MIT Media Lab Disobedience Award – Preis für zivilen Ungehorsam zum Wohle der Gesellschaft

Ross Mounce schrieb in der Open-Science-Mailingliste:

Nominations are now open (until May 1st) for the first MIT Media Lab Disobedience Award

https://www.media.mit.edu/posts/disobedience-award/

The award is a $250,000 prize that “will go to a person or group engaged in what we believe is extraordinary disobedience for the benefit of society. Specifically, we’d like to call out action that seeks to change society in positive ways and is consistent with a set of key principles. These principles include non-violence, creativity, courage, and taking responsibility for one’s actions. We’re seeking both expected and unexpected nominees. This could include–but isn’t limited to–those engaged in scientific research, civil rights, freedom of speech, human rights, and the freedom to innovate.”

In my personal opinion I think Alexandra Elbakyan & the Sci-Hub/LibGen community are a STRONG contender for this award! But you are of course welcome to vote for any living person or group you choose to.

Go forth and nominate your heroes of disobediance!

Amnesty fordert Freilassung von Natalia Sharina

Die IFLA bezeichnet die Stürmung einer Moskauer Bibliothek und die Verhaftung der Leiterin Natalia Sharina (siehe auch hier) als “unverhältnismäßig und unnötig”. Amnesty weist darauf hin, dass Sharina unter Arrest steht und Ihr nun bis zu fünf Jahren Haft drohen. Per auch online zu zeichnender Petition wird der russische Generalstaatsanwalt dazu aufgerufen, Sharina freizulassen und die Meinungsfreiheit zu respektieren.

Bibliothek in Moskau gestürmt, Leiterin verhaftet

In Moskau wurde die Bibliothek für Ukranische Literatur(?) gestürmt, weil dort anti-russische Propaganda vorzufinden sei. Natalia Sharina, Leiterin der Bibliothek, wurde verhaftet. Nach der zur Zeit einzigen von mir gefundenen deutschsprachigen Quelle zu diesem Vorgehen auf Euronews.com:

Nach Angaben einer Mitarbeiterin der Bibliothek stürmten etwa 15 Polizisten die Räume am Donnerstagmorgen und nahmen die Direktorin Natalya Sharina fest. Sie wird beschuldigt, “auf nationaler Grundlage Hass und Feindseligkeit” entfacht zu haben.

International finden sich zahlreiche weitere Quellen:

Stellungnahme des BID zu Edwin Mellen Press vs. Dale Askey

In einem Kommentar im Wisspub-Blog bezieht Heinz-Jürgen Lorenzen (Präsident des BID) im Namen seines Verbands Stellung zur Klage des Verlags Edwin Mellen Press gegen Dale Askey (siehe auch hier):

Bibliothek & Information Deutschland (BID), der Dachverband der bibliothekarischen Verbände, ist tief besorgt, dass Edwin Mellen Press mit einer privaten Klage gegen Dale Askey versucht, massiven Einfluss auf die Meinungsfreiheit von wissenschaftlichen Bibliothekaren und damit auf die Freiheit von Forschung und Lehre zu nehmen. Die Veröffentlichung einer qualifizierten Bewertung von Publikationen durch Bibliothekare ist Ausdruck einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Der Versuch der Unterdrückung einer derartigen öffentlichen Meinungsbildung stellt einen sehr ernsten Angriff auf unsere Demokratie und die freie Meinungsäußerung dar.

Daher appelliert Bibliothek & Information Deutschland an Edwin Mellen Press auch die private Klage gegen Dale Askey zurück zu nehmen.

Ich gehe zwar davon aus, dass diese Stellungnahme echt ist. Eine Publikation dieser Stellungnahme an prominenterem Ort, z.B. auf der BID-Webseite, wäre dennoch wünschenswert. Bislang (23. April 2013) ist dort nichts zu finden.

[Besten Dank an Heinz für den Hinweis!]

FAZ attackiert Archivalia/freie Rede

Die FAZ mahnt Klaus Graf ab, weil er in einem Blog-Posting angeblich eine Lebenspartnerschaft zwischen Anette Schavan und einer FAZ-Journalistin behauptet hätte. In seinen eigenen Worten:

Da ich

http://archiv.twoday.net/stories/235550257/

die Formulierung “Schavan-Freundin Schmoll” verwendet habe und einen Hyperlink auf http://causaschavan.wordpress.com gesetzt hätte, wo u.a. die Vorwürfe erhoben würden, Schmoll sei die Lebensgefährtin von Schavan, soll ich künftig bei einer Vertragsstrafe von 5001 EUR die Veröffentlichung unterlassen “dass Frau Dr. Heike Schmoll die Freundin und/oder die Lebenshefährtin von Frau Annette Schavan sei”.

