"Mustergesellschaftsverträge" für bibliothekarische GmbHs

Es gibt meines Wissens nicht viele Bibliotheken in Deutschland, die als GmbH oder gGmbH geführt werden. Die Stadtbibliothek Gütersloh GmbH ist das prominenteste Beispiel, mit der Bertelsmann-Stiftung als Gesellschafter. Dies passt im doppelten Sinne, da die “gemeinnützige Stiftung” nicht nur in Gütersloh ansässig, sondern auch maßgeblicher Vorreiter der Privatisierungsidee in Deutschland ist. Auch die ekz ist in diesem Feld aktiv.

Wer sich dafür interessiert, wie die Gesellschaftsverträge aussehen können, sollte einen Blick in “GmbH als Rechtsform für Bibliotheken” von Sabine Kurth [1]Kurth, Sabine (1998): GmbH als Rechtsform für Bibliotheken. Köln (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 11). Online verfügbar unter … Continue reading werfen. Im Anhang ist nicht nur der Gesellschaftsvertrag zwischen der Stadt Gütersloh und der Bertelsmann-Stiftung zu finden, sondern auch ein Mustergesellschaftsvertrag der ekz.

Interessant finde ich den sechsten Paragraphen “Rechtsbeziehungen zur ekz Einkaufszentrale für Bibliotheken GmnbH [sic!] (ekz)” (S. 44):

Die Gesellschaft ist verpflichtet, sämtliche von ihr anzuschaffenden Medien (Bücher, Tonträger, Filme, Software etc.) sowie Bibliotheksmöbel- und material über die ekz zu erwerben. Ausnahmsweise können Medien mit Zustimmung der ekz bei lokalen Händlern erworben werden. Dies gilt insbesondere für örtliche/regionale Literatur.

Zusätzlich erklärt sich die ekz bereit, ihr Know-how betreffend Einrichtung und Betrieb von Bibliotheken zur Verfügung stellen und – gegen Berechnung – die Buchhaltung und weitere Dienstleistungen für die Gesellschaft erbringen.

Unterscheidet sich die Beratung der ekz in Einrichtungsfragen von der Bank- und Versicherungsberatung, bei der natürlich liebend gerne eigene Produkte angepriesen werden? Das würde mich sehr interessieren, Kommentare dazu (wie immer auch pseudonym oder anonym) würde ich sehr gerne sehen. Es gibt ja inzwischen einige Bibliotheken mit GmbH-Erfahrung. [2]Notiz am Rande: Die Stadtbibliothekek Siegburg war von 1999 bis 2011 eine GmbH mit ekz-Beteiligung und wurde wohl wieder in eine AöR überführt mit den Zielen, Synergien, Einsparungen und die … Continue reading

References

References
1 Kurth, Sabine (1998): GmbH als Rechtsform für Bibliotheken. Köln (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 11). Online verfügbar unter http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/2002/fh-koeln/band011.pdf, zuletzt geprüft am 19.12.2012.
2 Notiz am Rande: Die Stadtbibliothekek Siegburg war von 1999 bis 2011 eine GmbH mit ekz-Beteiligung und wurde wohl wieder in eine AöR überführt mit den Zielen, Synergien, Einsparungen und die Schaffung einer ausreichenden Eigenkapital- und Finanzausstattung zu schaffen. Gemeinhin nimmt man ja an, genau dies seien die Ziele einer Privatisierung. In Schriesheim wurde das Experiment schon 2004 beendet.

Zur Anonymität im Web

Die Debatte um das Recht auf Anonymität im Web ist wieder einmal brandaktuell. Auf SpOn heißt es:

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat anlässlich der Anschläge in Norwegen ein Ende der Anonymität im Internet gefordert. “Politisch motivierte Täter wie Breivik finden heute vor allem im Internet jede Menge radikalisierter, undifferenzierter Thesen, sie können sich dort von Blog zu Blog hangeln und bewegen sich nur noch in dieser geistigen Sauce”, sagte Friedrich dem SPIEGEL.

Was natürlich auch eine radikale, undifferenzierte These ist. Auch für Google-CEO Eric Schmidt ist Anonymität nicht notwendig.


Warum ist Anonymität so wichtig? In letzter Zeit gab es dazu so viele kluge Kommentare, das ich hier einfach mal ein paar aufliste.

Das Recht auf Pseudonymität wird weltweit überall und immer wieder diskutiert. Eine schöne Kampagnenseite dazu ist My Name is me. Dort stellen Menschen verschiedenster Hintergründe vor, warum sie für dieses Recht einstehen. Darunter sind Promis wie Clay Shirky, aber auch virtuelle Identitäten wie Gwyneth Llewelyn.

