Promotionsblogs – Was und Warum?

Ich wurde gefragt, warum man eigentlich einen Promotionsblog (Promotion wie Dissertation, nicht wie Werbung) führen sollte. Gute Frage. Der Versuch einer guten Antwort im Folgenden.

Zuerst einmal: Wie sieht denn so ein Promotionsblog aus? Eines, das ich seit Entstehen regelmäßig lese, ist, schon aufgrund der thematischen Nähe zu Infobib, Karsten Schuldts Bildung und gutes Leben. Die Selbstbeschreibung des Autors:

Hauptthema wird die Darstellung von Forschungen, Ergebnisse, Grundgedanken und Barrieren auf dem Weg zum Abschluss der Promotion sein. Dies soll nicht zur Selbstdarstellung dienen, auch nicht einzig der Reflektion der Arbeit dienen. Es soll vorrangig ein beständiges Diskussionsangebot darstellen.

Vieles ist damit schon gesagt. Ein Blog kann dazu dienen, Gedanken zu sortieren. In dem Moment, in dem man Blogpostings schreibt, wird dem Schreibenden oft erst klar, wie die verhandelten Informationen einzuordnen sind. Manchmal auch erst viel später. Ein gutes Beispiel ist dieses Posting hier. Ich bin nun gezwungen, Promotionsblogs sprachlich halbwegs genau zu fassen. Ich hätte das auch für mich auf meine Festplatte hacken können, aber der Gedanke, dass meine Gedanken Leser finden, zwingt zu größerer Sorgfalt, die auch mir zugute kommt. Wie Karsten Schuldt schreibt:

Kann eine Weblog dazu beitragen, wissenschaftliche Diskussionen schneller und einfacher zu führen? Trägt eine teil-öffentliche Arbeitsweise dazu bei, wissenschaftliche Debatten zu führen? Meine These ist, dass ein kontinuierlich und ernsthaft geführtes Weblog, gerade für Themen etwas abseits der dominanten Debatten der jeweiligen Professionen, die Chance bietet, die eher wenigen Interessierten zusammen zu führen. Letztlich stellt sich auch die Frage, ob es durch ein Weblog möglich ist, einflussreicher und selbst bestimmter als bislang, die Themen und Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit in den öffentlich Diskurs einzubringen.

Auf diese Weise kann ein Blog so etwas wie eine kommentierte Linksammlung, ein öffentlicher annotierter Zettelkasten sein.

Man muss seiner Dissertation natürlich kein gesamtes Blog widmen. Wie man hier sieht, versucht es mancher auch mit einer Kategorie in einem ohnehin vorhandenen Blog. Alexander Florian, dessen Dissertation offensichtlich abgeschlossen ist (Glückwunsch!), hat sich in seinem Blog der Dissertation auf mehreren Ebenen gewidmet. Es ist in diesem Sinne weniger ein Blog, das sich mit dem Promotionsthema auseinander setzt, sondern gleichzeitig ein Medium der Reflektion über den Prozess des Promovierens.

Dies ist m.E. ein interessanter Punkt. Wer schon mal eine längere Arbeit geschrieben hat, weiß, dass Tiefpunkte unabwendbar sind. Umso wichtiger, diese zu reflektieren und zu verarbeiten. Ein Blog, das sich der Dissertation fast ausschließlich auf dieser Ebene widmet, findet sich unter dem schon bezeichnenden Titel Laborsklave.

Es zeichnen sich also drei Typen von Promotionsblogs ab. Die Typen unterscheiden sich vorwiegend in der Themenwahl.

  1. Blogs mit Priorität auf die sachliche Ebene
  2. Blogs mit Priorität auf die persönliche Ebene
  3. Mischformen

In der Praxis wird die dritte Form überwiegen. Selbst Blogs, die sich hauptsächlich einem Promotionsthema widmen, sind oft nicht 100%ig an dieses Thema gebunden (wie z.B. dieses hier). Was schließlich auch eines der Hauptvorteile des Bloggens ist. Es ist subjektiv, es ist schnell, und den Themenfokus legt niemand als der Autor fest.