Erbloggtes fasst das Geschehen in gut lesbarer Form zusammen, eine umfassende Sammlung weiterer Stimmen zum Vorfall hat Klaus Graf in Archivalia gesammelt.

Dass Blogpostings nun auch für Behauptungen abgemahnt werden sollen, die sie gar nicht aufgestellt haben, ist eine neue Eskalationsstufe. Wenn die FAZ damit durchkäme (und das ist weder zu hoffen noch zu erwarten), wäre jegliche Berichterstattung über jedes Menschen und ihre Beziehungen zueinander betreffende Thema unmöglich. Wie oft hat die FAZ von Freunden beliebiger Politiker geschrieben? Kohl und sein Freund Gorbatschow? Sehr geehrte Damen und Herren in der FAZ, nehmen Sie bitte Ihre Juristen an die Kette. Solche Abmahnungen können selbst Sie nicht wollen!

Canadian Centre for Science and Education Vs. Beall's List

Inside Higher Ed berichtet über das Vorgehen eines Verlags (Canadian Centre for Science and Education) gegen die auch hier schon erwähnte Beall’s List of Predatory Publishers.

Ist es neuerdings Mode, Biblioblogger zu verklagen, wenn sie Verlage kritisieren? Auf so ein Niveau ist in D-A-CH noch kein Verlag gesunken, oder?

Das Canadian Centre for Science and Education kannte ich bislang übrigens nicht. Jetzt schon. Debora Weber-Wulff kennt das Center übrigens auch.

Die Edwin-Mellen-Petition

Kann das sein? Es sind tatsächlich erst knapp 1500 Unterschriften zusammengekommen?

Infobib alleine hat einige hundert Besucher pro Tag. Viele davon über Suchmaschinen, aber es bleibt sicherlich noch eine erkleckliche Anzahl an gezielten und interessierten Besuchern aus dem Bibliothekswesen und anliegenden Gebieten übrig. Die drei anderen Blogs haben sicherlich nicht weniger Besucher.

Sicher, es ist eine eher symbolische Geste, diese Online-Petition zu unterzeichnen. Aber ist das Anliegen Euch KollegInnen nicht wichtig genug, um die paar Sekunden für die symbolische Unterstützung zu opfern? Man muss seinen Namen auf der Webseite nicht einmal anzeigen lassen!

Worum es geht: Dale Askey (und seine Hochschule) wird von Edwin Mellen Press auf eine Summe in Millionenhöhe verklagt, weil er die Publikationen des Verlags kritisiert hat. Das betrifft uns alle! Und wohlgemerkt nicht nur Bibliotheksblogger, sondern jeden, der auch weiterhin frei seine Meinung über Veröffentlichungen und Verlage äußern will.

Hier geht es zur Petition.

Edwin-Mellen-Verlag verklagt Bibliothekar auf Schadenersatz in Millionenhöhe

Dale Askey, den viele der hier Lesenden unter anderem vom einen oder anderen Bibcamp oder auch durch sein Blog kennen, wurde vom Verlag Edwin Mellen verklagt. Die Geschichte ganz knapp zusammengefasst:

  1. Dale Askey kritisiert den Verlag.
  2. Zwei Jahre später verklagt der Verlag Dale Askey und dessen Universität auf insgesamt 4,5 Millionen US$ Schadenersatz.

Inside Higher Ed beschreibt es es etwas detaillierter:

Edwin Mellen Press, an academic publisher with offices in upstate New York and Britain, filed two lawsuits in June in Ontario’s Superior Court. The first implicates Askey and McMaster, his current employer and employer for some of the time the blog post was live, as “vicariously liable” for his statements, and claims libel and exemplary damages in the amount of $3.5 million. A second suit, filed against Askey alone, claims more than $1 million in similar damages (the individual suit names Herbert Richardson, press founder, as plaintiff and alleges additional, defamatory remarks directed against him personally on the blog).

Es gibt schon eine an Mellen gerichtete Petition, die den Verlag auffordert, die Klage fallen zu lassen. Und seine Uni hat sich glücklicherweise hinter Dale gestellt:

In its Statement on Academic Freedom, McMaster University affirms the right of the academic community to engage in full and unrestricted consideration of any opinion. Beyond this commitment to teach and learn unhindered by non-academic constraints, the University strongly supports the exercise of free speech as a critical social good.

