Elsevier-Testimonial für 1000 Euro: DGI

Auf der nächsten DGI-Konferenz werden Nachwuchsvorträge mit einem Best Paper Award ausgezeichnet:

Der 2010 erstmalig erfolgreich vergebene Preis wird wieder durch die Unterstützung des Wissenschaftsverlags Elsevier ermöglicht. Die langfristige Weiterführung der Partnerschaft zwischen der DGI und Elsevier unterstreicht das hohe Interesse von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft an der Förderung des Berufsnachwuchses.

Der beste Vortrag wird mit 500 Euro, der 2. und 3. Platz mit je 300 EUR und 200 EUR dotiert. Die Preisverleihung findet im feierlichen Rahmen der Abschlussveranstaltung der DGI-Konferenz am 23. März 2012 statt.

Mit satten 1000 Euro unterstreicht Elsevier also das “hohe Interesse”. Natürlich sind 200 Euro für den Drittplatzierten sicherlich netter als gar nichts. Und im Lebenslauf macht sich so ein Preis ja auch ganz gut. Angesichts der Profite Elseviers ist das jedoch kein Ausdruck hohen Interesses, sondern ein Witz. Für 1000 Euro bekommt man z.B. in der taz (PDF) eine Textteilanzeige von etwa 7 cm Höhe. In der Zeit (PDF) sind es etwa 1,8 cm, im Bibliotheksdienst (PDF) immerhin 2,5 Seiten. Da steht dann nicht mit dem Siegel einer Fachgesellschaft, wie sehr man sich für die Nachwuchsförderung in der Wissenschaft engagiert.

Ich muss jetzt davon ausgehen, dass dem DGI die sog. Zeitschriftenkrise bislang entgangen ist. Wer in den letzten 20 Jahren tiefgefroren oder auf einer einsamen Insel war, sei an dieser Stelle informiert: Die Preispolitik gerade des hier gepriesenen Nachwuchsförderers Elsevier sorgt dafür, dass der Nachwuchs nicht auf wissenschaftliche Informationen zugreifen kann. Wäre die DGI ein Verband für Meeresbiologie im Golf von Mexiko, hätte man sich vermutlich für BP als Sponsor entschieden. Im Umweltbereich nennt man das Greenwashing.

Liebe DGI-Organisatoren: Es gibt viele, viele mögliche Sponsoren, denen man ein Engagement für den Nachwuchs abnimmt. Da man von Elseviers bekundetem Interesse an “Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft” jedoch zwei abziehen muss: dieser Sponsor gehört nicht dazu.

Zur Anonymität im Web

Die Debatte um das Recht auf Anonymität im Web ist wieder einmal brandaktuell. Auf SpOn heißt es:

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat anlässlich der Anschläge in Norwegen ein Ende der Anonymität im Internet gefordert. “Politisch motivierte Täter wie Breivik finden heute vor allem im Internet jede Menge radikalisierter, undifferenzierter Thesen, sie können sich dort von Blog zu Blog hangeln und bewegen sich nur noch in dieser geistigen Sauce”, sagte Friedrich dem SPIEGEL.

Was natürlich auch eine radikale, undifferenzierte These ist. Auch für Google-CEO Eric Schmidt ist Anonymität nicht notwendig.


Warum ist Anonymität so wichtig? In letzter Zeit gab es dazu so viele kluge Kommentare, das ich hier einfach mal ein paar aufliste.

Das Recht auf Pseudonymität wird weltweit überall und immer wieder diskutiert. Eine schöne Kampagnenseite dazu ist My Name is me. Dort stellen Menschen verschiedenster Hintergründe vor, warum sie für dieses Recht einstehen. Darunter sind Promis wie Clay Shirky, aber auch virtuelle Identitäten wie Gwyneth Llewelyn.

Hier auf Infobib war das Thema Anonymität vor geraumer Zeit ebenfalls aktuell.

Ich habe heute zwei Mails erhalten, in denen ich gefragt wurde, ob man bei Infobib anonym kommentieren könne, da es nicht immer opportun sei, wenn die Vorgesetzten bestimmte Meinungen mit bestimmten Personen in Einklang bringen könnten.

