Onleihe macht Bibliotheken zum Buchhandelsschaufenster

Über den neuesten Unsinn zur Onleihe muss ich mich nicht selbst aufregen, das haben andere schon für mich gemacht. Lesenswert:

Jürgen Plieninger in Netbib:

Stellen Sie sich eine Stadtbücherei vor: Wenn ein Buch ausgeliehen wird, kommt eine örtliche Buchhandlung und stellt einen Stellvertreter ein, auf dem dafür geworben wird, doch das Buch zu kaufen, anstatt zu warten, bis es wieder im Regal auftaucht. […]
Ob die Bibliotheken hier nicht die Gewinner sind? – Schließlich könnten sie doch verschiedene Buchhandlungen und Lieferanten gegeneinander ausspielen und den Button dessen nehmen, der die meiste Provision springen lässt. Wie, das geht nicht?

Dörte Böhner auf Bibliothekarisch.de:

Und nein, ich finde es von den Bibliotheken, die sich da an der Pilotphase beteiligen, nicht in Ordnung, dass sie sich dafür zur Verfügung stellen. Liebe Stadtbüchereien Düsseldorf, Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und liebe Bibliotheken des Onleihe-Verbunds Oberlausitz, warum lassen Sie sich so vor den Karren der ekz spannen und sorgen nicht dafür, dass wenigsten in gewisser Weise noch eine Wahlfreiheit für Ihre Nutzer bleibt? Warum lassen Sie zu, dass Ihre Angebote kommerzialisiert werden? Ist der Bibliotheksnutzer bereits gedanklich soweit zum Kunden geworden, dass er Geld ausgeben soll, damit Ihr Angebot besser aussieht? Das ist aus meiner Sicht nicht mehr Service, sondern der falsche Weg. Verbessern Sie Ihr E-Book-Angebot, in dem Sie die Lizenzbedingungen angehen. Ideen, was man da machen könnte, gibt es viele. Ca 2000 Bibliotheken sind der Onleihe verfallen? Warum setzen Sie nicht auf diese Masse, um Dinge in Bewegung zu bringen?

Jürgen Fenn in Schneeschmelze:

Geradezu absurd erscheint aber die Lage, die die Onleihe mit diesem neuen Dienst herbeiführt. Erst wird die Verfügbarkeit von digitalen Texten durch das DRM künstlich verknappt, so daß ich z. B. die Zeitung von gestern nur eine Stunde lang lesen darf. Dann wird dem zu spät gekommenen Leser durch den Verkaufsbutton suggeriert, wenn er den Text jetzt lesen wolle, könne – vielleicht kommt bei ihm sogar an: müsse – er ihn bei dem Tochterunternehmen der EKZ und der Onleihe kaufen. Und schließlich sinken infolgedessen auch noch die Ausleihzahlen bei den Bibliotheken, weil die Leute von dort in den Online-Shop geschickt werden – in den sie in Zukunft gleich direkt gehen können? Mit einer so erworbenen Provision entzieht die Bibliothek ihrem eigenen Modell selbst den Boden und sägt an dem Ast, auf dem sie und das gesamte Bibliothekswesen hierzulande sitzt.

DonBib in Ultra Biblioteka:

Es ist, Dörte hat es wunderbar formuliert, bereits anstrengend sich die Onleihe schönzureden, denn wir unterstützen als Bibliotheken ein unsägliches System. Dieser Kaufknopf mit anschließender Provision für die Bibliotheken widert mich aber schlicht an. Ich kann dafür ethisch keine Tür entdecken, die so eine Idee möglich machen sollte, da sind bildlich gesprochen nicht mal Fenster in der Mauer vor dieser Idee. Auch fachlich ist der Schaden dieses Ansatzes unberechenbar. Gleichwohl folgt diese Idee dem so unwissenschaftlichen wie unethischen Grundsatz eine Bildungseinrichtung als Unternehmen führen zu wollen. Ich kann die KollegInnen in Düsseldorf und Hamburg nur auffordern, sich schnellstmöglich fachöffentlich zu äußern.

Ich bin gespannt, ob es zu einer ähnlichen Aufregung kommen wird wie im Falle der Amazonlinks im Heidelberger Katalog.

Staatliche Alternative zur Onleihe in Norwegen

Jürgen Fenn macht in seinem Blog Schneeschmelze (via DLF, via Aftenposten) auf eine norwegische Alternativ-Initiative zur Onleihe aufmerksam. Die norwegische Nasjonalbiblioteket startet mit einem Angebot von 50.000 E-Books, die Nutzer in den Stadtbibliotheken herunterladen können sollen.

