Lebt denn das alte BIT-Wiki noch?

Achim Raschka schrieb vor über fünf Jahren in einem Infobib-Kommentar zum Posting “B.I.T.-Wiki vs. Wikipedia: Noch eine Webleiche?”

Diverse Ausgliederungen, Neugründungen und andere Projekte auf Wiki-Basis in unterschiedlichsten Themenkomplexen haben gezeigt, dass es für ein Wiki, welches sich inhaltlich sehr nah iom Dunstkreis der Wikipedia bewegt, sehr schwer ist, sich tatsächlich zu eatblieren und am Leben zu bleiben. Der Hauptgrund dafür ist, dass viele dieser Ideen an drei Punkten scheiter:

1) sie bringen kaum einen nennenswerten Mehrwert gegenüber dem, was in der Wikipedia machbar ist und gemacht wird
2) sie schaffen es im Regelfall nicht, die rein quantitativ notwendige Core-Community aufzubauen und auch zu halten.
3) sie müssen das angestrebte Zielpublikum auch erreichen, um Leser und neue Autoren zu gewinnen.

Inwieweit die beiden letzten Punkte beim BIT-Wiki realisitisch erfüllt werden, kann nur die Zukunft zeigen, wichtig für diese Diskussion ist also vor allem Punkt 1. Und hier müssen sich die Macher Fragen, welchen Mehrwert, welches Delta, geschaffen werden soll, dass mit Wikipedia und dem dortigen Portalsprojekt nicht erreicht werden kann.

Wir sind nun in der Zukunft. Und ein Blick auf auf das BIT-Wiki gibt Anlass zu Skepsis. Zwar gibt es durchaus einige Seiten, die in dieser Form woanders nicht zu finden sind. Zum Beispiel die Kategorie Herstellerverzeichnis. Aber schon die beliebtesten Seiten zeigen, dass die Community offensichtlich nicht groß genug ist, um das Wiki zu pflegen. Auf der beliebtesten “echten” Seite sind seit April zahlreiche Spamlinks enthalten.

Die oben angesprochene Core-Community ist riesig, besteht aber zu geschätzten 97% aus Spambots (siehe auch die “Letzten Änderungen”) oder die Wiki-Statistik:

Über 600.000 Nutzer? Und nur am 1. Januar wurden über den Daumen gepeilte 2500 neu registrierte Nutzer?

Innovationspreis 2011 / Closed Access über Open Access

Die Preisträger des diesjährigen B.I.T.-Online-Innovationspreises 2011 wurden von der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des BIB erwählt und bekannt gegeben:

  • Ralf Drechsler: Krisen-PR für Öffentliche Bibliotheken
  • Fabian Fürste: Linked Open Library. Bibliographische Daten und ihre Zugänglichkeit im Web der Daten
  • Bodo Pohla: Untersuchung bibliothekarischer Applikationen für Mobiltelefone hinsichtlich der technischen Realisierung und des Nutzens

Herzlichen Glückwunsch den Preisträgern! Keinen Glückwunsch dem BIB für die Publikation der Ergebnisse in B.I.T. Online. Durch die Publikation in einer Toll-Access-Zeitschrift kann ein gewichtiger Anteil der Nachwuchsbibliothekswesen nicht auf die ausgezeichneten Erkenntnisse zurückgreifen.

Die Absurdität einer bibliothekarischen Toll-Access-Publikation wird im aktuellen Themenschwerpunkt (Ausgabe 4/2010) sehr schön deutlich. Es geht um: Open Access. Zitat aus dem Editorial (frei zugänglich als JPG!!) von Michael Mönnich:

Von Seiten B.I.T. Online ist hierzu zu vermelden, dass ab 2011 mit einer einjährigen Embargofrist alle Aufsätze frei zugänglich sein werden.

Falls dies eine Meldung dazu gedacht war,in der bibliothekarischen Welt für Jubelstürme zu sorgen: Nein, so wird das nichts. Welcher Autor möchte, dass sein Artikel erst mit einem Jahr Verspätung wirklich rezipiert werden kann? In diesem Zusammenhang bin ich auch einigermaßen enttäuscht über die Autoren des Schwerpunkts, zu denen mit Frank Scholze (“Open Access-Strategie des KIT”) und Uwe Müller (“Vergütung elektronischer Publikationen in Repositorien – aktueller Stand”) ausgerechnet die beiden Sprecher der DINI-AG Elektronisches Publizieren gehören. In diesem Zusammenhang bleibt nur der Verweis auf den Vortrag von Monika Bargmann: Wein predigen und Wasser trinken? Theorie und Praxis von Open Access im österreichischen Bibliothekswesen

Auch auf die Gefahr hin, allzu missionarisch zu wirken, lautet das Fazit dieses Beitrags: Gehet hin und archivieret selbst!

Hinzufügen muss man diesem Fazit schließlich nur die Frage, wozu der BIB eigentlich ein eigenes Repository hat.

[via Inetbib]

Update: Die Artikel des Schwerpunkts sind frei verfügbar. Näheres in den Kommentaren.

B.I.T.-Wiki vs. Wikipedia: Noch eine Webleiche?

Ronald Kaiser hat in Inetbib die gestrige Eröffnung des B.I.T.-Wikis angekündigt. In seiner Mail wie auch auf der Startseite des Wikis ist zu lesen:

Zum Start von B.I.T. WIKI wird über einen Zeitraum von 3 Monaten jeder 20. Beitrag mit einem Sachpreis aus der Buchreihe B.I.T. Innovativ ausgezeichnet. Jeder 100. Beitrag bekommt ein Jahresabo der Zeitschrift „B.I.T.online“ oder der Zeitschrift „Information – Wissenschaft & Praxis“.

Prinzipiell lobenswert, Aktivitäten auf diesem Gebiet zu belohnen. Jedoch frage ich mich, welchen Zweck dieses Wiki hat, den nicht auch das Wikipedia-Portal Bibliothek, Information, Dokumentation genauso gut oder sogar viel besser erfüllen kann. Besonders wenn man sieht, das zumindest einzelne Artikel offensichtlich der Wikipedia entnommen sind.
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