Aus “Password” wird “Open Password”

Willi Bredemeiers Password wurde kürzlich eingestellt. Als Nachfolger steht nun Open Password bereit. Im Mission-Statement findet sich folgender Passus:

„Open Password“ fühlt sich dem ethischen Impetus der Open-Access-Bewegung verpflichtet. Alle Beiträge können kostenfrei herunter geladen oder per E-Mail bezogen werden.

Open Access meint mehr als bloßen Download. Aus der Berliner Erklärung (PDF):

Die Urheber und die Rechteinhaber solcher Veröffentlichungen gewähren allen Nutzern unwiderruflich das freie, weltweite Zugangsrecht zu diesen Veröffentlichungen und erlauben ihnen, diese Veröffentlichungen – in jedem beliebigen digitalen Medium und für jeden verantwortbaren Zweck – zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird. (Die Wissenschaftsgemeinschaft wird, wie schon bisher, auch in Zukunft Regeln hinsichtlich korrekter Urheberangaben und einer verantwortbaren Nutzung von Veröffentlichungen definieren) Weiterhin kann von diesen Beiträgen eine geringe Anzahl von Ausdrucken zum privaten Gebrauch angefertigt werden.

Wenn als Zielgruppen u.a. Informationswissenschaftler und “Informationspolitiker” angesprochen werden, sollte hier mit gängigen Definitionen gearbeitet werden. Open Password steht anscheinend nicht unter einer freien Lizenz. Re-Use ist nicht vorgesehen, von Open Access kann also keine Rede sein. Dies lässt sich natürlich noch beheben, bis jetzt heißt es schließlich noch: Password entsteht. In diesem Sinne ist den Password-MacherInnen viel Spaß und Erfolg zu wünschen.

PS: Und ich hoffe, dass der Push-Dienst nun ordentlich verlinkt, auch bei Tweets.

[via Inetbib]

Kritik der Informationswissenschaft – kleiner Widerspruch im Detail

Willi Bredemeier nimmt im neuesten Teil seiner “Kritik der Informationswissenschaft” wieder einzelne Beiträgen aus dem Tagungsband “Information: Droge, Ware oder Commons? : Wertschöpfungs- und Transformationsprozesse auf den Informationsmärkten” unter die Lupe. Zu Jan Steinbergs “Instrumente der Überzeugungsarbeit : ­ Etablierung des Open-Access an Hochschulen” schreibt er:

Beschreibung: Der Autor vom Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg sieht als “herausragende Chance der Hochschulbibliotheken” die “Nähe zu den Wissenschaftlern an den Hochschulen in Verbindung mit Überzeugungskraft und Kreativität…, um die für den Open Access notwendige qualitative und quantitative Durchdringung zu erreichen.” Der Beitrag will “mögliche Instrumente zur Etablierung des Open Access an Hochschulen” benennen. Es werden Gründe für Open Access, Open-Access-nahe Modelle sowie die Hochschulen und Bibliotheken als Handlungsträger thematisiert.

Bewertung: Wenn weitgehend bekannte Positionen um Open Access referiert werden, kann ein Neuheitscharakter nicht gegeben sein. Der Verfasser geht über die Interessentenposition einer Hochschulbibliothek hinaus, indem er zusätzlich die Hochschule als Handlungsträger thematisiert. Dennoch fragt sich, ob die Erwägungen nicht besser in ein Bibliotheksblatt als auf eine informationswissenschaftliche Tagung gehört hätten. Die Erörterungen beschränken sich weitgehend auf die Beschreibung von Maßnahmen, sehen von Interessen, Barrieren, Spezifika von Stakeholdern und weiteren Hintergründen, überhaupt von Menschen als politischen Entscheidungsträgern, weitgehend ab und bleiben, soweit sie zu Handlungsempfehlungen kommen, merkwürdig ab-strakt. Eine wissenschaftliche Relevanz ist kaum, eine pragmatische nur sehr bedingt gegeben.