Der zur Erklärung der Hintergründe herbeigerufene Thomas Brevik meint in einem Kommentar, dass das Modell der Onleihe in vielen Punkten ähnelt, unter anderem wird auch DRM eingesetzt. Zitat:

Most of us think the whole “ebooks from norwegian publishers-thing” is less than optimal, but it is the only game in town for now, so we try it out and hope we can be a force for change in the future

Dass man in die Bibliothek fahren muss, um sich eine Datei abzuholen, ist natürlich auch ein Anachronismus.

Vernichtende Onleihe-Kritik

Vernichtende Kritik der Onleihe von Jürgen Fenn:

Bei der Onleihe handelt es sich um ein vollkommen überflüssiges Angebot, das ausschließlich für Windows-Anwender vollständig benutzbar ist. Es ist keine Ergänzung des bisherigen Angebots der Bibliotheken und es erspart mir auch nicht den Weg in die Bibliothek, weil ich die Bücher, die ich brauche und die mich interessieren, über die Onleihe gar nicht bekomme. Dazu paßt auch, daß der volle Umfang des ohnehin stark beschränkten Angebots mir gar nicht zur Verfügung steht, weil ich dazu den falschen Computer besitze, für den es die proprietäre Software nicht gibt, die die Onleihe mehr oder weniger stillschweigend voraussetzt.

Passend dazu gibt es auch noch eine Sammlung der schönsten DRM- und Fehlermeldungen im Zusammenhang mit der Onleihe. Mein Favorit ist dieses hier.

Onleihe bei Telepolis

Gerade bei Netbib gesehen: Rainer Sladek schreibt über die Onleihe nur für Microsoft-User. In den Kommentaren zum Telepolis-Artikel wird auch klar, wie sehr man sich mit dem unreflektierten Einsatz von DRM-Technologien den Ruf bei der Minderheit von Heiseforeneinwohnern versauen kann. Doob stellt dort fest, dass Bibliotheken was tolles sind, aber das wird gleich von firedancer gekontert:

Sind sie jetzt nicht mehr – wenn das Angebot a) der Monopolisierung
dient (denn darum geht es hier nämlich), b) weite Teile der
Bevölkerung ausgeschlossen werden (alles > 5% sind bereits weite
Teile: Wir reden hier von sehr großen Usermassen).

So stark formuliert das sicher nur ein kleiner Bevölkerungsteil, aber wie firedancer richtig bemerkt, sind auch 5% der Bevölkerung schon durchaus relevant. Wir reden hier von sehr großen Bibliotheksbenutzermassen.

Die Divibib-Mitarbeiter sind der anfangs eingeforderten Diskussion in der Biblioblogosphäre übrigens sehr offensichtlich überdrüssig geworden. Sie belassen es jetzt beim Posten von Werbeartikeln in ihrem eigenen Blog. Zumindest in den einschlägigen Biblioblogs (z.B. Netbib, Bibliothek 2.0 oder auch hierzublog) konnte ich sie lange nicht mehr sichten. Es ist vermutlich nicht lukrativ genug, sich mit Kritik auseinanderzusetzen.

Divibib in different countries (UPDATE)

Germany and Norway are heavily discussing DiViBibs new service. I just looked for blog postings from other countries.

France

EBSI 2.0: Prêt de documents numériques

An interesting article which passed by a very good source of information, teaches us that certain German libraries will launch a service of loan for numerical documents with the assistance of a trade partner.

The company DiViBib GMBH will be used as content provider including/understanding of the music, of the sound and audio-visual documents as well as numerical books starting from a Web site. Obviously that the protection of the royalties passes by usual technologies of DRM. what wants to say that a document loses its capacity to be lù at the end of the period of loan, but will not require the return to the library. ; ^) Made interesting mentioned in the article, the same document cannot be borrowed at the same time by two users.

(Translated by Google Language Tools)

Portugal

Bibliotecas Portuguesas: Alemanha entra na era da biblioteca digital

Two libraries of the country had started to disponibilizar for the Internet about ten a thousand workmanships to affiliated its. The idea is to attract the young public mainly.

The municipal libraries of the German cities of Hamburg and Würzburg had started to disponibilizar for audio loan online ten a thousand books in and text, beyond videos.

The project, that still is in the phase of tests, is considered pioneering in the Europe and must include, until June middle, the municipal libraries of Colony and Munique.

To make the loan, the associate of one of the libraries is enough to supply its virtual code in the website of the institution, to choose a heading and to make download of the archive, that will be available in the computer of the user per five days. In the case of the archives of audio video and, the associate also needs to have installed coder WMA.

“It is the reply of the libraries for the digital revolution”, said Holger Behrens, head-executive of the DiViBib, responsible company for the system of virtual loans of the two libraries.

