auch für Fachverbände nicht falsch. Susanne Riedel vom BIB sieht das Bloggen dementsprechend prinzipiell positiver. Sie sieht es als praktische und schnelle Möglichkeit, themen- oder zielgruppenzentriert zu kommunizieren. Einen persönlichen Blog hält sie nicht für notwendig, aber im BIB gebe es Überlegungen für einen gemeinschaftlichen BIB-Blog, in dem die verschiedenen Verbandsgruppierungen (Kommissionen, Landesgruppen, Vorstand und Vorsitzende) mit der Fachwelt und den Mitgliedern in Kontakt treten können.

Von Claudia Lux kam leider bisher nichts außer der Ankündigung, nach dem 16. Mai antworten zu wollen. Da auch eine Nachfrage kein Ergebnis brachte, reiche ich ihre Antwort gegebenenfalls nach.

Nun bleibt die Hoffnung, dass Susanne Riedel ihre Ankündigung möglichst bald wahr macht, und dass ihr viele BibliothekarInnen und VerbandsvertreterInnen in exponierter Stellung folgen mögen.