Relikte der Browserantike: "Optimiert für …"

Wir schreiben das Jahr 2013. Mehr oder weniger zufällig stieß ich gerade auf einen Bibliothekskatalog einer kleinen öffentlichen Bibliothek. Was nicht bemerkenswert wäre, hätte dort nicht in großen roten Lettern gestanden:

Für die historisch Interessierten oder Jüngeren: Internet Explorer 6.0 und Netscape 7.0 wurden beide im 2002 veröffentlicht. Die Phrasensuche “Optimal mit Netscape 7.0 / IExplorer 6.0” lässt Google zur Zeit 79 Treffer finden.

Mit wenig Aufwand und ein wenig Kenntnis der Browserantike lassen sich schnell weitere Relikte der Browserantike finden. Zum Beispiel Optimierungen für Netscape 4.7 (30. September 1999), Internet Explorer 5.5 (die Beta ist vom 25.12.1999) und Lynx 2.8.3:

Wer kann das toppen? Ich habe noch eine sehr hobbyistisch anmutende Bibliotheksseite im Geocities-Look gefunden, die lasse ich aus Gründen der Fairness außen vor, da sie offensichtlich als Praktikantenprojekt entstanden und vermutlich in Vergessenheit geraten ist.

c't-Editorial zum Browsermarkt

Im lesenswerten Editorial zur c’t-Ausgabe 1/2012 schreibt Herbert Braun über die Probleme, die sich mit der wachsenden Verbreitung von Googles Browser Chrome abzeichnen. Google “optimiert” die eigenen Inhalte für den eigenen Browser, so dass die Benutzung anderer Browser bei der Allgegenwart von Googlediensten in Zukunft schwierig werden könnte.

Einen Vorgeschmack davon bekommt man, wenn man neue Google-Dienste mit Opera ausprobieren will – diesen sperrt Google nämlich systematisch und absichtlich aus. Und wer den Internet Explorer wählt, wird ständig von der Aufforderung belästigt, den Browser zu wechseln. Google missbraucht seine Macht als Inhalteanbieter, um seine Software auf den Markt zu drücken, nicht anders als Microsoft es seinerzeit mit seiner Vormachtstellung bei den Betriebssystemen getan hat.

Hier gilt, wie bei den meisten c’t-Editorials: Lesebefehl!