CeBIT 2007

Am Freitag hatte ich die Gelegenheit (vielen Dank an Imageware für die Karte und das nette Gespräch über Digitalisierungsworkflows!), die diesjährige CeBIT besuchen zu können. Der erste Eindruck nach ein paar Jahren Abstinenz: Die Hallen sind leerer geworden, alles ist wesentlich sachlicher, besonders wenn man mit den Dotcom-Jahren vergleicht. Positiv ist zu vermerken, dass die oft gefürchteten Beutelratten kaum zu sehen waren.

CeBIT 2007

Die CeBIT 2007 aus bibliothekarischer Perspektive und im Schnelldurchlauf:
Um für mich relevante Aussteller ausfindig zu machen, habe ich sämtliche Treffer, die ich in der Cebitsuche unter dem Suchbegriffen biblio* und libr* als thematisch passend erkannte, besucht. Dabei landete ich unter anderem bei der Firma Lib-IT, wo mir ein Mitarbeiter die Vorzüge der Systeme Filero und Libero erläuterte; weiterhin bei verschiedenen Content-Management-System-Anbietern (u.a. dem kleinen, aber gut frequentierten Stand der Deutschsprachigen Zope-Usergroup und der deutschen Filiale des von mir momentan ausgiebig eingesetzten CMS ez Publish). Auch die Firma Bond wurde kurz besucht. Zwischendurch wurde der eine oder andere Vortrag mitgenommen, aber besonders spannend war kaum etwas.

Ein paar Produkte und Aussteller verdienen jedoch etwas nähere Aufmerksamkeit:

1. Wenn der SEO, dessen Vortrag ich zum Teil hörte, als typisch für seine Zunft gelten kann (und der Applaus aus dem Publikum lässt darauf schließen), dann setzt die Branche immer noch auf Masse statt Klasse. Sein Vortrag begann mit den Worten: “Ich weiß nicht, wie viele Suchmaschinen es gibt. Mir fallen 4 ein, es mag vielleicht 25 geben.” Dem Herren sei die Suchfibel zur Lektüre empfohlen. Später erläuterte er, wie man möglichst viel Traffic auf seine Seite zieht. Dass es in den meisten Fällen sinnvoll ist, gezielt bestimmte Personengruppen anzusprechen, scheint noch nicht überall angekommen zu sein. Interessant war, dass die edler gekleidete Hälfte des Publikums wie gebannt an den Lippen des Vortragenden hing, die eher salopp gewandeten sahen dem Schauspiel eher belustigt zu.

2. Über die akademische Videosuchmaschine Osotis wird hier demnächst noch einmal ausführlicher berichtet. Bei Text&Blog wurde schon einmal auf sie hingewiesen. Für mich eins der Messehighlights, und auf jeden Fall einen zweiten und dritten Blick wert.

3. Die Produkte der Firma Userful (Multi-User-Terminals) scheinen nicht völlig ausgereift zu sein. Im CeBIT-Ausstellerverzeichnis werden vollmundig “Komplettlösungen für Bibliotheken” angepriesen, ein weitgehend ahnungsloser Standbetreuer weist dann darauf hin, dass beispielsweise ein deutsches Tastaturlayout nicht einwandfrei unterstützt wird. Abhilfe soll demnächst ein neues Produkt schaffen.

4. Ex Libris Primo. Nach einem Vortrag von Peter Ahrens über den Einsatz von SFX als Steuerungsinstrument für die Bestandsentwicklung haben er und ein Kollege mir den Vortrag vom Vortag über Primo noch einmal persönlich angedeihen lassen. Und ich muss schon sagen, dass es sich um eine bemerkenswerte Weiterentwicklung herkömmlicher Suchoberflächen handelt. Viele grundlegende Voraussetzungen für einen modernen Katalog oder eine digitale Bibliothek lassen sich mit Primo prima realisieren. Es gibt RSS-Feeds für alles mögliche, Social Tagging mit Connotea-Einbindung (andere Anbieter sollen folgen), die Seite lässt sich personalisieren, und, und, und! Der Vortrag auf dem Leipziger Bibliothekskongress sei somit allen Besuchern empfohlen.

Insgesamt zumindest für mich eine lohnenswerte Messe. Und es bleibt spannend, in welche Richtung sich die CeBIT entwickeln wird.