Individualisierte, nicht zitierfähige Bücher?

Im Börsenblatt wird das Fraunhofer-Projekt SiDiM (Sichere Dokumente durch individuelle Markierung) vorgestellt. Erklärtes Ziel des Projektes ist es, unkontrollierte Verbreitung, beispielsweise über das Internet von in digitaler Form vorliegenden Texten zu verhindern. Aus dem Börsenblatt:

Vor diesem Hintergrund wurde im SiDiM-Projekt das sogenannte textuelle Wasserzeichen entwickelt: Hierbei werden E-Books individualisiert, indem textliche Änderungen am Originaltext vorgenommen werden, die für den Benutzer nicht zu erkennen sein sollen. Dementsprechend erhalte jeder Benutzer − ohne wahrnehmbaren Unterschied − ein völlig individuelles E-Book. Zudem lasse sich diese Individualisierung automatisiert in eine Vertriebsumgebung integrieren.

Auf Lesen.net kommentiert Johannes Haupt das Projekt. Vor allem verweist er auf ein SiDiM-Evaluierungsdokument (PDF), dem verschiedene Beispiele zu entnehmen sind, wie so eine Individualisierung aussehen kann.

Aus: Sigmund Freud “Eine Kindheitserinnerung aus Dichtung und Wahrheit”
Das Hinausbefördern (durchs Fenster auf die Straße) erweist sich so als das Wesentliche der Handlung, die Lust am Zerbrechen, am Klirren und die Art der Dinge, an denen »die Exekution vollzogen wird«, als inkonstant und unwesentlich. Das Hinausbefördern (durchs Fenster auf die Straße) erweist sich so als das Wesentliche der Handlung, die Lust am Zerbrechen, am Klirren und die Art der Dinge, an denen »die Exekution vollzogen wird«, als nicht konstant und unwesentlich.
Rüdiger Janson “Eden 2160”
Es mag schwer sein, eine Welt zu verstehen, die ohne Tyrannei und Hunger, ohne Kummer, Leid und Tragödien auskommt. Es mag schwer sein, eine Welt zu verstehen, die ohne Hunger und Tyrannei, ohne Kummer, Tragödien und Leid auskommt.

Na großartig, diese Geschichte mit dem Zitieren wird eh überbewertet. Wen interessiert schon die Reihenfolge von Wörtern?

Mehr dazu von Dörte auf Bibliothekarisch.de.

Update: Janson-Beispiel ergänzt, in dem die Reihenfolge der Wörter in einer Aufzählung verändert wurde. Warum ist so etwas wichtig? Man denke ganz an ganz banale Kochrezepte, Versuchsaufbauten oder jede Aufzählung, die mit der Reihenfolge eine Wertung zum Ausdruck bringen möchte. Von Ästhetik ganz zu schweigen. Kurzfassung: Ich weiß nicht, wie Menschen, die beruflich mit Texten arbeiten (und davon gehe ich bei Fraunhofer-Wissenschaftlern einfach mal aus), auf so eine Idee kommen können.

Die NSA und die Cloud

Der US-Geheimdienst NSA fährt also wahrscheinlich ein riesiges Überwachungsprogramm namens PRISM. So ist es gerade überall zu lesen: Zeit, Spiegel, Guardian, New York Times. Überwacht werden laut NZZ:

  • Microsoft seit 2007
  • Yahoo seit 2008
  • Google seit 2009
  • Facebook seit 2009
  • PalTalk seit 2009
  • Youtube seit 2010
  • Skype seit 2011
  • AOL seit 2011
  • Apple seit 2012

Analysiert wird angeblich so gut wie alles:

The National Security Agency and the FBI are tapping directly into the central servers of nine leading U.S. Internet companies, extracting audio, video, photographs, e-mails, documents and connection logs that enable analysts to track a person’s movements and contacts over time.

Soviel zum Thema Cloud Computing für die öffentliche Verwaltung? Ich bin gespannt, ob und wie Juristen sich dieses Themas annehmen werden.

Studie zu Geschäftsmodellen mit "Open Data Niedersachsen"

Wer sich für Open Data in Niedersachsen interessiert, sollte vielleicht einen Blick in die Studie “Open Data Niedersachsen” im Auftrag der GovConnect GmbH werfen. Besonders auf die vorgeschlagenen “Geschäftsmöglichkeiten mit Leistungen für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen”. APIs oder bestimmte Dateiformate könnten laut Studie kostenpflichtig angeboten werden. Wohlgemerkt: es geht nicht um das Angebot durch das Land. Sondern um eine Aufbereitung durch einen Diensleister, in diesem Fall GovConnect. Dies bestätigt natürlich die Befürchtung vieler potentieller Anbieter freier Daten, man sei nach einer freien Veröffentlichung von Daten vielleicht vor die Situation gestellt, diese zurückzukaufen.

Warum auch nicht? Wenn die Daten mit einem Mehrwert angeboten werden, wieso soll man für diesen nicht bezahlen? Wenn es keinen Mehrwert gibt, lässt man es bleiben. Man muss die kommerzielle Verwertung von offenen Daten nicht sympathisch finden. Das sie ermöglicht wird, halte ich im Sinne wirklich freier Information jedoch für selbstverständlich.

Und um die Interessen der potentiellen Verwerter zu verstehen, ist die Studie (deren Veröffentlichung durch den Auftraggeber ich bemerkenswert finde) gut geeignet.