Welche relevanten Autoren-IDs gibt es?

Annahme: Wenn man eine Hochschulbibliographie oder auch eine andere Bibliographie aufbaut, ist es sinnvoll, Autoren eindeutige Identifikatoren zuzuweisen, diese verfügbar zu machen und mit anderen Daten zu verknüpfen.

Fragen:

  1. Welche IDs sammelt man? Die Auswahl ist groß. Welche Identifikatoren sollten unbedingt genutzt werden? Falls ja, warum genau diese IDs?
  2. Gibt es bestimmte IDs, die für spezielle Fachcommunities unverzichtbar sind? Zum Beispiel für Ingenieure, Sozialwissenschaftler, oder Informatiker?
  3. Gibt es vielleicht eine ID to rule them all?
  4. Welche Kriterien sind wichtig für die ID-Wahl (Offenheit, freie Lizenzierung, …)?

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Dieselbe Frage ist auch für Organisationen und Werke noch zu klären.

19 Gedanken zu „Welche relevanten Autoren-IDs gibt es?“

  1. Ich habe vor einigen Monaten eine Übersicht publiziert: http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe18/texte/03fenner.htm.

    Ich bin natürlich für ORCID, aber sitze dort im Vorstand. Für mich gibt es vier wichtige Kriterien (mehr hierzu unter http://dx.doi.org/10.3789/isqv23n3.2011.03):

    1) Kontrolle durch den Autor (self-claiming)
    2) universell, d.h. nicht beschränkt auf Fachrichtung oder Region
    3) offen und zugänglich. Dazu gehört auch ein API, um den Author Identifier in andere Systeme integrieren zu können
    4) Persistierend. Das System wird es auch in 10 Jahren noch geben. Dazu gehört u.a. eine solide Finanzierung des Dienstes.

  2. Was ist das nur für ein Unsinn Punkt 1 Kontrolle durch den Autor. Man wird immer nur einen kleinen Teil der Autoren für solche Sperenzchen begeistern können. Natürlich weiß es im Zweifel der Autor am besten, aber durch Crowdsourcing kann man weit mehr erreichen. Von daher gefällt mir das institutionelle Modell von ORCID nicht.

  3. @Klaus Graf: Dem stimme ich zu. Für das hiesige Anwendungsbeispiel Hochschulbibliographie kann man nicht warten, bis alle Autoren sich selbst gemeldet haben und ihre Werke selbst “geclaimed” haben.

    Ähnliches gilt für verstorbene Autoren. Albert Einstein kann seine Werke nicht mehr selbst claimen.

    Was auf der Webseite der Autoren angezeigt wird, muss selbstverständlich auch in Autorenhand liegen. Aber Self-Claiming wird m.E. zumindest im Kontext der Hochschulbibliographie, und m.E. auch in fachlichen Bibliographien nicht funktionieren.

  4. Als nationales Beispiel könnte man auch den Digital Author Identifier (DAI) in den Niederlanden heranziehen: “The Digital Author Identifier (DAI) is a unique national number assigned to every author who has been appointed to a position at a Dutch university or research institute […]” (http://www.surffoundation.nl/en/themas/openonderzoek/infrastructuur/Pages/digitalauthoridentifierdai.aspx). Wäre schön, wenn es sowas Verbindliches auch in Deutschland gäbe (integriert bspw. in die PND). Eine Kombination mehrerer solcher nationalen Wissenschaftlernachweissysteme könnte dann global genutzt werden, am besten in Kombination mit VIAF.

    Ich bin übrigens auch der hier schon mehrfach geäußerten Ansicht, dass die WissenschaftlerInnen selbst keine Zeit darin investieren werden, sich eindeutig im Netz identifizierbar zu machen. Diese Verantwortung liegt wohl eher bei den Wissenschaftsinstitutionen und/oder Bibliotheken (und bitte nicht bei den Verlagen…)

  5. Klaus, ich bin verwirrt. Du favorisierst AuthorClaim, bist aber gegen Kontrolle immer durch den Autor. Wie soll eine Bibliothek AuthorClaim nutzen, wenn der Autor nicht mitspielt – ohne Autor geht bei diesem System (fast) gar nichts.

  6. Klarstellung: ich habe nicht gesagt, dass allein Autoren ein Autorenprofile pflegen sollen, die Bibliotheken sollen bitte dabei helfen. Aber für einen Wissenschaftler eine Nummer zu vergeben und dann von diesem Wissenschaftler ein Profil zu erstellen, erscheint mit ohne dessen Zustimmung oder gar Kenntnis aus verschiedenen Gründen gewagt und auch unnötig.

  7. Was auch stimmt und aus Bibliothekssicht Ansätze wie den der PPN praktikabler macht.

    Was natürlich dennoch gemacht werden kann, ist eine Verknüpfung/Verlinkung mit selbstgeclaimten IDs (AuthorClaim oder ORCID). Intern muss aber eine andere Lösung her.

  8. Frag doch mal im Rechenzentrum oder der Verwaltung deiner Hochschule nach. Hier werden ja Personen idealerweise schon eindeutig erfasst, etwa im Personenverzeichnis, LDAP oder Finanz- und Personalverwaltung. Diese können dann für die Identifizierung von Publikationen und ihre Außendarstellung nachgenutzt werden (Einbettungen, Portale oder Abfrage anhand der ID über offene Schnittstellen).

    Die Frage, wer die Profile pflegt, wird über Policies an der Hochschule und Möglichkeiten zur Delegation von Rechten entschieden. Je besser die Publikationsaktivitäten innerhalb und außerhalb der Einrichtung sichtbar sind, umso stärker sind Forschende bereit, ihre Listen zu pflegen.

    Zum Bielefelder Weg zwei Präsentationen

    http://www.dini.de/fileadmin/workshops/vernetzungstage_2011/jahn_autorenidentifikation.pdf

    http://pub.uni-bielefeld.de/workshop/pdf/bielefeld.pdf

  9. Christian, zuküntige Versionen der ScienceCard-Software (open source, über sciencecard.org) werden LDAP statt Twitter nutzen können. Und hoffentlich Mendeley, AuthorClaim und ORCID unterstützen. Wenn Du also nicht alle Paper Deiner Autoren selbst finden möchtest…

  10. Die Möglichkeit, verschiedene IDs und Systeme zu unterstützen und Metadaten von Publikationen aus verschiedenen Quellen zu aggregieren ist natürlich eine Hauptintention bei der Überlegung, vorhandene IDs zu unterstützen. Der Gedanke, alles selbst zu erfassen, erfüllt mich nicht unbedingt mit riesiger Vorfreude.

    Eine Hochschulbibliographie nutzt idealerweise nicht nur vorhandene Bestände nach und greift andere Ressourcen ab, sondern ist selbst auch nachnutzbare Ressource. Daher finde ich es durchaus sinnvoll, mehrere IDs zu sammeln und ggf. abfragbar zu machen. Ich sehe keinen Widerspruch darin, sowohl ORCID als auch PND zu sammeln. Um problemlos mit Mendeley, ScienceCard UND dem gemeinen Bibliothekskatalog arbeiten zu können.

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