Im immer wieder gern zitierten Code of Ethics wird auf den Wert der freien Meinungsbildung, zu der m.E. auch die freie Meinungsäußerung gehört, verwiesen:

Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab.

“Wir”, das sind in diesem Zusammenhang die Mitglieder des BID. Bibliothekswesen, das sind die Leute, die so etwas wie die PND aufbauen. Wer beruflich Pseudonyme sammelt, sollte ihren Wert kennen. Also flugs einen Blick geworfen auf die flammenden Statements wider die Einschränkung der freien Meinungsbildung!

Auf den Seiten des Goethe-Instituts (ebenfalls BID-Mitglied) habe ich zwar nichts aktuelles gefunden, dort finden sich aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aussagen zur Wichtigkeit der Anonymität für die freie Meinungsbildung.

Was sagt uns das? Wird der zitierten Passage im Code of Ethics keine Bedeutung zugemessen? Wird die Wichtigkeit des Rechts auf Pseudonyme nicht erkannt? Gibt es keine personellen Spielräume, um derart politisch aktiv zu werden? Was auch immer der Grund ist: ein Code of Ethics, der in solchen Fällen nicht greift, ist die Bytes nicht wert, die seinetwegen transportiert werden müssen.

References

References
1 Beim DBV sucht man aktuell eine/n Referent/in für politische Kommunikation. Tut sich da was?

Kommentare zu IWP/de Gruyter

Wirklich positive Kommentare zur Entscheidung der DGI, mit IWP zu de Gruyter zu wechseln, habe ich nicht gefunden. Ein bißchen Verständnis für eventuelle Sorgen und Nöte.

Blogs

Mails in Inetbib

Jakob Voss:

Da kam die Session “Auf dem Goldenen Weg zu Open Access” am 9.6. auf dem Bibliothekartag wohl zu spät (siehe http://is.gd/XYLWxl):

Annette Kustos:

In der Tat also schade, dass eine Einrichtung aus dem Bereich IuD hier den Schritt nach OA nicht wagt. Ein bisschen schwierig nun, ein neues Themenheft zu OA…. Andererseits ist selber machen müssen immer anders.

Eberhard R. Hilf:

Im Falle einer Fachgesellschaft ist zudem dieser Schritt problematisch, da ja gerade die DGI auch fachpolitisch zum Thema Informationsmanagement in der Wissenschaft taetig sein sollte, und dies sich auch in ihrem Journal wiederspiegeln sollte. Bei anderen Fachgesellschaften, die einen vergleichbaren Schritt gemacht hatten, weiss man, dass diese Unabhaengigkeit eben nicht mehr gegeben wird.

Rainer Kuhlen:

Ich hatte auch dringend von einer Nicht-OA-Lösung abgeraten, sehe allerdings auch die besondere Lage einer Gesellschaft wie der DGI. In der Tat wird man abwarten, wie sich das entwickelt und wie liberal deGruyter mit dem Zugriff und der Langzeitsicherung umgeht. Auch dieses wird über die Reputation einer Z. entscheiden.

Die Diskussion wird sicherlich weitergehen, hoffentlich auch unter Beteiligung der DGI.

IWP auch in Zukunft hinter Schloss und Riegel

Manuela Meinl freute sich am 11. Juni 2001, in Inetbib darüber informieren zu dürfen, dass “Information. Wissenschaft und Praxis (IWP)“ ab 2012 im Verlag De Gruyter erscheinen wird.

Der Vorstand der DGI erwartet von der Zusammenarbeit mit De Gruyter neben einer größeren wissenschaftlichen Reputation eine Erhöhung der Reichweite der IWP sowie die Gewinnung weiterer Abonnenten im In- und Ausland. Die Zeitschrift wird sechs Mal im Jahr gedruckt und online erscheinen. Sie wird wie bisher wissenschaftliche Originalbeiträge, praxisorientierte Fachbeiträge, Tagungsberichte, Buchbesprechungen, Personalnachrichten und Mitteilungen aus der DGI, ihren Fachgruppen und dem professionellen Umfeld enthalten. Weiterhin ist sie auch Mitteilungsblatt der Fachgruppe Dokumentation im Deutschen Museumsbund, des Normenausschusses Bibliotheks- und Dokumentationswesen im DIN Deutsches Institut für Normung sowie der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken.

