Annahme: Wenn man eine Hochschulbibliographie oder auch eine andere Bibliographie aufbaut, ist es sinnvoll, Autoren eindeutige Identifikatoren zuzuweisen, diese verfügbar zu machen und mit anderen Daten zu verknüpfen.
Fragen:
- Welche IDs sammelt man? Die Auswahl ist groß. Welche Identifikatoren sollten unbedingt genutzt werden? Falls ja, warum genau diese IDs?
- Gibt es bestimmte IDs, die für spezielle Fachcommunities unverzichtbar sind? Zum Beispiel für Ingenieure, Sozialwissenschaftler, oder Informatiker?
- Gibt es vielleicht eine ID to rule them all?
- Welche Kriterien sind wichtig für die ID-Wahl (Offenheit, freie Lizenzierung, …)?
Hier ist eine kleine Auswahl. Bitte rege kommentieren das Posting gerne weiterleiten und -verteilen!
- Microsoft Academic Search Beta (Beispiel Albert Einstein: 12779261)
- Google Scholar Citations (Beispiel Heather Lea Moulaison: DC2DwsAAAAAJ)
- Scopus author-ID (Beispiel Albert Einstein: 22988279600)
- Researcher-ID (Beispiel Eugene Garfield: A-1009-2008)
- Authorclaim (Beispiel Jim Pitman: ppi1)
- PND (Beispiel Albert Einstein: 118529579)
- Deutsche Biographie (Beispiel Albert Einstein: sfz68290)
- Library of Congress Control Number (Beispiel Albert Einstein: n79022889)
- VIAF (Beispiel Albert Einstein: 75121530)
- PeEnDe (Beispiel Albert Einstein: 1278360)
- ISNI
- ORCID
Dieselbe Frage ist auch für Organisationen und Werke noch zu klären.
Klaus Graf unterstützt AuthorClaim, da es Open Data ist: http://archiv.twoday.net/stories/42991715/
http://archiv.twoday.net/stories/42991715/
Mein Beitrag in Archivalia wurde übrigens erweitert.
Statt nach einer “ID to rule them all” zu suchen oder möglichst viele sammeln zu wollen, könnte man auch eine Art Clearingstelle für IDs nutzen.
Wenn ichs richtig verstanden habe, will Uberblic.org genau das anbieten, siehe http://uberblic.com/documentation/
Ich habe vor einigen Monaten eine Übersicht publiziert: http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe18/texte/03fenner.htm.
Ich bin natürlich für ORCID, aber sitze dort im Vorstand. Für mich gibt es vier wichtige Kriterien (mehr hierzu unter http://dx.doi.org/10.3789/isqv23n3.2011.03):
1) Kontrolle durch den Autor (self-claiming)
2) universell, d.h. nicht beschränkt auf Fachrichtung oder Region
3) offen und zugänglich. Dazu gehört auch ein API, um den Author Identifier in andere Systeme integrieren zu können
4) Persistierend. Das System wird es auch in 10 Jahren noch geben. Dazu gehört u.a. eine solide Finanzierung des Dienstes.
Früher oder später muss die komplette PND auch nach harten Kriterien offen und frei sein, im Moment geht es mit Trippelschritten in die richtige Richtung.
Was ist das nur für ein Unsinn Punkt 1 Kontrolle durch den Autor. Man wird immer nur einen kleinen Teil der Autoren für solche Sperenzchen begeistern können. Natürlich weiß es im Zweifel der Autor am besten, aber durch Crowdsourcing kann man weit mehr erreichen. Von daher gefällt mir das institutionelle Modell von ORCID nicht.
Besten Dank für die Rückmeldung. Ich ergänze noch einen Tweet von Mathias Schindler:
@Klaus Graf: Dem stimme ich zu. Für das hiesige Anwendungsbeispiel Hochschulbibliographie kann man nicht warten, bis alle Autoren sich selbst gemeldet haben und ihre Werke selbst “geclaimed” haben.
Ähnliches gilt für verstorbene Autoren. Albert Einstein kann seine Werke nicht mehr selbst claimen.
Was auf der Webseite der Autoren angezeigt wird, muss selbstverständlich auch in Autorenhand liegen. Aber Self-Claiming wird m.E. zumindest im Kontext der Hochschulbibliographie, und m.E. auch in fachlichen Bibliographien nicht funktionieren.
@Phu: Besten Dank, http://uberblic.com/documentation/ kannte ich noch nicht. Das werde ich mir bei Gelegenheit mal näher ansehen.
