Über 60 Einrichtungen ohne Elsevier

Voraussichtlich keine Volltexte von Zeitschriften des Elsevier-Verlags ab dem 1.1.2017:

Für rund 60 namhafte Wissenschaftseinrichtungen werden ab dem 1. Januar 2017 voraussichtlich keine Volltexte von Zeitschriften des Verlages Elsevier mehr zur Verfügung stehen. Hierzu gehört auch die Universität Göttingen mit 440 Zeitschriften.

Was verändert Peer Review?

Martin Klein, Peter Broadwell, Sharon E. Farb, Todd Grappone: Comparing Published Scientific Journal Articles to Their Pre-print Versions

Abstract:

Academic publishers claim that they add value to scholarly communications by coordinating reviews and contributing and enhancing text during publication. These contributions come at a considerable cost: U.S. academic libraries paid $1.7 billion for serial subscriptions in 2008 alone. Library budgets, in contrast, are flat and not able to keep pace with serial price inflation. We have investigated the publishers’ value proposition by conducting a comparative study of pre-print papers and their final published counterparts. This comparison had two working assumptions: 1) if the publishers’ argument is valid, the text of a pre-print paper should vary measurably from its corresponding final published version, and 2) by applying standard similarity measures, we should be able to detect and quantify such differences. Our analysis revealed that the text contents of the scientific papers generally changed very little from their pre-print to final published versions. These findings contribute empirical indicators to discussions of the added value of commercial publishers and therefore should influence libraries’ economic decisions regarding access to scholarly publications.

Hier geht’s zum Volltext.

[via @hdvsomp]

Springer-Zugriff zu teuer für Russland

Da zu viele ausstehende Zahlungen aufgelaufen seien, hat Springer russischen Universitäten den Zugriff auf Springer-Publikationen gekappt, so berichtet Studenttimes.com. Die russische Regierung sei nicht in der Lage, die Subskriptionsgebühren zu zahlen.

According to a spokesperson from the Russian Ministry of Education and Science, the Russian Foundation for Basic Research, one of Russia’s state agencies, which is responsible for the development of national science, is unable to pay for subscriptions for scientific journals and magazines published by Springer due to a sharp devaluation of the Russian ruble this year.

Es geht um ungefähr eine Million US$. Weitere Verlage könnten nachziehen.

[via Richard Poynder]

Die französische Zeitschriftenabo-Abbestellungs-Epidemie

Teil der Operation Frühjahrsputz 2014, in deren Verlauf angefangene und nie beendete Postings einfach so veröffentlicht werden.

In An Epidemic of Journal Subscription Cancellations schreibt Laurence Bianchini über die Zeitschriftenabo-Kündigungen verschiedener Universitätsbibliotheken. Sie sorgt sich, dass die Zeitschriftenkrise auf dem Rücken der Wissenschaftlerinnen ausgefochten wird.

Scientists need access to publications. It is troubling to see such situations end up in bilateral disagreement and subscription cancellations en masse. The mission of consortiums is to protect researchers by negotiating for fair prices. When conflicts like this occur, they expect to have the support of researchers, which is not always the case. “Some researchers contacted us after the Science subscription was cancelled,” says Emeline Dalsorg. “When we explain to them, they understand the decision that was made and try to access publications via other subscriptions, like those of the CNRS.” In other cases, the consortium’s refusal gets much less support from researchers. On the contrary, they express disillusioned incomprehension, even a feeling of betrayal toward the negotiators who cut off their access to journals indispensable to carrying out quality research.

Berechtigte Bedenken. Doch wenn Konsortien nicht zeigen, dass sie Verhandlungen in Ermangelung akzeptabler Bedingungen auch scheitern lassen können, ist die ohnehin nicht besonders starke Verhandlungsposition noch weiter geschwächt.

Board des Journal of Library Administration tritt zurück

Der ubiquitious librarian berichtet über die Hintergründe:

“Authors find the author agreement unclear and too restrictive and have repeatedly requested some form of Creative Commons license in its place.”

“After much discussion, the only alternative presented by Taylor & Francis tied a less restrictive license to a $2995 per article fee to be paid by the author. As you know, this is not a viable licensing option for authors from the LIS community who are generally not conducting research under large grants.”

