Die Post verlässt Second Life, die Bibliotheken werden folgen

Das maßlos überschätzte Second Life erlebt gerade den Anfang vom Ende. Die Post wird ihre virtuelle Präsenz aufgeben.

Laut einem Post-Sprecher, den die “Welt am Sonntag” zitiert, ist “die mangelnde Nutzung des posteigenen Serviceangebots” der Grund für den plötzlichen Ausstieg. Das Spiel werde nicht von der breiten Bevölkerung genutzt, die Bedienung sei oftmals zu kompliziert und die technischen Anforderungen an die Computer zu hoch. Zwar gab es im Dezember 2007 in Deutschland 665.000 registrierte Second Life-Nutzer, davon hat aber nur ein Bruchteil – nämlich 42.000 Personen – ihre Avatare mehr als eine Stunde im Monat benutzt. Bei der Post – so Insider – schauten pro Woche gerade einmal zwischen 700 bis 900 Besucher vorbei. Trotz aufwändiger Marketingaktionen wie zuletzt im Januar die Durchführung virtueller Winterspiele.

Zumindest hat die Post dadurch, dass sie relativ frühzeitig abbrechen, noch einmal ein bißchen Medienausmerksamkeit erheischen können. Dies wird bei den nächsten Aussteigern nicht mehr in diesem Maße der Fall sein.

[via CIO-Weblog]

Marketingtrend: Twitter statt Second Life

Der Second-Life-Hype geht so langsam dem Ende entgegen. Endlich. Im Heise-Ticker ist zu lesen:

Produkte erfolgreich zu verkaufen sei auf dem virtuellen Marktplatz Second Life ebenso schwierig wie im echten Leben, stellt die Westküsten-Times fest. Erste Firmen überdenken ihre Pläne für den neuen Vertriebskanal und lassen vereinsamte Repräsentanzen als Mahnmal ihrer Erfolglosigkeit zurück. Eine Hotelkette macht ihren virtuellen Laden dicht und spendet das zurückgelassene Grundstück einer gemeinnützigen Organisation. Auch die Filialen anderer Unternehmen – darunter Dell und Sun Microsystems – leiden unter dem Desinteresse der Second-Life-Einwohner, während sich die zahlreichen Rotlichtbezirke großer Beliebtheit erfreuen.

Gibt es eigentlich schon eine halbwegs seriöse Evaluation der ganzen Bibliothekspräsenzen in Second Life?

Der Trend geht jetzt angeblich in Richtung Twitter. Noch ein Dienst, dessen Sinnhaftigkeit sich mir abseits eines eventuell vorhandenen Spaßfaktors absolut nicht erschließt.

Drittklassiger Rummel ums zweite Leben

Unter dem schönen Titel “Drittklassiger Rummel ums zweite Leben” macht sich Maximilian Schönherr Gedanken über Web 2.0 und Second Life:

Wie nur, wie kommt man an junge Hörer, Zuschauer, Leser? Die neueste Masche: Man begibt sich in virtuelle Welten. Der WDR sendet dort eine Comedy, der Springer-Verlag gibt eine eigene “Bild”-Variante heraus, Sabine Christiansen wird vor der Gemeinde des “Second Life” bald ihren Gästen wenig investigative Fragen stellen. Kaum jemand merkt: “Second Life” wirkt eher wie aus der Steinzeit der 3D-Spiele. Die Figuren sehen billig aus, Gebäude sind öde Quader, sogar die Werbeposter unscharf.

Den Beitrag gibt es auch in einer Audiofassung als MP3.