Neuköllner Bibliothek zensiert feministische Blogs

in der bücherei #neukölln am internettisch sind alle feministischen seiten wg wörtern auf dem internen index gesperrt :((less than a minute ago via web Favorite Retweet Reply

Ich gehe mal davon aus, dass es sich um die Stadtbibliothek Neukölln handelt. Die Mädchenmannschaft hat dort nachgefragt und erfahren, dass der Aufruf von gewaltverherrlichenden, pornographischen, sexistischen, volksverhetzenden und/oder rassistischen Inhalten dort untersagt ist.

Da eine persönliche Betreuung von Kindern und Jugendlichen nicht möglich sei, verliesse man sich zur Umsetzung auf Filtersoftware. Leider blockiert diese Software aber neben der Mädchenmannschaft auch weitere feministische, anti-sexistische und anti-rassistische Blogs. Öffentlich zugänglich waren dagegen weiterhin maskulistische Seiten – Sexismus und persönliche Angriffe auf Feminist_innen inklusive. Die Bitte, die feministischen Seiten wieder freizuschalten wurde übrigens abgelehnt, das sei nicht möglich. Ob das nun an Einschränkungen in der Software oder fehlendem Wissen auf Seiten der Bücherei liegt – ein Armutszeugnis.

In der Tat ein Armutszeugnis und wieder ein Beleg dafür, dass der Code of Ethics maximal Sonntagsredencharakter hat.

[via @hatorikibble]

Ist Infobib jugendgefährdend?

Endlich ist es raus. Laut JusProg (Jugendschutzprogramm) ist Infobib Kindern nicht zu empfehlen:
jusprog

Wie auch die Netbiber (die ja für Ihre schweinischen Artikel berüchtigt sind), das IBI-Weblog, Medinfo, der Duftende Doppelpunkt, das Hörbuch- und Podcastblog, Ben Kadens Kontext oder Jürgen Plieningers Politikwissenschaft.

Verwundert hat mich in diesem Zusammenhang die Archivalia-Einstufung. Ob man Klaus Graf schon mal vorgeworfen hat, soft zu schreiben?

jusprog_archivalia

Und jetzt wird’s spannend. Während die durchschnittlichen Biblioblogger immerhin noch von Jugendlichen ab 14 gelesen werden dürfen, sind allseits bekannte Unholde ganz außen vor:

Die Seite jakoblog.de ist bereits in unserem Filter enthalten und wird geblockt.

Das Ganze klingt nach einem verspäteten Aprilscherz. Ist es aber nicht. Wie Telepolis schreibt:

In der Schwarzen Liste des Filteranbieters JusProg e.V. finden sich massenhaft alternative Medien wie beispielsweise Telepolis oder die Nachdenkseiten, die offensichtlich nach Einschätzung der Hamburger Jugendschützer nicht für Jugendliche geeignet sind. Auch die Internetseiten der Grünen und der Piratenpartei sind nach Einschätzung von JusProg jugendgefährdend.

Und dieser Irrsinn wird von der Kommission für Jugend­medienschutz der Landesmedienanstalten gefördert. Die JusProg-Partner aus der Wirtschaft sind übrigens kinderfreundliche Angebote wie Bild.de, Orion, Coupé, Beate Uhse oder Berlin Intim (Slogan: Clever poppen!). Konsequenterweise folgt daraus:

jusprog_bild

Aber:
jusprog_bildblog

Mehr Infos zum Thema gibt’s beim Spiegelverfechter, wie oben erwähnt bei Telepolis und in zahlreichen Blogs.

Ich habe die DenunzierungsVorschlagsfunktion für anstößige Seiten genutzt und JusProg selbst vorgeschlagen. Kategorie “Extremismus”, mit der Begründung:

Die Seite untergräbt freie demokratische Meinungsbildung und gefährdet mit gefährlichen Zensurmaßnahmen die intellektuelle und moralische Integrität von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

PS: Müssen alle Seiten einzeln vorgeschlagen werden? Wer um Himmels Willen hat das gemacht?

PPS: Nicht gerade elegant formuliert: “gefährdet mit gefährlichen”. Egal.

Update: [zu diesem Artikelchen inspirierte mich der jugendgefährdende Biblioblog Text&Blog]