Willi Bredemeier nimmt im neuesten Teil seiner “Kritik der Informationswissenschaft” wieder einzelne Beiträgen aus dem Tagungsband “Information: Droge, Ware oder Commons? : Wertschöpfungs- und Transformationsprozesse auf den Informationsmärkten” unter die Lupe. Zu Jan Steinbergs “Instrumente der Überzeugungsarbeit : Etablierung des Open-Access an Hochschulen” schreibt er:
Beschreibung: Der Autor vom Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg sieht als “herausragende Chance der Hochschulbibliotheken” die “Nähe zu den Wissenschaftlern an den Hochschulen in Verbindung mit Überzeugungskraft und Kreativität…, um die für den Open Access notwendige qualitative und quantitative Durchdringung zu erreichen.” Der Beitrag will “mögliche Instrumente zur Etablierung des Open Access an Hochschulen” benennen. Es werden Gründe für Open Access, Open-Access-nahe Modelle sowie die Hochschulen und Bibliotheken als Handlungsträger thematisiert.
Bewertung: Wenn weitgehend bekannte Positionen um Open Access referiert werden, kann ein Neuheitscharakter nicht gegeben sein. Der Verfasser geht über die Interessentenposition einer Hochschulbibliothek hinaus, indem er zusätzlich die Hochschule als Handlungsträger thematisiert. Dennoch fragt sich, ob die Erwägungen nicht besser in ein Bibliotheksblatt als auf eine informationswissenschaftliche Tagung gehört hätten. Die Erörterungen beschränken sich weitgehend auf die Beschreibung von Maßnahmen, sehen von Interessen, Barrieren, Spezifika von Stakeholdern und weiteren Hintergründen, überhaupt von Menschen als politischen Entscheidungsträgern, weitgehend ab und bleiben, soweit sie zu Handlungsempfehlungen kommen, merkwürdig ab-strakt. Eine wissenschaftliche Relevanz ist kaum, eine pragmatische nur sehr bedingt gegeben.
Dass der Beitrag eigentlich besser in ein Bibliotheksblatt gehören, würde ich auch sagen, wenn es denn ein praxisorientieres deutschsprachiges Open-Access-Journal gäbe. Dies nur am Rande. Wichtig ist mir hier eigentlich nur die letzte Bemerkung, dass eine pragmatische Relevanz nur bedingt gegeben sei. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt kaum im Open-Access-Kontext kaum ein Thema, zu dem mehr Austausch- und Forschungsbedarf besteht! Content-Akquise ist ein mühseliges Geschäft. Der Aufbau eines Best-Practice-Werkzeugkastens wird von jedem Repository-Betreiber jubelnd begrüßt werden.
Und somit haben wir schon mal eine Session-Idee fürs #Bib4.