GAFA und das Button-Ökosystem

Teil der Operation Frühjahrsputz 2015, in deren Verlauf angefangene und nie beendete Postings einfach so veröffentlicht werden.

Google, Apple, Amazon und Facebook beherrschen große Teile des (westlichen) Internets, indem sie den Zugang zum Netz kontrollieren. Sie sind extrem geschickt darin diese Position zu verteidigen und auszubauen.

Über das GAFA-Button-Ökosystem.

Onleihe macht Bibliotheken zum Buchhandelsschaufenster

Über den neuesten Unsinn zur Onleihe muss ich mich nicht selbst aufregen, das haben andere schon für mich gemacht. Lesenswert:

Jürgen Plieninger in Netbib:

Stellen Sie sich eine Stadtbücherei vor: Wenn ein Buch ausgeliehen wird, kommt eine örtliche Buchhandlung und stellt einen Stellvertreter ein, auf dem dafür geworben wird, doch das Buch zu kaufen, anstatt zu warten, bis es wieder im Regal auftaucht. […]
Ob die Bibliotheken hier nicht die Gewinner sind? – Schließlich könnten sie doch verschiedene Buchhandlungen und Lieferanten gegeneinander ausspielen und den Button dessen nehmen, der die meiste Provision springen lässt. Wie, das geht nicht?

Dörte Böhner auf Bibliothekarisch.de:

Und nein, ich finde es von den Bibliotheken, die sich da an der Pilotphase beteiligen, nicht in Ordnung, dass sie sich dafür zur Verfügung stellen. Liebe Stadtbüchereien Düsseldorf, Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und liebe Bibliotheken des Onleihe-Verbunds Oberlausitz, warum lassen Sie sich so vor den Karren der ekz spannen und sorgen nicht dafür, dass wenigsten in gewisser Weise noch eine Wahlfreiheit für Ihre Nutzer bleibt? Warum lassen Sie zu, dass Ihre Angebote kommerzialisiert werden? Ist der Bibliotheksnutzer bereits gedanklich soweit zum Kunden geworden, dass er Geld ausgeben soll, damit Ihr Angebot besser aussieht? Das ist aus meiner Sicht nicht mehr Service, sondern der falsche Weg. Verbessern Sie Ihr E-Book-Angebot, in dem Sie die Lizenzbedingungen angehen. Ideen, was man da machen könnte, gibt es viele. Ca 2000 Bibliotheken sind der Onleihe verfallen? Warum setzen Sie nicht auf diese Masse, um Dinge in Bewegung zu bringen?

Jürgen Fenn in Schneeschmelze:

Geradezu absurd erscheint aber die Lage, die die Onleihe mit diesem neuen Dienst herbeiführt. Erst wird die Verfügbarkeit von digitalen Texten durch das DRM künstlich verknappt, so daß ich z. B. die Zeitung von gestern nur eine Stunde lang lesen darf. Dann wird dem zu spät gekommenen Leser durch den Verkaufsbutton suggeriert, wenn er den Text jetzt lesen wolle, könne – vielleicht kommt bei ihm sogar an: müsse – er ihn bei dem Tochterunternehmen der EKZ und der Onleihe kaufen. Und schließlich sinken infolgedessen auch noch die Ausleihzahlen bei den Bibliotheken, weil die Leute von dort in den Online-Shop geschickt werden – in den sie in Zukunft gleich direkt gehen können? Mit einer so erworbenen Provision entzieht die Bibliothek ihrem eigenen Modell selbst den Boden und sägt an dem Ast, auf dem sie und das gesamte Bibliothekswesen hierzulande sitzt.

DonBib in Ultra Biblioteka:

Es ist, Dörte hat es wunderbar formuliert, bereits anstrengend sich die Onleihe schönzureden, denn wir unterstützen als Bibliotheken ein unsägliches System. Dieser Kaufknopf mit anschließender Provision für die Bibliotheken widert mich aber schlicht an. Ich kann dafür ethisch keine Tür entdecken, die so eine Idee möglich machen sollte, da sind bildlich gesprochen nicht mal Fenster in der Mauer vor dieser Idee. Auch fachlich ist der Schaden dieses Ansatzes unberechenbar. Gleichwohl folgt diese Idee dem so unwissenschaftlichen wie unethischen Grundsatz eine Bildungseinrichtung als Unternehmen führen zu wollen. Ich kann die KollegInnen in Düsseldorf und Hamburg nur auffordern, sich schnellstmöglich fachöffentlich zu äußern.