De Gruyter bietet Autoren mit Open Library (PDF) ein innovatives Open Access Modell für Zeitschriften und Buchreihen an:

de Gruyter bietet ein verlagsübergreifendes einheitliches Open Access Modell: Zum Preis von € 1.750 pro Artikel können Autoren ihre Beiträge für den Leser kostenfrei auf der Internetseite www.reference-global.com zugänglich machen. Unabhängig von der Disziplin und der Länge der Veröffentlichung, wird der Modus für Beiträge aus Zeitschriften, Buchreihen oder Sammelbänden angewandt. Für die Zukunft ist vorgesehen, bei einer 20%-igen kalkulatorischen Erlössteigerung durch Open Access die Produktpreise anzupassen.

Na, das ist doch ein Schnäppchen! Das gibt man doch gerne mal aus! Ist Stefan Gradmann, der den Vertrag mit de Gruyter als DGI-Präsident unterschrieb, nicht über das OJS-System seiner Universität informiert? Oder gab es tatsächlich gewichtige Gründe für die Entscheidung? Über “Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut” (übrigens auch in einer OJS-Zeitschrift) zu schreiben und dann unter anderem mit dem Argument der Abonnentengewinnung zu de Gruyter zu wechseln, scheint mir jedenfalls nicht besonders einleuchtend. Aber die DGI und besonders Herr Gradmann werden die Öffentlichkeit sicherlich in näherer Zeit über die Beweggründe aufklären.

Bis dahin gilt für mich: Wer veröffentlichen möchte, sollte seine Werke auch tatsächlich der Öffentlichkeit zugänglich machen und sie nicht hinter Paywalls verstecken. Es wird Zeit, alle alles lesen zu lassen. Liebe AutorInnen, lasst Toll Access zumindest für Bibliotheks- und Informationswissenschaften bitte sterben! Reicht einfach keine Paper mehr ein! Wenn niemand für Toll-Access-Journals schreibt, müssen die Herausgeber zwangsläufig reagieren.

ChefredakteurIn gesucht für "Information – Wissenschaft & Praxis"

Der Password-Pushdienst weist auf die Suche nach einer neuen Chefredakteurin von “Information – Wissenschaft & Praxis” hin. Dazu Willi Bredemeier:

In der Tat kann man mit einem ökonomischen Kalkül nicht an eine mögliche Übernahme der Chefredakteurposition herangehen, da wenig mehr als eine Aufwandsentschädigung drin sein dürfte. Aber Reputation wäre sehr wohl zu gewinnen und die Arbeit selbst an der Frontlinie neuer Fragestellungen und in einem Kommunikationszentrum der Branche ist überaus interessant.

Es müsste doch noch Leute in unserer Branche geben, die das redaktionelle Handwerk verstehen und sich intrinsich motivieren lassen! Herr Kollege oder Frau Kollegin, melden Sie sich!

Warum sollte man sich dort melden? Damit man enorm viel Zeit und Arbeit ehrenamtlich in eine Zeitschrift steckt, die nur einer begrenzten Leserschaft zur Verfügung steht?

“Zum Login für DGI-Mitglieder für die Online-Version Information – Wissenschaft & Praxis”

Closed Access in den Bibliotheks- und Informationswissenschaften ist mir bis heute ein Rätsel. Warum sollte man seine Reichweite gerade in diesen Disziplinen grundlos einschränken? Insbesondere das Mitteilungsblatt des DGI sollte völlig selbstverständlich die Speerspitze bei der Wahl der Publikationsformen sein. Stattdessen verweilt man dort im Postkutschenzeitalter und verschickt zweimonatlich die Informationsdepeschen per Droschke an den Kreis der Eingeweihten und Abonnenten. Monika Bargmanns Artikel “Wein predigen und Wasser trinken? Theorie und Praxis von Open Access im österreichischen Bibliothekswesen” ist immer noch und auch für Deutschland aktuell.

