Datenschutz und Adobe Digital Editions

Kurze Linksammlung, da ich hierzulande auf Anhieb keine größere Diskussion zum Adobe-Digital-Editions-Vorfall im (oder seit?) letzten Oktober finde. Zur Erinnerung: Das ist das DRM-System, das unter anderem für die Onleihe eingesetzt wird.

Ein paar Links:

Hiptype schnüffelt E-Book-Lesern hinterher

Die Firma Hiptype will E-Book-Leser überwachen. Heise.de schreibt:

Mit der Analysesoftware der Firma, die auf JavaScript-Routinen basiert und bislang unter anderem mit Titeln aus Apples iBookstore arbeitet, lässt sich aufdecken, wie Nutzer mit E-Books umgehen. Und das sehr genau: Wo beginnen sie zu lesen, wo brechen sie die Lektüre am häufigsten ab, welche Zitate tauschen sie mit anderen Nutzern aus. Auch eine Nachverfolgung, wann eine Kaufentscheidung fällt, ist möglich – die Hiptype-Technik kann selbst in kostenlosen Leseproben stecken.

Genau, was wir uns immer gewünscht haben! Denn die Konsequenzen sind ja wunderbar! Amazon weiß genau, welches Zitat aus Fifty Shades of Grey man geteilt hat und kann dann gleich das passende Zubehör anbieten. Auch hervorragend sind natürlich auf den Lesemainstream zugeschnittene Bestseller. Ein Buch muss ja erfolgreich sein, wenn man die beliebtesten Stellen einfach hintereinander aufreiht. Und Versicherungen haben sicherlich auch ein Interesse daran, wer welchen Ratgeber liest.

Zwar gibt Hiptype an, nur anonymisierte Daten zu speichern, und man wolle Nutzern auch erlauben, sich ganz aus dem Tracking zu verabschieden – letzteres geht allerdings nur nachträglich.

Aber wie schnell AGB geändert werden können, muss an dieser Stelle wohl nicht betont werden.

Apple verbannt E-Books über Wettbewerber

Holly Lisle wollte eine Lektion Ihres Kurses “How To Think Sideways” im iBookstore veröffentlichen. Apple teilte ihr mit, der Text könne in der eingereichten Form nicht veröffentlicht werden, da er Links zu einem Wettbewerber enthalte.

An sich schon ein Unding. Aber Apple setzte noch einen drauf. Die (anklickbaren) Links wurden zwar anordnungsgemäß entfernt. Doch darf das Buch nun trotzdem nicht im iBookstore erscheinen. Weil es im Text um Amazon geht.

Kein Scherz. Wenn Wettbewerber wie Amazon nun ebenso verfahren, wird es in Zukunft übrigens recht schwierig, über E-Books zu publizieren.

[via BoingBoing]

Das Kerngeschäft der Buchwissenschaftler?

Der Buchwissenschaftler David Oels schrieb einen Kommentar für den Freitag, in dem er das Kerngeschäft der Bibliotheken thematisiert. Also, eigentlich thematisiert er es nicht.

Der Kommentar trägt den Titel “Die Onleihe”. Um die Onleihe geht es aber auch nicht so wirklich. Vielmehr beschreibt Oels die miserable Situation der Bibliotheken. Budgetkürzungen, verkürzte Öffnungszeiten: Krise. Dann die Begründung:

Dabei sammeln Bibliotheken schon lange nicht mehr nur Bücher und machen sie ihren Benutzern zugänglich. Seit den siebziger Jahren verstehen sie sich als Informationsdienstleister, die Zugang ebenso zu den jeweils neuen Medien ermöglichen. Das ist löblich und verständlich, aber womöglich auch Teil des Problems.

Das bibliothekarische Selbstverständnis als Informationsdienstleister sorgt für Budgetkürzungen? Oels hält diese steile These wohl für selbsterklärend. Denn schon der nächste Satz singt das Hohelied des gedruckten Buches, das ja im Gegensatz zur Langspielplatte und Disketten auch nach vielen Jahrzehnten, Jahrhunderten noch benutzbar sind.