Ich bin gespannt, ob es zu einer ähnlichen Aufregung kommen wird wie im Falle der Amazonlinks im Heidelberger Katalog.

E-Book: Einführung in das Bibliothekswesen

E-Books mit geringem Umfang sind ein beliebtes Geschäftsmodell für AutorInnen und Verlage, so stellte es Florian Geuppert kürzlich in einem Interview im Literaturcafé dar. Da ist es wenig verwunderlich, dass inzwischen Unmengen an kürzeren Texten als E-Books für kleines Geld zu erwerben sind, so zum Beispiel diese Einführung in das Bibliothekswesen, die interessierten Laien einen Einblick in die Materie bieten soll. Schon der Klappentext – oder wie nennt man das bei E-Books? Abstract klingt so lieblos – lässt einiges erwarten. Wir, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Bibliothekswesen, werden zu Recht auch als die „Erbsenzähler“ der Wissenschaften bezeichnet. Bei der Beschreibung von uns und unseren Habitaten wurde vom Autor versucht möglichst wenig wissenschaftlich, dafür aber praxisnah zu berichten.

Wer möchte, darf für die 19 Kindle-Seiten 99 Cent ausgeben. Vom Autoren sind übrigens noch weitere Werke zu erwerben.

Wichtige Ergänzung: Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass man meinen kleinen Hinweis als Lese- oder Kaufempfehlung missverstehen könnte. Ich empfehle geneigten Käufern einen Blick in die konfuse Einleitung mit Fokus auf unkonventionelle Argumentationslinien und die sparsame Verwendung von Satzzeichen. Kurz gesagt gehe ich nicht davon aus, dass es sich um ein lesenswertes Büchlein handelt. Meine Einschätzung beruht ausschließlich auf dem Einleitungstext und einem Blick in die Vorschau und die Bewertungen (auch der anderen Bücher des Autors).

Zotero synchronisiert Texte

Die neue Zotero-Version enthält ein zusätzliches Feature, die Volltext-Synchronisation. Aktualisiert man seine Zotero-Installation, erhält man folgende Meldung:

Zotero can now sync the full-text content of files in your Zotero libraries with zotero.org and other linked devices, allowing you to easily search for your files wherever you are. The full-text content of your files will not be shared publicly.

You can change this setting later from the Sync pane of the Zotero preferences.

Diese Meldung ist missverständlich, wenn man sie mit der ausführlicheren Erklärung auf Google Groups vergleicht. Full-text content heißt nämlich nicht, dass EPUBs und PDFs hin- und hersynchronisiert werden. Es geht ausschließlich um “plain text”:

Zotero can now sync the full-text content of items — extracted text from PDFs (if you have the PDF indexing tools installed), the converted text of HTML snapshots, and other plain text — to zotero.org and to other linked Zotero clients, allowing you to search for files by full-text on the web or other devices. This works even if the file itself hasn’t synced, such as if you’re using on-demand file download.

Was ganz nützlich sein kann, kann aber auch ungewollt sein. Bei Unterhaltungen mit Wissenschaftlern gerade aus dem technischen Bereich kommt immer wieder großes Misstrauen auf, wenn es um Cloud-Lösungen geht. Denn dass die Files “not publicly shared” sind, heißt nicht, dass sie nicht anderweitig angezapft werden.

Und daher sehe ich ein Problem darin, dass diese Einstellung bei neuen Zotero-Nutzern per default eingeschaltet ist. Opt-out beim Teilen von Daten ist per se die schlechtere Lösung.

