Wie man ein Open-Access-Journal gründet

Die Frage, wie man ein Open-Access-Journal gründet, möchte das Lüneburger Hybrid Publishing Lab mit diesem Poster (PDF) beantworten. Zum Punkt “Workflows” heißt es:

Make sure that everybody knows what to do (and when and how) by setting up protocols such as author style guides, metadata standards, templates, as well as schedules, etc.

Aus diesem Anlass möchte ich hier diesen Tweet einbinden und zur Beantwortung der Frage (gerne auch hier in den Kommentaren) aufrufen:

Schön wäre eine halbwegs automatische oder sehr schnelle manuelle Lösung. Also z.B. “Öffnen in Programm A, dann speichern als Artikel.html”. Word und LibreOffice liefern dermaßen viel Style-Müll mit, das geht auf keine Kuhhaut. Eine gut funktionierende und noch gepflegte HTML/Markdown/Docbook-Extension für ein RTF-verarbeitendes Programm wäre auch schon was!

EPUB im Open Journal System

Trude Eikebrokk, Tor Arne Dahl and Siri Kessel: EPUB as Publication Format in Open Access Journals: Tools and Workflow. Code4Lib 24, 2014-04-16.

Abstract:

In this article, we present a case study of how the main publishing format of an Open Access journal was changed from PDF to EPUB by designing a new workflow using JATS as the basic XML source format. We state the reasons and discuss advantages for doing this, how we did it, and the costs of changing an established Microsoft Word workflow. As an example, we use one typical sociology article with tables, illustrations and references. We then follow the article from JATS markup through different transformations resulting in XHTML, EPUB and MOBI versions. In the end, we put everything together in an automated XProc pipeline. The process has been developed on free and open source tools, and we describe and evaluate these tools in the article. The workflow is suitable for non-professional publishers, and all code is attached and free for reuse by others.

Zum Volltext. Realisiert wurde das Projekt anhand der Zeitschrift “Professions and Professionalism”. Dort werden insgesamt vier Formate pro Artikel angeboten: PDF HTML ePub mobi. Besonders die HTML-Ansicht scheint mir sehr gut gelungen.

Neues deutschsprachiges OA-Journal: "027.7 – Zeitschrift für Bibliothekskultur"

Bernhard Herrlich, Andreas Ledl und David Tréfás haben sich entschieden, ein neues deutschsprachiges OA-Journal herauszugeben, dass eine Nische neben Libreas & Co füllen soll: 027.7 – Zeitschrift für Bibliothekskultur. Ein längeres Zitat aus dem Editorial zur Entstehungsgeschichte:

Wir, drei wissenschaftliche Bibliothekare der Universitätsbibliothek Basel, haben seit geraumer Zeit darüber gesprochen, dass dem Bibliothekswesen im deutschsprachigen Raum ein Open Access-Journal gut tun würde. Kurz nachdem wir uns entschlossen, ein solches zu gründen verkündete am 14. Juni 2012 die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) in einer Pressemitteilung, die Zeitschrift „Bibliotheksdienst“ werde ab 2013 beim Verlag De Gruyter erscheinen, woran sich eine Open Access-Debatte entzündete.

Noch am selben Tag forderte Eberhard R. Hilf, es brauche „mutige Bibliothekare“, die „eine entsprechende OA Zeitschrift aufmachen und dafür werben“ (Hilf 2012). Dass sich solch couragierte Kolleginnen und Kollegen fanden, davon kann man sich auf dem Etherpad und Wiki des Projekts „newLIS“ und auf Twitter (#newlis) eindrucksvoll überzeugen. Umso überraschender kam am 4. Februar dieses Jahres die soweit wir sehen unwidersprochene Mitteilung, das Vorhaben sei gescheitert. In Kommentaren wurden zwischenzeitlich auch schon Gründe für den missglückten Versuch herausgearbeitet, so dass man leider wohl tatsächlich von einem – wenn auch in der Diskussion fruchtbaren – Fehlschlag ausgehen muss (vgl. Kaden 2013). Trotz ständiger Bedenken wegen des zu erwartenden grossen Wurfs aus Deutschland (noch dazu unterstützt von der HTW Chur), der unsere Pläne auf sehr wackligen Beinen stehen liess und im Erfolgsfall zunichte gemacht hätte, haben wir es letztendlich trotzdem gewagt: Wir haben „027.7“, die „Zeitschrift für Bibliothekskultur“, aus der Taufe gehoben.

Dem ersten Aufbruch und der Andeutung der HTW Chur folgte leider tatsächlich nichts mehr, die #newLIS-Debatte zerfaserte. Das ist zwar schade, aber immerhin konnte dieses zumindest vorläufige Scheitern von den 027.7-Machern produktiv verarbeitet werden.

In der ersten Ausgabe des mit OJS produzierten Journals finden sich nun ein paar Artikel im Themenrahmen “Bibliothek 2.0 am Ende?! / Library 2.0 on the Ropes?!”. Die drei Herausgeber schreiben zur Konzeption:

1. 027.7 ist bewusst als herkömmliche Zeitschrift mit Themenheften konzipiert, die vorläufig ausschliesslich elektronisch erscheint.
2. 027.7 versucht, ein Open beziehungsweise Post Peer Review-Verfahren zu etablieren.
3. Gegenwärtig besteht 027.7 aus 3 Rubriken: Editorial, Artikel/Articles und Standortwechsel/Relocation. Letztere ist im wahrsten Sinne geografisch zu verstehen und
soll helfen, die im Hauptteil verhandelten Thesen aus dem deutschsprachigen bzw. europäischen Raum durch einen nicht eurozentristisch geprägten Blickwinkel zu ergänzen und gegebenenfalls neu einzuordnen.

Besonders der Blick über den Tellerrand, bzw. der Blick von außerhalb auf unseren Teller kann sehr reizvoll sein, wie ich auch im Nachhinein am Beispiel der infobibschen LibWorld-Reihe immer wieder feststellen muss. Weitere Details sind dem Editorial zu entnehmen. Dort steht abschließend:

Wir bitten um Verständnis, dass 027.7 möglicherweise noch nicht seine endgültige Form erreicht hat, sich weiterentwickeln und hoffentlich wachsen wird. Es ist ein kleiner Anfang – aber es ist ein Anfang.

Dafür muss man m.E. nicht um Verständnis bitten. Ein starre Publikation wäre ungleich langweiliger.

Starting an Open Access Journal: a step-by-step guide

Martin Eve erklärt in einem Fünfteiler, worauf es bei der Gründung eines Open-Access-Journals ankommt. Hier geht es los.

Schon im ersten Teil wartet er mit der Erkenntnis auf, die banal klingt, bei der Diskussion um Systeme und technische Anforderungen doch leicht übersehen wird:

What takes the time, energy and willpower is to get the social, rather than technical aspects sorted.

In diesem Sinne: Mal sehen, ob aus der Ideensammlung #newLIS tatsächlich eine Zeitschrift wird.

[gefunden im newlis-Wiki]