Die grüne Bibliothek

Balsamorhiza deltoidea: Common names: Balsamroot, Northwest Balsamroot, Deltoid Balsamroot. Klimawandel, Ölkrise, Beinahe-Atom-GAUs: Auch Bibliotheken tragen ökologische Verantwortung. Zwar können sie natürlich keine maßgebliche Rolle weder in der Debatte über noch in der Umsetzung von umweltschützenden Maßnahmen spielen, aber ein kleines Scherflein können sie sicherlich beitragen. Die im folgenden aufgeführten Ansätze erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sie sollen vielmehr eine kleine Anregung, ein Denkanstoß sein. Für fast alle Maßnahmen gilt: Tue Gutes, und spare auch noch Geld dabei.

Bauliche Maßnahmen

Gernot U. Gabel beschreibt in B.I.T. Online “Eine “grüne” Bibliothek – die “Jubilee Library” in Brighton”. Der Bibliotheksneubau der Jubilee Library in Brighton (UK) wurde, da der Betreiber auf niedrige Betriebskosten bestand, von Anfang an auf Energieeffizienz getrimmt. Gabel schreibt:

Um den Neubau strukturell nach energiesparenden und umweltschonenden Aspekten zu gestalten, schlugen die Architekten neue Wege ein. Statt einer elektrischen Klimaanlage setzten sie auf die beiden natürlichen Energiequellen Sonne und Wind, was sich aufgrund der Küstenlage des Gebäudes anbot. Im Winter wird die Sonnenenergie, die durch die verglaste Südfront einfällt, in das Gebäude geleitet. Der Bau weist eine hohe Masse und eine solide Betonstruktur auf, was thermische Stabilität garantiert, Dach und Wände sind mit einer dicken Isolierschicht belegt. Die Betondecken wurden als Hohlstrukturen ausgelegt nach dem Prinzip des “ThermoDeck”, womit sich Wärme in den Decken und Wänden speichern und langsam an die Umgebung abgeben lässt. (Die Jubilee Library ist die erste öffentliche Bibliothek Großbritanniens, die nach diesem Prinzip erbaut wurde.) Selbst die von Menschen und Geräten emittierte Wärme führt man wieder dem Nutzungsprozess zu. Im Sommer filtern Beschattungssysteme das Sonnenlicht aus und Windkanäle werden geöffnet, um über dieses natürliche Ventilationssystem Frischluft in das Gebäude strömen zu lassen, die als Abluft durch die auf dem Dach platzierten Windtürme austritt (Venturi-Effekt). Das Tageslicht, das über die Glasfront und die Lichtschächte rund um die zentralen Hallen in den Bau dringt, wird durch eine von Sensoren gesteuerte künstliche Beleuchtung ergänzt. Auch das Regenwasser wird gesammelt und zur Spülung der Toiletten verwendet. Die Energiebilanz des Gebäudes liegt, wie eine Messagentur ermittelte, rund 50 Prozent unter der vergleichbarer konventioneller Bauten und ist damit ungewöhnlich günstig für ein öffentliches Gebäude.

Hier sind sicherlich viele verschiedene Ansätze denkbar, und dies ist nur einer von vielen. Weiterführende Informationen:

Viele Wege führen nach (Ökost)Rom

Privat den Stromanbieter zu wechseln ist Sache von wenigen Minuten. Aber auch öffentliche Einrichtungen können durchaus auf Ökostromanbieter umsteigen.

Im Rahmen des Umweltforschungsplans des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ist 2003 ein Kurzbericht namens “Beschaffung energieeffizienter Technik für die öffentliche Hand” erschienen. Auf der dazugehörigen Webseite finden sich haufenweise Tipps für die umweltfreundliche Beschaffung von u.a. Gebäudeinnenausstattung, oder technischer Gebäudeausrüstung. Dort sind auch Dokumente zu finden, wie z.B. Meppen und Heidelberg die kommunale Stromversorgung mit Ökostrom realisieren. Näheres findet sich auf der Übersichtsseite mit Praxisbeispielen.

Sustainable Computing

I love my Mac! I wish it came in green! Nachhaltiges Computern klingt ein bißchen nach Buzzword-Bingo, ist aber durchaus sinnvoll mit Inhalt gefüllt. Einer der deutschsprachigen Experten auf diesem Gebiet ist Denis Mocigemba, der sehr lesenswert und vor allem auch lesbar über “Computer und Nachhaltigkeit” (Politik und Zeitgeschichte 5-6/2006) schrieb. Eines der angeschnittenen Themen ist Elektroschrott und Ressourcenverbrauch, dem sich auch Greenpeace mit der fantastischen Kampagne “Green My Apple” recht erfolgreich gewidmet hat. Zu diesem Thema titelte auch Heise unlängst: “Grüne IT ist mehr als nur Stromsparen”.

Stromsparen

Grüne IT ist allerdings auch Stromsparen. Da der Kaffeekonsum in manchen Bibliotheken stark über dem Bundesdurchschnitt liegt, kommt diese Kaffeemaschine allerdings wohl nicht in Betracht, um den bibliothekarischen Strombedarf zu senken. Die adäquate Kaffeeversorgung wäre angesichts der angebenen Zeit/Tasse stark gefährdet [1]Quelle: Wiki Commons:

Solarkaffeemaschine

Es gibt aber glücklicherweise noch andere Möglichkeiten, Strom zu sparen. Neben der Beleuchtung ist da vor allem die IT zu nennen:

Mit jedem neu beschafften Bürogerät werden die Betriebskosten für die nächsten drei bis sechs Jahre festgelegt. Damit ist die Entscheidung für das energieeffizientere Gerät der erste wichtige Schritt zu Betriebskosteneinsparungen in beträchtlichem Umfang. Und das vor allem dann, wenn gleichzeitig eine Vielzahl von Bürogeräten beschafft wird.

So heißt es auf der Seite der Initiative Energieeffizienz. Dort finden sich auch Textbausteine für Ausschreibungen und ein Vergleichsrechner.

In Bibliotheken drängt sich zum Beispiel der Einsatz von Thin Clients an Rechercheplätzen auf. Nicht nur, um Strom zu sparen, sondern auch um dem Admin Arbeit zu ersparen. [2]Höre ich Widerspruch? ;o)

Kurz:

Es gibt viele Möglichkeiten, eine Bibliothek ökologischer zu betreiben. Die oben aufgeführten Beispiele sind eher allgemein gehalten. Sinnvoll und notwendig wäre sicherlich eine gezielte Untersuchung von Bibliotheken, die schon Maßnahmen ergriffen haben, am Besten mit dem Ergebnis einer Best-Practice-Broschüre. Wem aber schon jetzt weitere Möglichkeiten einfallen, Bibliotheken ökologischer zu gestalten, den oder die möchte ich herzlich einladen, diese in den Kommentaren gleich hier unten auf der Seite kund zu tun.

Allgemeine Literatur zum Thema

Faktor Vier : doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch ; der neue Bericht an den Club of Rome / Ernst Ulrich von Weizsäcker; Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins. – Darmstadt : Wiss. Buchges., 1997

Das MIPS-Konzept : weniger Naturverbrauch – mehr Lebensqualität durch Faktor 10
/ Schmidt-Bleek, Friedrich. – München : Droemer Knaur, 2000

References

References
1 Quelle: Wiki Commons
2 Höre ich Widerspruch? ;o