ChefredakteurIn gesucht für "Information – Wissenschaft & Praxis"

Der Password-Pushdienst weist auf die Suche nach einer neuen Chefredakteurin von “Information – Wissenschaft & Praxis” hin. Dazu Willi Bredemeier:

In der Tat kann man mit einem ökonomischen Kalkül nicht an eine mögliche Übernahme der Chefredakteurposition herangehen, da wenig mehr als eine Aufwandsentschädigung drin sein dürfte. Aber Reputation wäre sehr wohl zu gewinnen und die Arbeit selbst an der Frontlinie neuer Fragestellungen und in einem Kommunikationszentrum der Branche ist überaus interessant.

Es müsste doch noch Leute in unserer Branche geben, die das redaktionelle Handwerk verstehen und sich intrinsich motivieren lassen! Herr Kollege oder Frau Kollegin, melden Sie sich!

Warum sollte man sich dort melden? Damit man enorm viel Zeit und Arbeit ehrenamtlich in eine Zeitschrift steckt, die nur einer begrenzten Leserschaft zur Verfügung steht?

“Zum Login für DGI-Mitglieder für die Online-Version Information – Wissenschaft & Praxis”

Closed Access in den Bibliotheks- und Informationswissenschaften ist mir bis heute ein Rätsel. Warum sollte man seine Reichweite gerade in diesen Disziplinen grundlos einschränken? Insbesondere das Mitteilungsblatt des DGI sollte völlig selbstverständlich die Speerspitze bei der Wahl der Publikationsformen sein. Stattdessen verweilt man dort im Postkutschenzeitalter und verschickt zweimonatlich die Informationsdepeschen per Droschke an den Kreis der Eingeweihten und Abonnenten. Monika Bargmanns Artikel “Wein predigen und Wasser trinken? Theorie und Praxis von Open Access im österreichischen Bibliothekswesen” ist immer noch und auch für Deutschland aktuell.

Im Mai 2009 (!) hat Gerhard Fröhlich im Editorial der bislang einzigen OA-Ausgabe der IWP das Wesentliche zum Thema selbst zusammengefasst:

Das Papierjournal ist ein Kind der Postkutschenära und inzwischen überteuer und extrem langsam (bei Topjournalen in der Ökonomie verstreichen fünf bis sieben Jahre zwischen Manuskripteinreichung und Druck). Warum soll das Papierjournal auf ewig das zentrale Medium formaler Wissenschaftskommunikation bleiben? Welche Nachteile haben Papierpublikationen, welche Vorteile bieten digitale Technologien in Forschungs- und Wissenschaftskommunikation oder bei der Bekämpfung von Plagiat, Betrug und Täuschung? Es gibt „goldene“ und „grüne“ Wege zu Open Access, und vieles geschieht überhaupt informell im Verborgenen: Wie informieren sich WissenschaftlerInnen wirklich? Lesen sie überhaupt wissenschaftliche Zeitschriften und Bücher in Papierform, oder besorgen sie sich alle Informationen per E-Mail-Anfrage von den AutorInnen selbst? Wie arbeiten erfolgreiche E-Journals oder E-Archive (Closed oder Open Access)? Welche Finanzierungsmodelle bieten sich an? Welche organisatorisch-technischen Möglichkeiten haben wissenschaftliche Gesellschaften zur Förderung rationaler und rationeller Kommunikation? Open Access würde die Realisierung von Sir Karl Poppers wissenschaftstheoretischer Forderung nach der Öffentlichkeit aller wissenschaftlichen Methoden, nach „rücksichtsloser“ Kritik und kognitiver Konkurrenz erleichtern.

Die richtigen Fragen sind gestellt, die passenden Antworten sicherlich gefunden. Die Umsetzung jedoch lässt auf sich warten. Knapp 2 Jahre hätten eigentlich reichen müssen, um den Wandel zu vollziehen.