Elsevier-Testimonial für 1000 Euro: DGI

Auf der nächsten DGI-Konferenz werden Nachwuchsvorträge mit einem Best Paper Award ausgezeichnet:

Der 2010 erstmalig erfolgreich vergebene Preis wird wieder durch die Unterstützung des Wissenschaftsverlags Elsevier ermöglicht. Die langfristige Weiterführung der Partnerschaft zwischen der DGI und Elsevier unterstreicht das hohe Interesse von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft an der Förderung des Berufsnachwuchses.

Der beste Vortrag wird mit 500 Euro, der 2. und 3. Platz mit je 300 EUR und 200 EUR dotiert. Die Preisverleihung findet im feierlichen Rahmen der Abschlussveranstaltung der DGI-Konferenz am 23. März 2012 statt.

Mit satten 1000 Euro unterstreicht Elsevier also das “hohe Interesse”. Natürlich sind 200 Euro für den Drittplatzierten sicherlich netter als gar nichts. Und im Lebenslauf macht sich so ein Preis ja auch ganz gut. Angesichts der Profite Elseviers ist das jedoch kein Ausdruck hohen Interesses, sondern ein Witz. Für 1000 Euro bekommt man z.B. in der taz (PDF) eine Textteilanzeige von etwa 7 cm Höhe. In der Zeit (PDF) sind es etwa 1,8 cm, im Bibliotheksdienst (PDF) immerhin 2,5 Seiten. Da steht dann nicht mit dem Siegel einer Fachgesellschaft, wie sehr man sich für die Nachwuchsförderung in der Wissenschaft engagiert.

Ich muss jetzt davon ausgehen, dass dem DGI die sog. Zeitschriftenkrise bislang entgangen ist. Wer in den letzten 20 Jahren tiefgefroren oder auf einer einsamen Insel war, sei an dieser Stelle informiert: Die Preispolitik gerade des hier gepriesenen Nachwuchsförderers Elsevier sorgt dafür, dass der Nachwuchs nicht auf wissenschaftliche Informationen zugreifen kann. Wäre die DGI ein Verband für Meeresbiologie im Golf von Mexiko, hätte man sich vermutlich für BP als Sponsor entschieden. Im Umweltbereich nennt man das Greenwashing.

Liebe DGI-Organisatoren: Es gibt viele, viele mögliche Sponsoren, denen man ein Engagement für den Nachwuchs abnimmt. Da man von Elseviers bekundetem Interesse an “Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft” jedoch zwei abziehen muss: dieser Sponsor gehört nicht dazu.

Zeitschriftenpreise explodieren weiter

Oliver Obst macht in Medinfo auf Preissteigerungen bei wissenschaftlichen Zeitschriften aufmerksam:

* American Journal of Medicine (Elsevier) +26%
* Archives of Internal Medicine (AMA): +41%
* JAMA (AMA): +45%
* Journal of Continuing Education in the Health Professions (Wiley): +62%
* Lancet (Elsevier): +23%
* Medical Teacher (Informa): +24%
* New England Journal of Medicine (Massachusetts Medical Society):
+30%

Die Zeitschriftenkrise ist noch längst nicht vorbei. Liebe WissenschaftlerInnen, wenn Ihr einen Ausweg aus diesem Dilemma sucht, Ihr findet ihn hier.

Wer weitere Beispiele beisteuern kann, möge dies bitte drüben bei Medinfo machen.

American Chemical Society spart Papier

CC: BY von Edlef Stabenau
CC: BY von Edlef Stabenau

Kürzlich bekam ich drei Zeitschriften der American Chemical Society in die Hände, die von aussen einen völlig normalen Eindruck machen. Wenn man aber die Hefte, die im DIN A4-Format vorliegen, aufschlägt, stellt man fest, dass auf jeder DIN A4-Seite zwei verkleinerte Seiten im Querformat untergebracht wurden.

Ob man bei vierstelligen Eurosummen für ein Jahresabo etwas mehr als Copyshop-Layout erwarten darf, kann der geneigte Betrachter drüben bei Netbib äußern.

Bayerns Bibliotheken leiden

Deutliche Worte von Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel: In einem Bericht an den Hochschulausschuss des bayerischen Landtags nimmt er Stellung zur Situation der wissenschaftlichen Bibliotheken und warnt vor „einer chronischen Unterversorgung“.

So steht es zumindest im Nordbayerischen Kurier. Der Bericht selbst dient als interne Beratungsgrundlage für die Abgeordneten, wie mir vom Büro des Ausschusses sehr zügig mitgeteilt wurde, und kann daher nicht eingesehen werden. Aber Bayern gilt hierzublog eh nicht als besonders auskunftsfreudig.