Die echten Oxford- und Harvard-Zitierweisen

Im Folgenden, liebe WissenschaftlerInnen, sehen Sie aus aktuellem Anlass Beispiele für Zitationen in den ins Gerede gekommenen “Harvard- und Oxford-Zitierweisen”. Durchexerziert wurde anhand des Werkes “Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs” von Georgios Chatzimarkakis.

Nach Oxford Style Manual:
Chatzimarkakis, G. (2000), ‘Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs’, Dissertation (Bonn, Universität).

Der von Chatzimarkakis verwendete Begriff “Harvard-Zitierweise” ist mehrdeutig. Hier ein paar Kandidaten, die Citavi serienmäßig mitbringt:

Nach Harvard Business School (PDF):
Chatzimarkakis, Georgios. “Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs.” Dissertation, Bonn, 2000. http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Nach Harvard (UWA-Interpretation):
Chatzimarkakis, G 2000, Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs. Dissertation, Bonn. Available from: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Nach Harvard (GBFE-Interpretation, PDF):
Chatzimarkakis, Georgios 2000. Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs. Dissertation. Universität. URL: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Zur Korrektheit der Zitierstile: Ich übernahm treuherzig die Citavi-Varianten.

Blogs als Quellen in der bibliothekarischen Fachkommunikation

Peter Mayr schlägt vor, Blogs als Quellen in der bibliothekarischen Fachkommunikation systematisch zu untersuchen. Er hat dies schon einmal anhand neuerer Publikationen aus den „Berliner Handreichungen“ und E-LIS durchexerziert und kommt zu folgendem Fazit:

Natürlich kann diese Untersuchung nur ein Schlaglicht auf die Quellenlage bibliothekarischer Fachkommunikation werfen, die verwendeten Stichproben sind natürlich relativ willkürlich gewählt und weit entfernt von jeder statistischen Signifikanz.

Trotzdem lässt sich festellen, dass Weblogs und konventionelle Publikationen im Bibliothekswesen nicht in getrennten Sphären existieren, sondern gegenseitig wahrgenommen werden.

Blogs kommt dabei die Funktion zu, neue Themen schnell aufzugreifen und breit zu diskutieren.

Interessant wäre eine breitere Untersuchung. Blogzitationen lassen sich durch einfache Heuristiken (z.B.: „’wordpress’ als URL-Bestandteil“, „Datumsangabe im Format ‘YYYY/MM/DD’ in der URL“) hinreichend genau erkennen und damit wird eine automatisierte Analyse von Literaturangaben möglich.

Zustimmen kann ich seinem Vorschlag, dass dieses Phänomen genauer untersucht werden müsste. Nicht zustimmen kann ich der Feststellung,

dass Weblogs und konventionelle Publikationen im Bibliothekswesen nicht in getrennten Sphären existieren, sondern gegenseitig wahrgenommen werden.

Meine Gegenthese: wer für die Handreichungen schreibt oder seine Publikationen sogar in E-LIS einstellt, ist mindestens zur Hälfte im Web angekommen. Die meisten Autoren im Bibliotheksdienst und BIT “Online” werden E-LIS nicht nutzen. Spannender als eine Untersuchung der online zur Verfügung stehenden Arbeiten wäre also die der tatsächlichen Printpublikationen. Ich vermute, dass die Quote der zitierten Blogs dort drastisch geringer ist.

Lange Papers werden häufiger zitiert

Nature News weist auf eine Studie hin, nach der die Zitationshäufigkeit zu einem gewissen Grad mit der Länge des Werkes korreliert.

There is, however, a limit to the benefits of size: citations start to tail off when papers reach lengths of 80 pages or so, perhaps because fewer people have the stamina to read them.

Bei der Menge an Studien, die es inzwischen über Zitationshäufigkeiten gibt, erscheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass manch einer seine Publikation nach diesen Kriterien “optimiert”. Statt SEO (Search Engine Optimization) wäre das dann SIO (Scientific Impact Optimization). Vielleicht ist da sogar eine neue berufliche Nische für Publikationsberater?

Nein, lassen Sie die Rohdaten in Kapitel 2 lieber weg, laut der Studie XY senkt das die Zitationshäufigkeit.

Albern? Ja. Abwegig? Nein. Krzysztof Stanek, der Autor der eingangs erwähnten Studie meint dann auch:

“There is definitely too much obsession with citations and other indices,” Stanek says. This is partly because they are easy to calculate regardless of whether they actually mean very much. But he confesses to using them himself.

Wer sich für die ganze Studie interessiert, der kann den Preprint bei Arxiv einsehen.