Bibliothekarische Hausbesuche in Münster

Via Twitter bin ich auf das Konzept der Hausbesuche an der UB Münster aufmerksam geworden. Dort bietet man Studierenden, Wissenschaftlern und Ärzten der Uni-Klinik Besuche durch geschultes Personal an, dass Beratung für verschiedene Themen liefert.

Mögliche Themen der Hausbesuche:

  • Desktop Publishing mit Adobe InDesign
  • Elektronische Zeitschriften und Bücher
  • Email Alerts und Nachrichtenfeeds
  • Fernleihe und Subito
  • Katalog und Ausleihe
  • Literaturverwaltung mit RefWorks
  • Open Access
  • Quellen der Evidenz-basierten Medizin (Cochrane, UpToDate)
  • Personal Digital Assistants
  • PubMed und andere relevante Literaturdatenbanken
  • Web of Science und Impact Faktoren
  • Wikis und Weblogs
  • … oder ein Überblick über die Angebote der Bibliothek

Dadurch, dass man sich in Münster aus der Bibliothek herausbewegt, ist – ähnlich wie bei der Stippvisite– neben den normalen Schulungseffekten auch mit positiven Auswirkungen im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit und der Vernetzung der Bibliothek in der Institution zu rechnen.

Gibt es Zahlen, wie oft die Hausbesuche in Anspruch genommen wurden? Wie kommt es dazu, dass InDesign geschult wird und geschult werden kann? Fragen über Fragen, auf die @obsto sicherlich antworten kann!

Ein paar Infos gibt es noch in diesem Posting hier.

Raus aus der Bibliothek: Die Stippvisite

“You’ve got to get out of the library!”

So sprach Indiana Jones im “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”, genauer gesagt in der englischen Originalfassung. Das ist weder in Action-Archäologen noch in Bibliothekskreisen eine besonders originelle These; sie wurde auch schon auf Konferenzen und natürlich in verschiedenen Blogs immer mal wieder geäußert. Wer als Bibliothekswesen in der Bibliothek bleibt, hat dort zwar seine Ruhe, in Zukunft aber keine Arbeit mehr. Da ich die Gründe für Exkursionen in die nichtbibliothekarische Welt nicht noch einmal von vorne aufrollen möchte, hier ein Hinweis auf eine kurze Zusammenfassung von Karen Marie: Communities of practice in the library world (PDF). Oder, um vom Kristallschädelsammler zur Dämonenjägerin zu springen:

Fassen wir zusammen: Wer sich im Büro versteckt, hat keine Zukunft. Wie gelangt man also heraus? Ein Instrument, dass ich recht erfolgreich einsetze, ist die Stippvisite oder Visitenkarte. Idealisierter Ablaufplan:

  1. Kontaktaufnahme mit ProfessorIn
  2. Anfrage wegen eines kurzen Besuchs in einer Lehrveranstaltung
  3. Durchführung eben jenes Besuchs

In der Praxis sieht das meistens so aus, dass ein bestehender Kontakt eines Bibliothekswesens zu einer ProfessorIn genutzt wird, um einen Kurzbesuch in einer Veranstaltung zu vereinbaren. Dies können Labore, Seminare sein, aber auch größere Vorlesungen. Was auch immer gerade ansteht. Versprochen wird, den ProfessorInnen nicht mehr als 3-4 Minuten ihrer kostbaren Vorlesungszeit zu rauben.

In der Veranstaltung stelle ich kurz mich und meine Rolle in der Bibliothek vor und mache dann “ein Angebot, dass Sie [die Studierenden] zwar ablehnen können, aber nicht sollten”. Ich biete Ihnen an, Zeit sparende Methoden in der Literaturrecherche und -verwaltung bei mir erlernen zu können. Dann wird ein kleiner Stapel mit Visitenkarten ausgelegt. Die Studierenden sollen sich selbst in Gruppen von ca. 10-15 Mitgliedern sammeln und mit mir individuell Termine außerhalb der Lehrveranstaltungen vereinbaren.

Das hat zweierlei Vorteile:

  1. Ich nehme keine weitere Vorlesungszeit in Anspruch. Ich störe die Vorlesung nicht weiter, was dazu führt, dass ich mit erhöhter Wahrscheinlichkeit noch einmal eingeladen werde.
  2. Die Lerngruppen, die sich schließlich bei mir einfinden, haben sich selbst dazu entschlossen, etwas zu lernen. Die eigenverantwortliche Organisation führt zu deutlich höherer Motivation und Konzentration in den Veranstaltungen.

Oft ist die erste Veranstaltung eine “Einführung in die Fachrecherche” für ein bestimmtes Fachgebiet, z.B. Elektrotechnik. Am Ende der Veranstaltung (die jeweils in 90 Minuten eine kurze Einführung in die Recherche liefern sollen) wird dann die jeweils andere Veranstaltung (z.B. “Literaturverwaltung mit Citavi”) beworben. Die Quote der Folgeveranstaltungsteilnehmer ist recht hoch. Ohne gezählt zu haben gehe ich von deutlich mehr als 50% aus. Gefühlt sind es etwa 80%. Von den bei der Stippvisite Angesprochenen finden im Schnitt etwa die Hälfte den Weg in die Citavi- oder Fachrecherche-Schulung. Alle Angaben ohne Gewähr!

Wichtig ist natürlich, nach erfolgreicher Veranstaltung den einladenden ProfessorInnen Rückmeldung zu geben, um in zukünftigen Semestern wieder Berücksichtigung zu finden.