Großbritannien ist Partnerland der CeBIT 2014. Kombinieren wir das mit dem “Top-Thema Datability” bin ich mit der Erwartung zur CeBIT gegangen, von einem der Marktführer in Sachen Big Data etwas lernen zu können. Da wurde ich ein bißchen enttäuscht. Zu lernen und entdecken gab es dennoch einiges.
Einer der Stände, die ich aufsuchte, war der der Literaturverwaltungs-Suite Docear. Ziemlich viel Wissenswertes zu Docear gibt es im Literaturverwaltungsblog. Beim Standbesuch interessierten mich hauptsächlich die Kollaborations-Features. Denn:
Wer eine komfortable Lösung zur Kooperation möchte (Dateisynchronisierung, private Gruppen, …), und bereit ist dafür zu zahlen, wird bei Docear ebenfalls enttäuscht und sollte sich besser die Angebote von Zotero, Mendeley, etc. anschauen.
So richtig toll sind aber auch Zotero und Mendeley nicht für die kollaborative Literaturverwaltung. Leider traf ich keinen der Entwickler an. Angeblich wird daran gearbeitet, so steht es auch im Wikipedia-Artikel. Ich bin mal gespannt, was da noch kommt.
Mit Docear kann man halt die .bib Datenbank über git (oder was vergleichbares) gemeinsam verwalten. Wenn man git erstmal verstanden hat sollte das auch kein Problem mehr sein.
Aber was ist das Problem mit Kollaboration mit Zotero oder Mendeley? Das funktioniert doch eigentlich sehr flüssig bei beiden.
Hallo,
wir waren leider nur Montag und Dienstag auf der CeBIT. Wie würdest du dir denn das Kollaborationsfeature wünschen? Wir sind gerade in der Planungsphase und legen hoffentlich demnächst mit der Umsetzung los. Aber noch könnten wir Wünsche berücksichtigen 🙂
Vg
Jöran
@adam.smith
Besten Dank für die Rückmeldung! Zotero funktioniert gut, wenn man mit dem gebotenen Funktionsumfang und der Bedienung zufrieden ist. Ein Beispiel, das m.E. wesentlich ist: freie Felder definieren. Die Notwendigkeit dafür ist etwas, was mir in der Team-Arbeit, und auch in der Begleitung von Team-Arbeit, immer wieder begegnet. Ich möchte beispielsweise ein Feld, in dem ich festlege, auf Phase eines Projektes sich die Literatur bezieht. Oder ich möchte angeben, auf welchem Level ein Thema kommuniziert wird (Einsteiger, Fortgeschrittene, Profis). Oder ich habe ganz andere Infos, die ich dokumentbezogen notieren möchte, auf die ich jetzt gerade nicht komme.
Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass – ich nenne sie mal Nicht-Techies – Zotero sehr gewöhnungsbedürftig finden. Was ist ein RTF-Scan? Das kann man erklären, klar. Aber leider MUSS man es auch erklären.
Zur Klarstellung: Ich finde Zotero so tauglich, dass wir es jetzt offiziell als Schulungsalternative zu Citavi ins Programm genommen haben.
Zur Zusammenarbeit von Docear mit git finde ich da den Satz “Wenn man git erstmal verstanden hat sollte das auch kein Problem mehr sein.” sehr passend. Viele Leute verstehen es nicht, oder wollen es nicht verstehen. Das ist m.E. einer der elementaren Bausteine für den Citavi-Erfolg: es ist einfacher zu bedienen und hat eine einladende Oberfläche mit hübschen Erklärtexten überall.
PS: Als ich einem Prof kürzlich Zotero zeigte und Ghostery bei der Ansicht der Bibliothek gleich Google Analytics entdeckte, war das Thema Zotero sofort durch. Wäre PIWIK nicht eine nettere Alternative, falls das Tracking überhaupt notwendig ist?
@Joeran:
Auch Dir danke für die Rückmeldung! Sind Eure bisherigen Planungen irgendwo öffentlich dokumentiert?