Ob Oels auf dieser Erkenntnis den nächsten Absatz aufbaut oder ihn völlig unabhängig davon geschrieben hat, ist mir nicht klar. Auf jeden Fall weist er nun auf den jüngsten Medienwandel hin, der eine Lösung eröffne:

Denn erstmals lassen sich E-Books, Zeitschriften, Datenbanken oder ­Archive zentral anbieten und dezentral nutzen. Die Deutsche Digitale Bibliothek soll ab 2012 das „kulturelle Erbe“ online verfügbar machen, und im ­Frühjahr dieses Jahres hat die Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder ein „Gesamtkonzept für die ­Informationsinfrastruktur in Deutschland“ verabschiedet, das auf Open ­Access setzt, also den unentgeltlichen Zugang zu relevanten wissenschaft­lichen Publikationen. Selbst die Stadt­bibliotheken forcieren die „Onleihe“. Angemeldete Bibliotheksnutzer können digitale Bücher, aber auch Filme, Musik und E-Paper großer Zeitungen unentgeltlich ausleihen.

[Kleine Detailkritik am Rande: Project Gutenberg ist mehr oder weniger seit 1971 aktiv. Datenbanken und elektronische Zeitschriften gibt es auch schon ein paar Jahre. Und wenn Open Access für Zugang zu “relevanten” wissenschaftliche Publikationen gilt, bedeutet das dann im Umkehrschluss… naja. Immerhin wird hier kurz die Onleihe erwähnt.]

Wie auch immer, wir feiern die digitalen Medien und ihre Möglichkeiten! Und plötzlich fordert Oels:

Für die stationären Bibliotheken ergibt sich damit die Chance, das Kerngeschäft, das gedruckte Buch und dessen Vermittlung, wieder ins Zentrum zu stellen. Darauf gilt es zu bestehen, und das gilt es durchzusetzen, auch wenn findige Stadtoberhäupter auf die Idee kommen sollten, analoge Bibliotheken angesichts der digitalen Möglichkeiten gleich ganz abzuschaffen.

Was hat das nun wieder mit Open Access, der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Onleihe zu tun? Und teilt Oels Bibliotheken ein in stationäre und nicht-stationäre? Wo sind sie, die rastlos durch die Lande ziehenden und gezogen werdenden Bibliothekswesen? Digitale Nomaden, E-Books verteilend und relevante Publikationen zugänglich machend?

Zum Kerngeschäft der Bibliotheken kann ich im ganzen Artikel keine relevante Aussage finden. Aber es gehört offensichtlich zum Kerngeschäft der Buchwissenschaftler, einfach mal die Relevanz des gedruckten Buches in den Raum zu werfen.

[Besten Dank an Frank für den Hinweis!]

Pottermore wird DRM-frei

Dörte Böhner beschäftigt sich mit Joanne K. Rowlings Versuch, das E-Book-Marketing für die Harry-Potter-Bücher mit Pottermore in die eigene Hand zu nehmen.

Diese Macht der Marke kann Rowling nun dazu nutzen, direkte Beziehungen zu ihren Fans herzustellen. Sie benötigt als Zugpferd keinen der großen Namen im E-Book-Verkauf. Warum sollte Sie auf Einnahmen verzichten, wenn sie 100% davon erhalten kann? Warum sollte sie sich auf ein bestimmtest Format festlegen lassen, z.B. MOBI für Kindle oder EPUB für Apple/Sony oder PDF? Der Direktverkauf bietet ihr alle Möglichkeiten. Momentan klingt das Angebot so, als ob jeder, egal auf welchem Gerät er Harry Potter lesen will, bei Pottermore das passende E-Book findet. Zu bevorzugen wäre eine Lösung, die alle Formate in einem Download beinhaltet, so wie dies z.B. oreilly.com anbietet.

Geplant ist eine DRM-freie Veröffentlichung. Wired spricht in diesem Zusammenhang vom Radiohead-Moment der Buchindustrie.

O'Reilly-E-Books kostenlos über Paper C

Das Internet-Portal “Paper C” vermeldet die Kooperation mit O’Reilly Media und bietet nun über 600 E-Books des IT-Verlags zum kostenfreien Lesen an.

Paper C versteht sich als “elektronischer Copyshop”. Lesen und Recherchieren in den angebotenen, elektronischen Fachbüchern ist kostenfrei, für Zusatzfunktionen wie Herunterladen und Ausdrucken, Speichern von Zitaten oder Einfügen von Kommentaren fallen Kosten an.

Googles "Wolkenkuckucksheim"

Die NZZ philosophiert heute unter dem Titel “Bücher in der Wolke” über Googles angeblichen neuesten Streich:
Das Programm “Edition”, das kostenpflichtigen Zugriff auf E-Books bieten soll. Allerdings sollen hier – anders als bei anderen bekannten Lesegeräten – keine Dateien mehr heruntergeladen werden, sondern nur ein Zugang zum Google-Server gewährt werden.

Die Sammlung, unsere Bibliothek, verbleibt bei Google im Netz.