World Digital Library in Wikileaks

Unter den in den letzten Tagen von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten aus dem Cablegate-Fundus befinden sich drei Cables, die sich mit der World Digital Library der UNESCO befassen.

Wer bloggt über was?

Gerhard Hachmann beklagt das Schweigen im Bloggerwald zu einer neuen Auflage des Lehrbuches Basiskenntnis Bibliothek von Böttger. Er kann sich nicht erklären, warum es bis auf einen kleinen Hinweis auf die Existenz des Buches nichts dazu gebloggt wurde. Keine Rezension, rein gar nichts.

Wird das Buch ignoriert, weil es sich “nur” um eine Fachkunde für die FaMIs handelt? Weil es sowieso alle schon kennen? Weil es ausschließlich als Printmedium erscheint? Weil es nicht um einen in die Zukunft gerichteten 2.0-Inhalt geht? Weil in der Biblioblogosphäre Ausbildungsfragen so gut wie gar nicht thematisiert werden, und sich keiner für so etwas zuständig fühlt?

In dieser Reihenfolge: Jein. Nein. Nein. Eher ja. Ja, und ja.

1. Die meisten Biblioblogger (alle?) betreiben ihr Geblogge mehr oder weniger privat, zumindest zusätzlich zum normalen Arbeitspensum. Sie decken damit ihre beruflichen und privaten Interessen ab. Obwohl die deutschsprachige Biblioblogosphäre schon vielfältiger wird, ist die Dominanz von eher web-affinen BibliothekarInnen nicht zu übersehen. Anscheinend bloggen hauptsächlich mit der Ausbildung befasste Bibliothekswesen bislang nicht oder nicht zu diesem Thema.

2. Ich habe das Buch zufällig am Donnerstag oder Freitag in der Hand gehabt, da ich es bei einem Kollegen sah. Aber ich kenne es in der Tat nicht.

3. Printmedien sind nicht komplett außerhalb der Wahrnehmungssphäre. Zumindest nicht außerhalb meiner. Aber eine PDF-Version wäre sicherlich häufiger erwähnt worden. Wenn auch nur, weil das noch etwas besonderes ist.

4. Siehe Punkt 1: Es geht in Biblioblogs überwiegend um “Web-Themen”. Das ist meines Erachtens höchst logisch, da die Medien, in denen wir uns hier bewegen, selbst noch genügend Neues bieten, das beschrieben werden will und muss. In neueren Biblioblogs geht es aber auffällig oft nicht primär um das Web selbst, sondern z.B. um Schulbibliotheken, Leseförderung, Katalogisierung von asiatischen Schriften und vielleicht auch bald um die FAMI-Ausbildung.

5. Ich fühle mich in der Tat nicht zuständig. Weil ich mich bloggerisch für überhaupt nichts zuständig fühle. Ich blogge über Themen, die mich interessieren, ohne Vollständigkeitsanspruch. Wer ein Thema aufgegriffen sehen möchte, mag sich gerne selbst darum kümmern. Der Teil in den 2.0-Theorien, der sich um Partizipation dreht, ist durchaus ernstzunehmen. Frei nach JFK: Frag nicht, was die Biblioblogosphäre für Dich tun kann, sondern frag, was Du für sie machen kannst.

Es gibt zahlreiche Themen, die in Biblioblogs nicht behandelt werden, obwohl sie durchaus ihre Leserschaft im vielzitierten Long Tail fänden. Ein paar Desiderate (wie es in der DFG-Prosa immer so schön heißt) meinerseits wären zum Beispiel:

  • Immer noch Blogs von Niggemann, Lux & Co
  • bloggende ProfessorInnen an den Fachhochschulen, die sich dem Bibliothekswesen in irgendeinem Sinne widmen. Ich weiß nicht, ob ich die Ausnahmen loben oder das restliche Schweigen peinlich finden soll.
  • BibliotheksdirektorInnen scheinen ihre Meinung auch nicht gerne öffentlich zur Diskussion stellen zu wollen.
  • Die ganzen EDV-Leute in den Bibliotheken, die tagein, tagaus an irgendwelchen Perl-Skripten basteln, die jeden Tag das Rad neu erfinden: Tausch Euch aus! Stellt Eure Skripte ins Netz.

Was brauchen wir? Mehr und unterschiedliche Biblioblogs. Ganz klar. Also, Bibliothekswesen, hört die Signale! Auf ins Gefecht Web 2.0!

[via Netbib]

Sie haben keinen Blog drauf

Thomas Brevik schrieb in seinem Artikel über die norwegische Biblioblogosphäre:

The blog I would really, really, like to see in the future is a personal blog from the director of the National Library.

Ein Anliegen, das auch mir nicht fremd ist. Ich habe darum mit Claudia Lux, Elisabeth Niggemann und Susanne Riedel drei exponierte Persönlichkeiten des deutschen Bibliothekswesens angeschrieben, um die sich leider nicht mehr reimende Gretchenfrage 2.0 zu stellen: Nun sag, wie hast du’s mit dem Bloggen? Du bist eine herzlich gute Frau, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.
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