Stellungnahme des BID zu Edwin Mellen Press vs. Dale Askey

In einem Kommentar im Wisspub-Blog bezieht Heinz-Jürgen Lorenzen (Präsident des BID) im Namen seines Verbands Stellung zur Klage des Verlags Edwin Mellen Press gegen Dale Askey (siehe auch hier):

Bibliothek & Information Deutschland (BID), der Dachverband der bibliothekarischen Verbände, ist tief besorgt, dass Edwin Mellen Press mit einer privaten Klage gegen Dale Askey versucht, massiven Einfluss auf die Meinungsfreiheit von wissenschaftlichen Bibliothekaren und damit auf die Freiheit von Forschung und Lehre zu nehmen. Die Veröffentlichung einer qualifizierten Bewertung von Publikationen durch Bibliothekare ist Ausdruck einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Der Versuch der Unterdrückung einer derartigen öffentlichen Meinungsbildung stellt einen sehr ernsten Angriff auf unsere Demokratie und die freie Meinungsäußerung dar.

Daher appelliert Bibliothek & Information Deutschland an Edwin Mellen Press auch die private Klage gegen Dale Askey zurück zu nehmen.

Ich gehe zwar davon aus, dass diese Stellungnahme echt ist. Eine Publikation dieser Stellungnahme an prominenterem Ort, z.B. auf der BID-Webseite, wäre dennoch wünschenswert. Bislang (23. April 2013) ist dort nichts zu finden.

[Besten Dank an Heinz für den Hinweis!]

Die Edwin-Mellen-Petition

Kann das sein? Es sind tatsächlich erst knapp 1500 Unterschriften zusammengekommen?

Infobib alleine hat einige hundert Besucher pro Tag. Viele davon über Suchmaschinen, aber es bleibt sicherlich noch eine erkleckliche Anzahl an gezielten und interessierten Besuchern aus dem Bibliothekswesen und anliegenden Gebieten übrig. Die drei anderen Blogs haben sicherlich nicht weniger Besucher.

Sicher, es ist eine eher symbolische Geste, diese Online-Petition zu unterzeichnen. Aber ist das Anliegen Euch KollegInnen nicht wichtig genug, um die paar Sekunden für die symbolische Unterstützung zu opfern? Man muss seinen Namen auf der Webseite nicht einmal anzeigen lassen!

Worum es geht: Dale Askey (und seine Hochschule) wird von Edwin Mellen Press auf eine Summe in Millionenhöhe verklagt, weil er die Publikationen des Verlags kritisiert hat. Das betrifft uns alle! Und wohlgemerkt nicht nur Bibliotheksblogger, sondern jeden, der auch weiterhin frei seine Meinung über Veröffentlichungen und Verlage äußern will.

Hier geht es zur Petition.

Edwin-Mellen-Verlag verklagt Bibliothekar auf Schadenersatz in Millionenhöhe

Dale Askey, den viele der hier Lesenden unter anderem vom einen oder anderen Bibcamp oder auch durch sein Blog kennen, wurde vom Verlag Edwin Mellen verklagt. Die Geschichte ganz knapp zusammengefasst:

  1. Dale Askey kritisiert den Verlag.
  2. Zwei Jahre später verklagt der Verlag Dale Askey und dessen Universität auf insgesamt 4,5 Millionen US$ Schadenersatz.

Inside Higher Ed beschreibt es es etwas detaillierter:

Edwin Mellen Press, an academic publisher with offices in upstate New York and Britain, filed two lawsuits in June in Ontario’s Superior Court. The first implicates Askey and McMaster, his current employer and employer for some of the time the blog post was live, as “vicariously liable” for his statements, and claims libel and exemplary damages in the amount of $3.5 million. A second suit, filed against Askey alone, claims more than $1 million in similar damages (the individual suit names Herbert Richardson, press founder, as plaintiff and alleges additional, defamatory remarks directed against him personally on the blog).

Es gibt schon eine an Mellen gerichtete Petition, die den Verlag auffordert, die Klage fallen zu lassen. Und seine Uni hat sich glücklicherweise hinter Dale gestellt:

In its Statement on Academic Freedom, McMaster University affirms the right of the academic community to engage in full and unrestricted consideration of any opinion. Beyond this commitment to teach and learn unhindered by non-academic constraints, the University strongly supports the exercise of free speech as a critical social good.

For this reason, McMasterUniversity has for more than eighteen months rejected all demands and considerable pressure from the Edwin Mellen Press to repudiate the professional opinions of university librarian Dale Askey, notwithstanding the fact that those opinions were published on his personal blog several months before he joined McMaster.

Because of our respect for individual freedom of speech, the University finds itself today a co-defendant with Mr. Askey in a legal action brought by the Edwin Mellen Press.

The University will continue to rigorously defend its commitment to academic freedom and freedom of speech as the case proceeds before the courts.

Dem ist wenig hinzuzufügen. Außer der Hoffnung, dass der Verlag Edwin Mellen demnächst mal nachschlägt, was denn der Streisand-Effekt ist. Das Vorgehen des Verlags ist komplett unakzeptabel und hoffentlich auch in Kanada ohne Aussicht auf Erfolg. Wenn Mellen damit durchkäme, wäre (nicht nur bibliothekarische) Kritik an Verlagen und deren Produkten in Zukunft mit erheblicher Rechtsunsicherheit verbunden.

[via BoingBoing und Archivalia]