Hier auf Infobib war das Thema Anonymität vor geraumer Zeit ebenfalls aktuell.

Ich habe heute zwei Mails erhalten, in denen ich gefragt wurde, ob man bei Infobib anonym kommentieren könne, da es nicht immer opportun sei, wenn die Vorgesetzten bestimmte Meinungen mit bestimmten Personen in Einklang bringen könnten.

Im immer wieder gern zitierten Code of Ethics wird auf den Wert der freien Meinungsbildung, zu der m.E. auch die freie Meinungsäußerung gehört, verwiesen:

Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab.

“Wir”, das sind in diesem Zusammenhang die Mitglieder des BID. Bibliothekswesen, das sind die Leute, die so etwas wie die PND aufbauen. Wer beruflich Pseudonyme sammelt, sollte ihren Wert kennen. Also flugs einen Blick geworfen auf die flammenden Statements wider die Einschränkung der freien Meinungsbildung!

Auf den Seiten des Goethe-Instituts (ebenfalls BID-Mitglied) habe ich zwar nichts aktuelles gefunden, dort finden sich aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aussagen zur Wichtigkeit der Anonymität für die freie Meinungsbildung.

Was sagt uns das? Wird der zitierten Passage im Code of Ethics keine Bedeutung zugemessen? Wird die Wichtigkeit des Rechts auf Pseudonyme nicht erkannt? Gibt es keine personellen Spielräume, um derart politisch aktiv zu werden? Was auch immer der Grund ist: ein Code of Ethics, der in solchen Fällen nicht greift, ist die Bytes nicht wert, die seinetwegen transportiert werden müssen.

References

References
1 Beim DBV sucht man aktuell eine/n Referent/in für politische Kommunikation. Tut sich da was?

EKZ bittet um Spenden

Die EKZ bittet um Spenden. Mit einer Gutscheinaktion wirbt sie: “Machen Sie Ihrer Bibliothek ein Geschenk!”

Der bibliotheksbegeisterte Bürger soll der EKZ Geld überweisen, dass dann in voller Höhe – ohne Abzüge für Verwaltungsaufwand etc. – der Bibliothek in Zeiten sinkender kommunaler Gewerbesteuereinnahmen zugute kommen soll. Klingt nach einer guten Aktion! Dazu Jürgen Plieninger:

sinkende kommunale Gewerbesteuereinnahmen! Wie wäre es, wenn man deshalb mit dem örtlichen Buchhandel kooperierte, der ja schließlich auch Gewerbesteuerzahler ist?

Könnte man die Aktion also auch einfach umbenennen in “Machen Sie der EKZ ein Geschenk”? Im neuerdings im Plan3t.info enthaltenen Blog Ultra Biblioteka macht sich DonBib Gedanken zum selben Thema und schlägt vor:

Was können also Bürgerinnen und Bürger tun um Ihrer Bibliothek ein dauerhaftes Geschenk zu bereiten?
Richtig: Sie können sich engagieren. Sie können ihren lokalen politischen Parteien auf die Finger gucken und sagen: „Macht was, die Bibliothek ist uns wichtig!“. Diese Variante ist wesentlich nachhaltiger als ein einmaliges Büchergeschenk an die Bibliothek. Denn, auch wenn es viele die nur täglich ihre Lokalzeitung lesen und dann meckern vergessen haben, Sie selbst wählen ihre politischen Vertreter. Wer also z.B. in Berlin was tun möchte, der klappert die Wahlkampfstände der Parteien ab und fragt, was diese denn für die lokalen Bibliotheken tun wollen.

PS: Ultra Biblioteka hat schon einige lesenswerte Postings. Einfach mal reingucken!

ekz richtet die neue Stadtbibliothek Salzburg ein

Die Österreich-Niederlassung der ekz.bibliotheksservice GmbH mit Hauptsitz in Reutlingen hat den Zuschlag für die Einrichtung der Stadtbibliothek Salzburg erhalten. Mit dem Bauprojekt “Neue Mitte Lehen” entsteht in der Mozartstadt eine der modernsten Stadtbibliotheken Europas. Die Eröffnung ist für Januar 2009 geplant.

[via ekz.de]

Neuer Bibliothekarischer Direktor für die ekz.bibliotheksservice GmBH

Andreas Mittrowann, der bisher für den Transfer an kommunale Entscheider im Kompetenzzentrum Kommunen und Regionen bei der Bertelsmann Stiftung verantwortlich war, wird ab nächstem Jahr neuer Bibliothekarischer Direktor der ekz.bibliotheksservice GmbH, das beschloss der Aufsichtsrat in seiner Frühjahrssitzung.
Er wird damit Nachfolger von Henner Grube, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.

[via ekz]

[Pressemeldung bei openPR]