Ältester Verlag der Welt denkt über Gold-OA nach

In einem Interview im Börsenblatt gibt Susanne Franzkeit, Schwabe-Verlagsleiterin, ihre Überlegung hinsichtlich einer Open-Access-Strategie bekannt:

Wir wollen im Verlag die Digitalisierung vorantreiben und neue Workflows etablieren. Diesen Sommer starten wir die Plattform “Schwabe Online”, auf der wir zunächst das “Historische Wörterbuch der Philosophie” in einer Datenbank zugänglich machen wollen. Diese steht auch anderen Verlagen offen. Außerdem möchte ich eine konsequente Open-­Access-Strategie umsetzen, die auf “Open Access Gold” basiert – also auf Publikationen, die sofort mit Erscheinen der Druckversion frei zugänglich sind und dafür von Autoren oder Institutionen finanziert werden. Dabei denke ich auch an die Möglichkeit, diese Open-Access-Inhalte auf eigenes Risiko weiterzuentwickeln und zu vermarkten – hier kann unsere verlegerische Kompetenz, Inhalte zu veredeln, zum Zuge kommen.

Wie man ein Open-Access-Journal gründet

Die Frage, wie man ein Open-Access-Journal gründet, möchte das Lüneburger Hybrid Publishing Lab mit diesem Poster (PDF) beantworten. Zum Punkt “Workflows” heißt es:

Make sure that everybody knows what to do (and when and how) by setting up protocols such as author style guides, metadata standards, templates, as well as schedules, etc.

Aus diesem Anlass möchte ich hier diesen Tweet einbinden und zur Beantwortung der Frage (gerne auch hier in den Kommentaren) aufrufen:

Schön wäre eine halbwegs automatische oder sehr schnelle manuelle Lösung. Also z.B. “Öffnen in Programm A, dann speichern als Artikel.html”. Word und LibreOffice liefern dermaßen viel Style-Müll mit, das geht auf keine Kuhhaut. Eine gut funktionierende und noch gepflegte HTML/Markdown/Docbook-Extension für ein RTF-verarbeitendes Programm wäre auch schon was!

Springer Science+Business Media geht an die Börse

Kanadier, US-Amerikaner, Japaner und Australier dürfen nun nicht weiterlesen:

Man frage mich nicht, warum. Börsen-Experten können das vielleicht erklären, ich jedoch nicht. Für erhellende Hinweise in den Kommentaren (ob von Kanadiern oder anderen) wäre ich sehr dankbar. Doch nun zum eigentlichen Thema dieses Postings:

Aktien von Springer Science+Business Media, einem Fachverlag im Bereich Science, Technology, Medicine, sollen vor der Sommerpause im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notieren

Das kürzlich unter anderem auf Turi2 kolportierte Gerücht erweist sich also als wahr. Der Wert der auszugebenden Aktien wird mit ungefähr 760 Millionen Dollar angegeben. Die komplette Meldung zum Börsengang findet sich bei Aktiencheck.de. Interessant ist, dass in dieser für Springer sicherlich sehr wichtigen Meldung ausdrücklich auf Open Access als wachsendem Markt Bezug genommen wird:

Wir sind ein führender und wirklich globaler STM-Verlag, der in den Marktsegmenten eBooks und Open Access hervorragend aufgestellt ist, und wollen von weiteren Wachstumstrends profitieren.

Noch ein interessantes Zitat:

Der Wandel zum digitalen Modell hat die Grenzkosten für die Veröffentlichung und den Verkauf neuer Artikel, Bücher und Zeitschriften signifikant verringert.

Weiterhin sei Springer in “aufstrebenden Märkten”, besonders in China und Indien, seit vielen Jahren vertreten und genieße dort einen guten Ruf.

Der Börsengang könnte eine gute Gelegenheit bieten, einen tieferen Einblick in die Markteinschätzung durch einen großen kommerziellen OA-Akteur zu bekommen. Liest hier jemand mit, der oder die sich mit Börsengängen und den dazugehörigen Informationspflichten (Börsenprospekt, etc.) auskennt? Was ist da zu erwarten?

PS: Kennt jemand die Studie Open Access: Market Size, Share, Forecast, and Trends von Laura Ricci? Ich habe gerade keine $895 zur Hand für die 36 Seiten…

Offenheit in der wissenschaftlichen Kommunikation

Die Wissenswerkstatt schreibt über den weiten Weg von der Einstellungs- zur Verhaltensänderung, Hürden auf dem Weg zu Open Access. Es geht um die bekannten Schwierigkeiten, Open Access als grundsätzliches Linie wissenschaftlicher Kommunikation umzusetzen: Eine Idee für gut befinden, heißt noch nicht, daß man sich auch für sie einsetzt:

Und so kann es kaum überraschen, daß man bei der Befragung einzelner Wissenschaftler zu ihrem Publikationverhalten feststellt, daß hier Einstellung und Verhalten nur sehr schwach miteinander korrelieren. D.h. konkret: auch wenn Forscher die Open-Access-Idee gutheißen, so bedeutet das keineswegs, daß sie selbst in Open-Access-Zeitschriften publizieren. Hier ist jedem einzelnen Wissenschaftler das Hemd näher als der Rock.

Die Green Road wird in diesem Artikel leider gar nicht angesprochen.

[via Basic Thinking]