Spontan fallen mir da Sachen ein wie: OS-unabhängig, Zusammenarbeit mit gängigen Textverarbeitungen, evtl. auch mit 1-2 Online-Vertretern (Google Docs), saubere Lösungen für Versionskonflikte und ganz wichtig: Features zur Projektkommunikation und -organisation (einschließlich der Möglichkeit, freie Felder zu definieren). Das kann ganz einfach gehalten sein, es sollte aber irgendeinen Kommunikationskanal und gewissen Gestaltungsfreiheiten hinsichtlich der Datenerfassung geben.
@CH – Danke für die Antwort,
ja, das mit den freien Feldern ist halt schwierig – wenn man Daten komplett bewglich halten will, ist halt Standardisierung nahezu unverzichtbar. Deshalb haben weder Mendeley noch Zotero – also die Programmen mit den meisten Gruppen und Online Funktionen – frei definierbare Felder. Bei Citavi ist das mit der Zusammenarbeit dafür halt sehr beschränkt. Für eine Arbeitsgruppe funktioniert das mit der lokalen Datenbank sicher super, aber sobald man keinen lokalen Server zur Verfügung hat ist halt Schluss. (Oder wenn jemand Mac oder Linux benutzt.)
Ich fand immer das man mit gut gesetzten Tags und Notizen in Zotero eigentlich alles lösen kann – gerade weil sich ja die Notizen auch nochmal einzeln taggen lassen. Aber klar, ohne solche Felder ist man weniger flexibel, aber dafür eben auch Nutzerfreundlicher und mächtiger sobald man über eine eng-definierte Arbeitsgruppe herause kooperiert. Zotero Nutzung ist z.B. verpflichtend für Beiträge zu IPCC reports – bei solchen Dimensionen gäbe das nur Chaos wenn Leute ihre eigenen Felder definieren.
Die Ansicht, dass Zotero für nicht-Techies schwierig ist, kann ich nicht teilen – hier in den USA wird das vermehrt schon in High Schools verwendet und gerade jüngere NutzerInnen nehmen das sehr schnell an. Klar gibt es auch Funktionen die ohne eine gewisse Dokumentation keinen Sinn machen (wobei RTF scan im Dialog selber finde ich ganz gut erklärt ist), aber die gibt es natürlich in Citavi auch (z.B. http://www.citavi.com/sub/manual4/en/index.html?team_system_requirements.html ). Mendeley macht das m.E. am wenigsten – die haben auch die meisten UX Experten im Team – aber für mich ist es damit auch zu unflexibel in der Nutzung.
Mein Verdacht ist, dass fast alle NutzerInnen sich an das erste Literaturverwaltungsprogramm das sie nutzen gewöhnen und alles was anders funktioniert zur Verwirrung führt. Wir sehen das in Zotero auch oft mit Umsteigenden von Endnote.
Was gs-analytics angeht: Ich hab mit der Zotero website nichts zu tun, aber in den USA gibt es auch die grundsätzliche google Antipathie nicht, so dass sich das, selbst an die für privacy concerns sehr aufgeschlossenen CHNM Entwickler gar nicht vermitteln ließe. Allerdings halte ich den Kampf gegen gs-analytics auch für verloren, wird ja auch bei Euch im Haus genutzt 😉 http://www.hs-hannover.de/impressum/disclaimer-und-haftungsauschluss/index.html
@CH
die erste version von docear mit collaboration wird in etwa so aussehen, dass wir eine online version der mind-mapping komponente anbieten ( siehe auch http://www.docear.org/2013/07/09/preview-of-docears-web-collaborative-mind-mapping-tool-to-be-presented-at-htw-in-berlin/ ). Damit wird man zeitgleich an seinen Mind Maps arbeiten können, ähnlich Google Docs, oder MindMeister. Eventuell wird man auch mit der Desktop Version von Docear diese Funktion haben. Zusätzlich wird eine Art Dropbox-Client dafür sorgen, dass Dateien wie z.B. PDFs zwischen verschiedenen Geräten synchronisiert werden.
Funktionen zur Kommunikation (Chat?) sind derzeit nicht geplant, zumindest nicht für 2014. Und besonders Nutzerfreundlich ist Docear ja leider auch nicht unbedingt. Wir haben hier zwar auch einige Verbesserungen vorgesehen aber ich denke, wem Zotero oder Mendeley schon zu kompliziert sind, der wird vermutlich auch Docear nicht mögen.