Die Preisträger des diesjährigen B.I.T.-Online-Innovationspreises 2011 wurden von der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des BIB erwählt und bekannt gegeben:
- Ralf Drechsler: Krisen-PR für Öffentliche Bibliotheken
- Fabian Fürste: Linked Open Library. Bibliographische Daten und ihre Zugänglichkeit im Web der Daten
- Bodo Pohla: Untersuchung bibliothekarischer Applikationen für Mobiltelefone hinsichtlich der technischen Realisierung und des Nutzens
Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern! Keinen Glückwunsch dem BIB für die Publikation der Ergebnisse in B.I.T. Online. Durch die Publikation in einer Toll-Access-Zeitschrift kann ein gewichtiger Anteil der Nachwuchsbibliothekswesen nicht auf die ausgezeichneten Erkenntnisse zurückgreifen.
Die Absurdität einer bibliothekarischen Toll-Access-Publikation wird im aktuellen Themenschwerpunkt (Ausgabe 4/2010) sehr schön deutlich. Es geht um: Open Access. Zitat aus dem Editorial (frei zugänglich als JPG!!) von Michael Mönnich:
Von Seiten B.I.T. Online ist hierzu zu vermelden, dass ab 2011 mit einer einjährigen Embargofrist alle Aufsätze frei zugänglich sein werden.
Falls dies eine Meldung dazu gedacht war,in der bibliothekarischen Welt für Jubelstürme zu sorgen: Nein, so wird das nichts. Welcher Autor möchte, dass sein Artikel erst mit einem Jahr Verspätung wirklich rezipiert werden kann? In diesem Zusammenhang bin ich auch einigermaßen enttäuscht über die Autoren des Schwerpunkts, zu denen mit Frank Scholze (“Open Access-Strategie des KIT”) und Uwe Müller (“Vergütung elektronischer Publikationen in Repositorien – aktueller Stand”) ausgerechnet die beiden Sprecher der DINI-AG Elektronisches Publizieren gehören. In diesem Zusammenhang bleibt nur der Verweis auf den Vortrag von Monika Bargmann: Wein predigen und Wasser trinken? Theorie und Praxis von Open Access im österreichischen Bibliothekswesen
Auch auf die Gefahr hin, allzu missionarisch zu wirken, lautet das Fazit dieses Beitrags: Gehet hin und archivieret selbst!
Hinzufügen muss man diesem Fazit schließlich nur die Frage, wozu der BIB eigentlich ein eigenes Repository hat.
[via Inetbib]
Update: Die Artikel des Schwerpunkts sind frei verfügbar. Näheres in den Kommentaren.
Hallo,
die Artikel der Kollegen Scholze und Müller sind OA:
Müller: http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt5.pdf
Scholze: http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt2.pdf
Im Übrigen sind alle Artikel zum Thema Open Access in der von Dir erwähten Ausgabe frei zugänglich:
Benjamin Rücker: http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt1.pdf
Bettina Goerner: http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt3.pdf
Doris Bambey und Agathe Gebert: http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt4.pdf
Ich bin auch erstaunt, dass Leute aus einer DINI-AG oder jene, die “Open” und “Zugänglichkeit” im Titel ihrer Texte tragen, nicht dafür Sorge tragen, dass ihre Preprints frei zugänglich sind. Es ist doch so simpel, weil man einfach nur klar sagen muss: “Übrigens, alles, was ich schreibe ist Open Access, allein schon damit Inhalt und die eigene Praxis übereinstimmen.” Ich hatte jedenfalls bisher keinerlei Probleme mit etwaigen Herausgebern, dies umzusetzen.
Dementsprechend möchte ich Monikas Imperativ unterstützen und darauf hinweisen, dass auch B.I.T. Online und Open-Access-Publikationen sich nicht ausschließen, siehe etwa Felix’ und mein Beitrag im B.I.T-Online-Heft 3/2010, der Monate vorher unter einer CC-BY-Lizenz über verschiedene Quellen zugänglich war. Wir hatten dafür nur zustimmen müssen, dass wir auf Tantiemen verzichten (was wir letztlich doch nicht tun mussten).