Dass der Beitrag eigentlich besser in ein Bibliotheksblatt gehören, würde ich auch sagen, wenn es denn ein praxisorientieres deutschsprachiges Open-Access-Journal gäbe. Dies nur am Rande. Wichtig ist mir hier eigentlich nur die letzte Bemerkung, dass eine pragmatische Relevanz nur bedingt gegeben sei. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt kaum im Open-Access-Kontext kaum ein Thema, zu dem mehr Austausch- und Forschungsbedarf besteht! Content-Akquise ist ein mühseliges Geschäft. Der Aufbau eines Best-Practice-Werkzeugkastens wird von jedem Repository-Betreiber jubelnd begrüßt werden.

Und somit haben wir schon mal eine Session-Idee fürs #Bib4.

Rettung für FIZ Technik?

Am 23. November wurde das Wissenschaftlich Technische Informationszentrum (WTI-Frankfurt eG) gegründet. Die Nähe des Namens zum Fachinformationszentrum ist kein Zufall. Beim WTI handelt es sich um ein von den Mitarbeitern des FIZ Technik gegründetes Unternehmen, dass das in der Insolvenz befindliche FIZ kaufen und retten möchte. Auf der Webseite zum “Fachinformations-Mitarbeiter-Buy-Out” heißt es:

Mit dem gegründeten Unternehmen sind die rechtliche Voraussetzung geschaffen, dem zuständigen Insolvenzverwalter in der ersten Dezemberwoche ein konkretes Angebot zur Übernahme des FIZ Technik vorzulegen. Die Chancen, dass die Gläubigerversammlung zustimmt, werden von der MBO-Gruppe als gut eingeschätzt. Zum einen steckt hinter dem Angebot ein strategisch und wirtschaftlich tragfähiges Konzept, zum anderen sind alle bisherigen Übernahme-Interessenten abgesprungen.

Wenn die WTI Frankfurt eG den Zuschlag für die Übernahme erhält, wird das neue Unternehmen umgehend Kontakt zu den Bestandskunden aufnehmnen. Ziel ist es, ein Angebot unterbreiten, damit in den entsprechenden Einrichtungen die Informationsdienste weiter erfolgreich genutzt werden können.

Hoffentlich findet sich so schnell wie möglich eine tragfähige Lösung für FIZ Technik. Denn laut Pressemitteilung, die an Kunden verschickt und u.a. im Blog der UB Chemnitz einsehbar ist, wurde der Geschäftsbetrieb der FIZ-Fachinformationszentrum-Technik-Inform GmbH zum 1. Dezember eingestellt:

Die FIZ-Technik-eigenen Datenbanken TEMA, DOMA, WEMA, ZDE, BEFO, TOGA, ENTEC, BERG, MEDITEC stehen bis 31.12.2010 für Recherchen zur Verfügung.

Für die Lizenzdatenbanken wie DKFL, RSWB, INSPEC u.a. wurde der Betrieb sofort eingestellt.

Die Nachricht, dass Datenbanken wie TEMA, DOMA oder WEMA in Zukunft nicht mehr verfügbar sein könnten, löst bei Ingenieuren natürlich helles Entsetzen aus. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie spart durch den abrupten Stopp der Unterstützung, die ohnehin nur bis 2012 laufen sollte, sagenhafte 3,3 Millionen Euro.

Dazu ein Zitat von Karl-Heinrich Grote, Dekan der Magdeburger Fakultät für Maschinenbau und Herausgeber des “Dubbel – Taschenbuch für den Maschinenbau”: “Mit diesem Aderlass ginge dem Standort Deutschland ein entscheidendes Stück Innovations- und Zukunftsfähigkeit verloren.” (im offenen Brief der Mitarbeiter an das BMWi (PDF))

Viele Informationen zu Perspektiven und Zukunft von FIZ Technik gibt es im Password-Pushdienst.