Im Mai 2009 (!) hat Gerhard Fröhlich im Editorial der bislang einzigen OA-Ausgabe der IWP das Wesentliche zum Thema selbst zusammengefasst:

Das Papierjournal ist ein Kind der Postkutschenära und inzwischen überteuer und extrem langsam (bei Topjournalen in der Ökonomie verstreichen fünf bis sieben Jahre zwischen Manuskripteinreichung und Druck). Warum soll das Papierjournal auf ewig das zentrale Medium formaler Wissenschaftskommunikation bleiben? Welche Nachteile haben Papierpublikationen, welche Vorteile bieten digitale Technologien in Forschungs- und Wissenschaftskommunikation oder bei der Bekämpfung von Plagiat, Betrug und Täuschung? Es gibt „goldene“ und „grüne“ Wege zu Open Access, und vieles geschieht überhaupt informell im Verborgenen: Wie informieren sich WissenschaftlerInnen wirklich? Lesen sie überhaupt wissenschaftliche Zeitschriften und Bücher in Papierform, oder besorgen sie sich alle Informationen per E-Mail-Anfrage von den AutorInnen selbst? Wie arbeiten erfolgreiche E-Journals oder E-Archive (Closed oder Open Access)? Welche Finanzierungsmodelle bieten sich an? Welche organisatorisch-technischen Möglichkeiten haben wissenschaftliche Gesellschaften zur Förderung rationaler und rationeller Kommunikation? Open Access würde die Realisierung von Sir Karl Poppers wissenschaftstheoretischer Forderung nach der Öffentlichkeit aller wissenschaftlichen Methoden, nach „rücksichtsloser“ Kritik und kognitiver Konkurrenz erleichtern.

Die richtigen Fragen sind gestellt, die passenden Antworten sicherlich gefunden. Die Umsetzung jedoch lässt auf sich warten. Knapp 2 Jahre hätten eigentlich reichen müssen, um den Wandel zu vollziehen.

DGI-Praxistage 2011: „Information: gift or poison? – Die Kompetenz entscheidet!“

Aus einer Pressemeldung des DGI:

Am 7. und 8. April werden die DGI-Praxistage 2011 mit dem Thema „Information: gift or poison? Die Kompetenz entscheidet!“ im Best Western Queens Hotel Karlsruhe starten. Die DGI-Praxistage 2011 laden zum intensiven Erfahrungsaustausch und werden vor allem Problemstellungen, Anwendungen und Entwicklungen aus dem Arbeitsalltag behandeln, also wie es im Untertitel heißt, Trends, Updates, Change, Management, thematisieren. Die DGI-Praxistage 2011 richten sich an Information Professionals und Entscheider aus allen Geschäftsfeldern in Unternehmen, aber auch an alle, die mehr über den kompetenten Umgang mit Informationen in Unternehmen erfahren wollen. Mit einem neuen Konzept, das viel Raum für Diskussionen und den Austausch kontroverser Positionen lässt, will die DGI ihren Mitgliedern, Interessenten und Partnern Gelegenheit zur aktuellen Fortbildung und persönlichen Begegnung bieten. Lassen Sie sich diese nicht entgehen!

Programm, Anmeldung und weitere Informationen: dgi-praxistage.de.

Neues Biblioblog: beyondthejournal.net

Im Willkommensposting heißt es:

Auf beyondthejournal.net werden Lambert Heller und ich in den kommenden Wochen einige Überlegungen zur informationswissenschaftlichen Zeitschrift der Zukunft veröffentlichen.

Unsere Überlegungen basieren auf einem längeren Diskussionsprozesses, den wir analog und digital geführt haben. Wir bedanken uns bei allen, die diesen Prozess bereichert bisher haben, und laden alle Interessierten ein, diese Diskussionen mit uns fortzuführen.

Einige der hier veröffentlichten Gedanken sind das Ergebnis eines Beitrages, den wir für die 1. DGI-Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) geschrieben haben.

Das Thema war ja auch hier kürzlich noch aktuell und heiß diskutiert.

Im ersten “richtigen” Posting gibt es erst einmal eine Ist-Aufnahme der deutschsprachigen Fachzeitschriften.