Bildunterschrift: Großansicht DES Bildes mit to give Bildunterschrift: The objective of the virtual libraries is to attract the public jovemHella Schwemer-Martienssen, director of the system of public libraries of Hamburg, said that the public libraries in Germany carry through 350 million loans per year for the traditional form and that it is in the hour of will compete with the Amazon through virtual loans for who cannot or does not want to buy books.

The expectation is that the virtual system attracts the young especially, since they correspond to a great parcel of the users of the Internet.

(Translated by Google Language Tools)

Norway

There are two some articles. The first one is explained here in Infobib, for the second one I couldn’t find a translation tool others did Sandra find a translation tool for Norwegian-English and Norwegian-German and many other languages.

  1. Blogg og Bibliotek: DiViBib, with German and English annotations
  2. IKT-Nettverk: Nettverk for IKT-rådgivere i fylkesbibliotekene
  3. Bibliotek Laboratoriet: Det virtuelle bibliotek by Kim Andre Tallerås (added 16.08.2007)

Divibib in Norwegen

Auch in Norwegen wird eifrig über DiViBib diskutiert. Thomas Brevik, Autor des norwegischen LibWorld-Beitrages, hat in seinem Blogg og bibliotek über Divibib geschrieben, deren prominenteste Dienstleistung hierzulande unter dem Namen Onleihe bekannt ist. Via Email hat er mir sein Posting zusammengefasst, woraus ich nun mit seiner Erlaubnis zitieren möchte:

The post is a response to some criticism I got from other librarians
in Norway for beeing to positive to DiViBib.

The Norwegian Library Bureau is starting a pilot project to introduce
DiViBib as the first e-book and e-content platform for public
libraries in Norway.

I argue that even with the severe problems that the DRM and lending
model represents, DiViBib is the first serious attempt at getting a
usable platform for dissemination of e-content into norwegian pujblic
libraries. And there is severe resistance to the whole “Lending of
digital files” concept among librarians, so I think that DiViBib may
be a good way to educate the “resisters” and just get some content out
there at all!

The other problem in Norway is the fundamental lack of e-books in
norwegian. The norwegian publishing industry has resisted publishing
e-books since the “great e-book flop” of 2001 and nothing has happened
since. Today the publishers are reluctant to get into any e-book model
in fear of loosing money, and most author organizations are reluctant
because they fear “filesharing” as a threat to their incomes.

I believe that with the increasing pressure against DRM the
possibility is that the DiViBib model will be changed over time, and
that since there is no realistic alternative in Norway, and that the
Library Bureau is the only entety that has any chance of persuading
the publishers to issue e-books in norwegian, I believe that DiViBib
is the best option at this time and that we should use it and try to
change it from the inside over time instead of resisting and have no
alternative.

DiViBib ist also nicht nur hierzulande sehr umstritten. Die Debatte, ob DRM akzeptabel ist oder nicht, wird in Norwegen aufgrund der bisher sehr schlechten Verfügbarkeit von E-Books in norwegischer Sprache etwas anders bewertet, zumindest von ihm. Dies kann wohl generell als Problem kleinerer Sprachgemeinschaften betrachtet werden. Dienstleistungen, die sprachbasiert sind, sind generell schwieriger zu realisieren, je kleiner die Sprachgemeinschaft ist.

Ein Unterschied ist auch, dass die Dienstleistung von einem zentralen Bibliotheksbüro, der Biblioteksentralen, eingeführt wurde, während hierzulande einzelne Bibliotheken als Pioniere agieren.

Thomas Brevik legt Wert darauf, dass die Email ausschließlich seine persönliche Meinung wiedergibt und meint abschließend:

I would be very interested in the responses.

Onleihe

Die Bücherhallen Hamburg und die Stadtbücherei Würzburg haben seit heute einen neuen Online-Service. Bei der sogenannten Onleihe, können registrierte Bibliotheksnutzer über das Internet verschiedene e-Medien herunterladen und eine Woche lang nutzen.

Die Nutzer sind dadurch nicht mehr an die Öffnungszeiten gebunden, so soll laut Hella Schwemer-Martienßen, Direktorin der Bücherhallen Hamburg dem Online-Händler amazon, mit einem Angebot ohne Kaufzwang etwas entgegen gesetzt werden.
Momentan stehen rund 10.000 digitale Medien, wie zum Beispiel Hörbücher, E-Books, Musik und Zeitschriften, zur Verfügung.
Weitere Bibliotheken, die an diesem europaweit einzigartigen Angebot teilnehmen werden, sind die Stadtbibliotheken in Köln und in München.

Auf den Seiten der Bücherhallen Hamburg gibt es eine virtuelle Tour durch die “Virtuelle Bücherhalle”.

[via abendblatt.de]