Die Alternative zu diesem Vorgehen (mit dem ich auch nie Probleme hatte) wäre m.E. auch die logische Schlußfolgerung, einfach woanders zu publizieren. Es ist doch ja nicht so, dass die Autoren in B.I.T. Online allesamt auf den irrsinnig hohen Impact Factor des Journals angewiesen wären, um vor Berufungskommissionen bestehen zu können.
Den Preisträgern mache ich jedoch keinen Vorwurf. Als Berufseinsteiger auf solch einen Preis zu verzichten ist sicherlich keine leichte Entscheidung.
Wie es scheint wurde mein erst Kommentar verschluckt. Jetzt, noch einmal:
Die Texte der Kollegen Müller und Scholze sind beide OA zugänglich.
Müller:
http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt5.pdf
Scholze:
http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-schwerpunkt2.pdf
Im Übrigen sind alle Texte, in der erwähnten BIT-Online-Ausgabe, die sich mit OA befassen frei zugänglich.
Siehe:
http://www.b-i-t-online.de/heft/2010-04-index.php
Vielen Dank für die Korrektur! Ich hatte nur auf den Fachbeitrag von Karl Wilhelm Neubauer geklickt und den Rest nicht mehr ausprobiert. Nachdem ich das Editorial als JPG vorfand und mir den 2. Artikel gar nicht ansehen konnte, habe ich die Seite verlassen.
Die freie Zugänglichkeit der Schwerpunktbeiträge macht das Vorgehen der AutorInnen einigermaßen erklärlich. Dennoch: In Anlehnung an das Greenwashing könnte man das Vorgehen von B.I.T. Online als Goldwashing bezeichnen. Motto: Wir sind jetzt auch so ein bißchen für Open Access. Erst mit einem Jahr Verzögerung, aber um uns die OA-Community gewogen zu machen, gehen wir jetzt schon mal mit einem Schwerpunkt voran.
PS: Dein Kommentar war im Spam gelandet wegen der Anzahl der Links. Er ist jetzt wieder da. Sorry!
Könntest Du vielleicht Bodos Nachnamen von Pohle zu Pohla ändern? So heißt er nämlich, war in der von Dir zitierten Mail auch falsch…
Besten Dank, ist korrigiert.
Meine Arbeit ist auch Open Access verfügbar:
http://opus.bibl.fh-koeln.de/volltexte/2010/271/
Gruß, Bodo Pohla
Sehr schön! Und das auch schon seit November 2010, d.h. unabhängig vom BIB. Besten Dank für den Hinweis.
Ein Jahr Embargo ist ein Fortschritt immerhin muss man bedenken es handelt es sich hier um die sogannte Publisher Copy. Soviel ich weiss hat bisher keine bibliothekarische Fachzeitschrift einen Autor daran gehindert einen Preprint seines Artikels in einem Repositorium abzulegen. Immerhin handelt es sich bei B.I.T. Online um ein Verlagsprodukt und der Verlag muss ja auch irgentwie leben.
Beim Zugänglich machen von Artikel sind IMMER primär die Autoren gefordert dann es wird nciht möglich sein, das alle Zeitschriften kostenlos im Netz stehen.
Übrigens gilt gleiches für die Abschlussarbeiten des Inovationspreises. Die Arbeit von Jin Tan ist beispielsweise als Buch bei B.I.T. Online erschienen und frei im Netz zugänglich (via E-LIS).
Klar ist es ein Fortschritt. Aber ich fühle mich als Autor nicht dafür verantwortlich, B.I.T. Online oder einen Verlag am Leben zu erhalten. Die schützenswerte Arbeit des Verlags kann doch nicht nur darin bestehen, ein hübsches Layout zu machen und die hübsche Verlagsfassung dann für ein Jahr hinter einer Paywall wegzusperren. Dafür benötige ich keinen Verlag. Da verzichte ich doch lieber direkt auf eine Zeitschriftenpublikation und stell den Text einfach so ins Netz.
Ich sehe auch speziell im bibliothekarischen Bereich nicht primär die Autoren gefordert, sondern vor allem auch die Herausgeber. Der Schritt von der Berichterstattung über Open Access zu praktischem Open Access hätte schon vor Jahren stattfinden können. Das Libreas immer noch allein auf weiter Flur steht ist nicht unbedingt schmeichelhaft für den VDB und andere herausgebende Körperschaften.