Die Zotero-Server sind übrigens Teil der Amazon-Cloud. Traceroute-Ausschnitt zu zotero.org:

10 111 ms 95 ms 95 ms ae-81-81.ebr1.Frankfurt1.Level3.net
11 93 ms 95 ms 93 ms ae-46-46.ebr2.Paris1.Level3.net
12 94 ms 94 ms 93 ms ae-44-44.ebr2.Washington1.Level3.net
13 95 ms 93 ms 93 ms ae-92-92.csw4.Washington1.Level3.net
14 94 ms 93 ms 94 ms ae-4-90.edge1.Washington1.Level3.net
15 94 ms 92 ms 93 ms AMAZON.COM.edge1.Washington1.Level3.net
16 94 ms 95 ms 93 ms 72.21.220.167
17 95 ms 95 ms 93 ms 72.21.222.157
18 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
19 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
20 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
21 101 ms 102 ms 102 ms 216.182.224.85
22 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
23 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
24 * * * Zeitüberschreitung der Anforderung.
25 96 ms 95 ms 95 ms zotero.org [50.19.225.228]

Ablaufverfolgung beendet.

Don't judge a Blindbuch by its cover!

“Blind dates mit einem Buch” möchte blindbuch.de ermöglichen.

An dieser Stelle wollen wir Bücher auf ihren Kern reduzieren, den Text. Entsprechend schlicht ist die Präsentation: Die Texte – nicht zwingend die ersten Seiten des Buches, sondern besonders markante Passagen – werden “blind” präsentiert, ohne jegliche Angaben zu ihrer Herkunft. So können Bücher tatsächlich anhand ihres Inhaltes beurteilt werden: Der Text gefällt oder nicht.

Die Auszüge aus einem Buch sind in jeweils einem Postings verpackt, an dessen Ende man die Herkunft aufdecken und das Buch (natürlich per Affiliate bei Amazon) bestellen kann. Zum Beispiel dieses hier.

[via c’t 19/2013, S. 184]

Cover von Buchhandel.de?

Der DBV hat ein Angebot der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH herumgeschickt. Ein Angebot für Bibliotheken, das als Alternative zur Cover-API von Amazon gedacht ist. Ist da nun ein großer Unterschied zur Amazon-API? Hier wie da wird eine Verknüpfung mit dem Buchhandel gefordert. Hier wie da wird dies als Dienstleistung bezeichnet. Bei der MVB hört sich das so an:

Ab sofort bieten wir Bibliotheken und Betreibern nicht-kommerzieller, öffentlicher Webseiten, die Möglichkeit, auf buchhandel.de zu verlinken und im Gegenzug die Coverabbildungen aus dem Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) kostenlos für den eigenen Katalog zu nutzen.

Statt eines bestimmten Buchhandels verlinken wir nun also ein bestimmtes Buchhandelsverzeichnis. Danke und Hurra? Naja.

Zur Beziehungskrise zwischen “echtem Buchhandel” und Amazon passt auch dieser Beitrag aus dem Lawblog:

Nun wurde bekannt, dass der Carlsen Verlag ein Buch seiner erfolgreichen “Conni”-Reihe ändert, weil es Gegenwind aus dem Buchhandel gibt. Im Band “Mein Leben, die Liebe und der ganze Rest” kriegt die Protagonistin von einer Freundin einen Amazon-Gutschein geschenkt, den sie online einlösen kann. Nach – offenbar nicht nur belanglosen – Protesten aus dem Buchhandel hat sich die Autorin nach Angaben ihres Verlages entschlossen, den Text in der nächsten Auflage zu ändern. Freiwillig, wie man betont. Conni kriegt in der Neuauflage nur noch einen “Geschenkgutschein”, von online oder gar Amazon ist nicht mehr die Rede.

Ach, Buchhandel! Wären wir im Kindergarten, würde Amazon nun sämtliche Erwähnungen konventioneller, begehbarer Buchläden aus allen E-Books durch Onlinebestellungen ersetzen.

Ubuntu integriert Amazon-Ergebnisse in Desktopsuche

Ubuntu möchte Amazon-Ergebnisse in die Desktopsuche übernehmen. Man sucht also nach Dateien auf seinem Rechner und sucht damit gleichzeitig bei Amazon. Der Standard schreibt:

KritikerInnen sehen darin einen Eingriff in ihre Privatsphäre, würden so doch unweigerlich sämtliche Suchbegriffe an Amazon geschickt. Andere wiederum lehnen solch eine Art der “Produktplatzierung” aus grundlegenden Gründen ab. Die Möglichkeit das entsprechende Paket nachträglich zu deinstallieren sei zwar gegeben, es gehe aber eben auch um die Default-Einstellungen.