For this reason, McMasterUniversity has for more than eighteen months rejected all demands and considerable pressure from the Edwin Mellen Press to repudiate the professional opinions of university librarian Dale Askey, notwithstanding the fact that those opinions were published on his personal blog several months before he joined McMaster.

Because of our respect for individual freedom of speech, the University finds itself today a co-defendant with Mr. Askey in a legal action brought by the Edwin Mellen Press.

The University will continue to rigorously defend its commitment to academic freedom and freedom of speech as the case proceeds before the courts.

Dem ist wenig hinzuzufügen. Außer der Hoffnung, dass der Verlag Edwin Mellen demnächst mal nachschlägt, was denn der Streisand-Effekt ist. Das Vorgehen des Verlags ist komplett unakzeptabel und hoffentlich auch in Kanada ohne Aussicht auf Erfolg. Wenn Mellen damit durchkäme, wäre (nicht nur bibliothekarische) Kritik an Verlagen und deren Produkten in Zukunft mit erheblicher Rechtsunsicherheit verbunden.

[via BoingBoing und Archivalia]

Börsenverein findet Demonstrationen undemokratisch

43 Organisationen, unter anderem der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, haben am letzten Freitag einen Brief an EP-Abgeordnete und Minister der EU-Mitgliedsstaaten (PDF) versandt. Dort ist zu lesen:

Over the past two weeks, we have seen coordinated attacks on democratic institutions such as the European Parliament and national governments over ACTA. The signatories to this letter and their members stand against such attempts to silence the democratic process. Instead, we call for a calm and reasoned assessment of the facts rather than the misinformation circulating. A considered reaction is more important than ever at a time when many outside of Europe doubt the ability of the European Union institutions and its Member State governments to act together.

Sicherlich sind einige Fakten verrutscht, sicherlich wurden einige Kritikpunkte hervorgehoben, die in der aktuellen Fassung nicht mehr enthalten sind. Doch was meinen die Unterzeichner mit “koordinierten Attacken auf demokratische Institutionen”? Gab es Anti-ACTA-Terrorismus? Oder meinen sie tatsächlich Meinungsbildung in Presse und Web, Unterschriftensammlungen, Youtubereien und angemeldete Demonstrationen von Zehntausenden?

[via Netzpolitik.org]

Sündenpfuhl Internet bald auch in Münchner Stadtteilbibliotheken unbegrenzt verfügbar

Jürgen Plieninger macht in Netbib auf einen Artikel zur Einführung von WLAN in der Stadtbibliothek Laim aufmerksam:

Doch nicht jeder befürwortet die uneingeschränkte Nutzungsmöglichkeit des Internets. So wandte BA-Mitglied Jutta Hofbauer (Bündnis 90/ Die Grünen) ein: „Es gibt schon genug Möglichkeiten für Internetnutzung.” Zudem müsse man überlegen, wie die Internetnutzung für Kinder zu handhaben sei. Fraktionskollege Ingo Benn gab zu bedenken, dass eine W-Lan Verbindung eine unbegrenzte Nutzung des Internets und damit verschiedenster Inhalte ermögliche. Die jetzt zur Verfügung gestellten PCs hingegen seien durch Sicherheitssysteme geschützt. Und Anette Zöllner (CSU) sah die zusätzliche Strahlenbelastung, die durch W-Lan-Netzte entstünde, als einen Nachteil für die geplante Umsetzung. Auf Grund der kontroversen Ansichten, fiel schließlich die Entscheidung des Gremiums sehr knapp aus. Nur mit geringer Mehrheit stimmte der BA dem gestellten SPD-Antrag zu.

Gibt es schon genügend Möglichkeiten der Internetnutzung? Das Allensbach-Institut hat dazu folgende Frage gestellt:

“Haben Sie von zu Hause Zugang zum Internet, ich meine, gibt es bei Ihnen zu Hause die Möglichkeit, ins Internet zu gehen?”

2010 wurden dazu 9.036 Personen befragt. Hochgerechnet ergab das laut Allensbach [1] Quelle: Statista, Zugang kostenpflichtig ca. 9,5 Millionen Personen zwischen 14 und 64 Jahren, die zuhause keinen Internetzugang haben. Auch wenn Jutta Hofbauer das anders sieht: flächendeckender Internetzugang ist nach wie vor nicht gegeben.

Das es Ingo Benn erschreckt, wenn eine unbegrenzte Nutzung des Internets und damit verschiedenster Inhalte einfach so für Hinz und Kunz möglich ist, lass ich einfach mal unkommentiert stehen.

References

References
1 Quelle: Statista, Zugang kostenpflichtig