Aktuell: Abhängig von der Institution und den Disziplinen.
Zukunft: ORCID.
Als nationales Beispiel könnte man auch den Digital Author Identifier (DAI) in den Niederlanden heranziehen: “The Digital Author Identifier (DAI) is a unique national number assigned to every author who has been appointed to a position at a Dutch university or research institute […]” (http://www.surffoundation.nl/en/themas/openonderzoek/infrastructuur/Pages/digitalauthoridentifierdai.aspx). Wäre schön, wenn es sowas Verbindliches auch in Deutschland gäbe (integriert bspw. in die PND). Eine Kombination mehrerer solcher nationalen Wissenschaftlernachweissysteme könnte dann global genutzt werden, am besten in Kombination mit VIAF.
Ich bin übrigens auch der hier schon mehrfach geäußerten Ansicht, dass die WissenschaftlerInnen selbst keine Zeit darin investieren werden, sich eindeutig im Netz identifizierbar zu machen. Diese Verantwortung liegt wohl eher bei den Wissenschaftsinstitutionen und/oder Bibliotheken (und bitte nicht bei den Verlagen…)
Klaus, ich bin verwirrt. Du favorisierst AuthorClaim, bist aber gegen Kontrolle immer durch den Autor. Wie soll eine Bibliothek AuthorClaim nutzen, wenn der Autor nicht mitspielt – ohne Autor geht bei diesem System (fast) gar nichts.
Klarstellung: ich habe nicht gesagt, dass allein Autoren ein Autorenprofile pflegen sollen, die Bibliotheken sollen bitte dabei helfen. Aber für einen Wissenschaftler eine Nummer zu vergeben und dann von diesem Wissenschaftler ein Profil zu erstellen, erscheint mit ohne dessen Zustimmung oder gar Kenntnis aus verschiedenen Gründen gewagt und auch unnötig.
Was auch stimmt und aus Bibliothekssicht Ansätze wie den der PPN praktikabler macht.
Was natürlich dennoch gemacht werden kann, ist eine Verknüpfung/Verlinkung mit selbstgeclaimten IDs (AuthorClaim oder ORCID). Intern muss aber eine andere Lösung her.
Frag doch mal im Rechenzentrum oder der Verwaltung deiner Hochschule nach. Hier werden ja Personen idealerweise schon eindeutig erfasst, etwa im Personenverzeichnis, LDAP oder Finanz- und Personalverwaltung. Diese können dann für die Identifizierung von Publikationen und ihre Außendarstellung nachgenutzt werden (Einbettungen, Portale oder Abfrage anhand der ID über offene Schnittstellen).
Die Frage, wer die Profile pflegt, wird über Policies an der Hochschule und Möglichkeiten zur Delegation von Rechten entschieden. Je besser die Publikationsaktivitäten innerhalb und außerhalb der Einrichtung sichtbar sind, umso stärker sind Forschende bereit, ihre Listen zu pflegen.
Zum Bielefelder Weg zwei Präsentationen
http://www.dini.de/fileadmin/workshops/vernetzungstage_2011/jahn_autorenidentifikation.pdf
http://pub.uni-bielefeld.de/workshop/pdf/bielefeld.pdf
Christian, zuküntige Versionen der ScienceCard-Software (open source, über sciencecard.org) werden LDAP statt Twitter nutzen können. Und hoffentlich Mendeley, AuthorClaim und ORCID unterstützen. Wenn Du also nicht alle Paper Deiner Autoren selbst finden möchtest…
Die Möglichkeit, verschiedene IDs und Systeme zu unterstützen und Metadaten von Publikationen aus verschiedenen Quellen zu aggregieren ist natürlich eine Hauptintention bei der Überlegung, vorhandene IDs zu unterstützen. Der Gedanke, alles selbst zu erfassen, erfüllt mich nicht unbedingt mit riesiger Vorfreude.
Eine Hochschulbibliographie nutzt idealerweise nicht nur vorhandene Bestände nach und greift andere Ressourcen ab, sondern ist selbst auch nachnutzbare Ressource. Daher finde ich es durchaus sinnvoll, mehrere IDs zu sammeln und ggf. abfragbar zu machen. Ich sehe keinen Widerspruch darin, sowohl ORCID als auch PND zu sammeln. Um problemlos mit Mendeley, ScienceCard UND dem gemeinen Bibliothekskatalog arbeiten zu können.
Christian, ScienceCard unterstützt jetzt AuthorClaim und importiert automatisch alle Paper von dort (sofern AuthorClaim deren DOI angibt).