Jono Bacon erklärt die Änderungen in seinem Blog:

If any of you are like me and my wife, Amazon is part of our life. We buy products from there all the time (particularly with Amazon Prime), and as such, I often find myself browsing Amazon for products that I am interested in. We even get our coffee regularly shipped to us from Amazon.

Wer nun nicht so ist wie Jono und seine Frau und technisch nicht fit genug ist, diese Suchfunktion zu durchschauen, hat eben Pech gehabt und teilt irgendwelchen Servern (angeblich nur Canonical) in Zukunft genau mit, nach was man alles so sucht.

Jono Bacon schreibt übrigens, dass Canonical natürlich eine kleine Provision für jedes Produkt bekäme, dass dann bei Amazon gekauft würde. Aber dennoch handelt es sich hier auf keinen Fall um Werbung!

Importantly, these music, video, and product suggestions are not advertising, they are search results that relate directly to the content you are searching for in the dash, and these results are presented in a non-intrusive manner.

Das Paket lässt sich zwar deinstallieren. Aber sympathischer wird Ubuntu damit nicht.

[via Standard & Fefe]

Apple verbannt E-Books über Wettbewerber

Holly Lisle wollte eine Lektion Ihres Kurses “How To Think Sideways” im iBookstore veröffentlichen. Apple teilte ihr mit, der Text könne in der eingereichten Form nicht veröffentlicht werden, da er Links zu einem Wettbewerber enthalte.

An sich schon ein Unding. Aber Apple setzte noch einen drauf. Die (anklickbaren) Links wurden zwar anordnungsgemäß entfernt. Doch darf das Buch nun trotzdem nicht im iBookstore erscheinen. Weil es im Text um Amazon geht.

Kein Scherz. Wenn Wettbewerber wie Amazon nun ebenso verfahren, wird es in Zukunft übrigens recht schwierig, über E-Books zu publizieren.

[via BoingBoing]

Amazon.com eröffnet digitale Bücherei

Der Einzelhandelskonzern Amazon hat sein E-Book-Angebot in den USA erwartungsgemäß um einen Verleih erweitert. Kunden des Premiumdienstes Amazon Prime bekommen Zugriff auf gegenwärtig rund 5000 Titel, einem Bruchteil des über 800.000 E-Books starken Angebots im US-amerikanischen Kindle Store. Darunter befinden sich laut Amazon 100 aktuelle oder ehemalige New-York-Times-Bestseller, in Summe umfasst das Leihangebot jedoch hauptsächlich eher weniger bekannte Werke.

[via Heise]

Automatische Preisfestlegung bei Amazon

Wer sich schon das eine oder andere Mal über sprunghafte Preisänderungen für Gebrauchtbücher bei Onlinebuchhändlern gewundert hat, wird diese Anekdote über automatisierte Preisfestlegung bei Amazon recht aufschlussreich finden. Michael Eisen ist auf ein Buch gestoßen, dass für $1,730,045.9 angeboten wurde. Innerhalb einer Woche stieg der Preis sogar auf über 23 Millionen Dollar. Zu diesem Preis kam es, weil sich zwei Preisfestlegungs-Bots (der Amazon-Anbieter “profnath” und “bordeebook”) gegenseitig hochgetrieben haben:

Once a day profnath set their price to be 0.9983 times bordeebook’s price. The prices would remain close for several hours, until bordeebook “noticed” profnath’s change and elevated their price to 1.270589 times profnath’s higher price. The pattern continued perfectly for the next week.

Ein sehr schönes Beispiel für außer Kontrolle geratene reaktive Agenten. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass Stock-Trading teils auch von Software-Agenten durchgeführt wurde…

Es gibt übrigens auch Beispiele für noch absurdere Preise bei Amazon. Hoggledorf erwähnt in den Kommentaren zu Michael Eisens Posting “Lana, The Lady, The Legend, The Truth” von Lana Turner, das gebraucht entweder für $0,01 oder für $900,000,000.00 erhältlich ist.