Neues deutschsprachiges OA-Journal: "027.7 – Zeitschrift für Bibliothekskultur"

Bernhard Herrlich, Andreas Ledl und David Tréfás haben sich entschieden, ein neues deutschsprachiges OA-Journal herauszugeben, dass eine Nische neben Libreas & Co füllen soll: 027.7 – Zeitschrift für Bibliothekskultur. Ein längeres Zitat aus dem Editorial zur Entstehungsgeschichte:

Wir, drei wissenschaftliche Bibliothekare der Universitätsbibliothek Basel, haben seit geraumer Zeit darüber gesprochen, dass dem Bibliothekswesen im deutschsprachigen Raum ein Open Access-Journal gut tun würde. Kurz nachdem wir uns entschlossen, ein solches zu gründen verkündete am 14. Juni 2012 die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) in einer Pressemitteilung, die Zeitschrift „Bibliotheksdienst“ werde ab 2013 beim Verlag De Gruyter erscheinen, woran sich eine Open Access-Debatte entzündete.

Noch am selben Tag forderte Eberhard R. Hilf, es brauche „mutige Bibliothekare“, die „eine entsprechende OA Zeitschrift aufmachen und dafür werben“ (Hilf 2012). Dass sich solch couragierte Kolleginnen und Kollegen fanden, davon kann man sich auf dem Etherpad und Wiki des Projekts „newLIS“ und auf Twitter (#newlis) eindrucksvoll überzeugen. Umso überraschender kam am 4. Februar dieses Jahres die soweit wir sehen unwidersprochene Mitteilung, das Vorhaben sei gescheitert. In Kommentaren wurden zwischenzeitlich auch schon Gründe für den missglückten Versuch herausgearbeitet, so dass man leider wohl tatsächlich von einem – wenn auch in der Diskussion fruchtbaren – Fehlschlag ausgehen muss (vgl. Kaden 2013). Trotz ständiger Bedenken wegen des zu erwartenden grossen Wurfs aus Deutschland (noch dazu unterstützt von der HTW Chur), der unsere Pläne auf sehr wackligen Beinen stehen liess und im Erfolgsfall zunichte gemacht hätte, haben wir es letztendlich trotzdem gewagt: Wir haben „027.7“, die „Zeitschrift für Bibliothekskultur“, aus der Taufe gehoben.

Dem ersten Aufbruch und der Andeutung der HTW Chur folgte leider tatsächlich nichts mehr, die #newLIS-Debatte zerfaserte. Das ist zwar schade, aber immerhin konnte dieses zumindest vorläufige Scheitern von den 027.7-Machern produktiv verarbeitet werden.

In der ersten Ausgabe des mit OJS produzierten Journals finden sich nun ein paar Artikel im Themenrahmen “Bibliothek 2.0 am Ende?! / Library 2.0 on the Ropes?!”. Die drei Herausgeber schreiben zur Konzeption:

1. 027.7 ist bewusst als herkömmliche Zeitschrift mit Themenheften konzipiert, die vorläufig ausschliesslich elektronisch erscheint.
2. 027.7 versucht, ein Open beziehungsweise Post Peer Review-Verfahren zu etablieren.
3. Gegenwärtig besteht 027.7 aus 3 Rubriken: Editorial, Artikel/Articles und Standortwechsel/Relocation. Letztere ist im wahrsten Sinne geografisch zu verstehen und
soll helfen, die im Hauptteil verhandelten Thesen aus dem deutschsprachigen bzw. europäischen Raum durch einen nicht eurozentristisch geprägten Blickwinkel zu ergänzen und gegebenenfalls neu einzuordnen.

Besonders der Blick über den Tellerrand, bzw. der Blick von außerhalb auf unseren Teller kann sehr reizvoll sein, wie ich auch im Nachhinein am Beispiel der infobibschen LibWorld-Reihe immer wieder feststellen muss. Weitere Details sind dem Editorial zu entnehmen. Dort steht abschließend:

Wir bitten um Verständnis, dass 027.7 möglicherweise noch nicht seine endgültige Form erreicht hat, sich weiterentwickeln und hoffentlich wachsen wird. Es ist ein kleiner Anfang – aber es ist ein Anfang.

Dafür muss man m.E. nicht um Verständnis bitten. Ein starre Publikation wäre ungleich langweiliger.

6 Gedanken zu „Neues deutschsprachiges OA-Journal: "027.7 – Zeitschrift für Bibliothekskultur"“

  1. Newlis als transparenter Prozess, der viele Beteiligte mitnimmt, ist m.E. zur Zeit mindestens eingeschlafen, vielleicht sogar gescheitert. Wenn irgendwo etwas passiert, geschieht das im Verborgenen, zumindest ich habe davon nichts mitbekommen.

    Also, her mit Deinen Infos! ;o)

  2. Hallo,
    von einer Meldung, dass #NewLIS gescheitert ist, ist mir nichts bekannt. Daher bin ich verwundert, hier davon mit Datum zu lesen. Ich bin da irgendwie ein bisschen irritiert.

    Die Frage, die sich mir dabei stellt: Warum hat man nicht versucht mit den aktiv Beteiligten an dieser Diskussion Kontakt aufzunehmen. Das Herausfinden der Kontaktdaten dürfte eigentlich kein zu großes Hindernis dafür darstellen.

    Ich wünsche den Machern viel Erfolg für den Versuch und hoffe, dass sich diese Zeitschrift zu behaupten weiß.

  3. @Dörte: Sorry, wenn das falsch rüberkommt. Ich bin davon ausgegangen, dass der Prozess vorläufig gescheitert ist, weil sich niemand mehr dahingehend rührte. Mich eingeschlossen.

    Deine Frage stellt sich mir auch. Ich hätte statt direkter Kontaktaufnahme jedoch eine offene Diskussion bevorzugt. Nun ja, man wird sehen, ob noch etwas passiert.

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