#keepZBMED: Fast 10.000 Unterschriften

Rudolf Mumenthalers Petition zur Erhaltung der ZB MED hat große Unterstützung erfahren. Fast 10.000 Personen unterzeichneten gegen den kurzsichtigen Beschluss des Leibniz-Senats, der ZB MED die Finanzierung zu entziehen.

Die Petition wird nun aufbereitet und an die Mitglieder der GWK als Grundlage für ihre Sitzung am 24. Mai verschickt. Wir hoffen, damit einer sinnvollen Lösung für die ZB MED und die überregionale Informationsversorgung in Life Sciences für die Zukunft den Weg geebnet zu haben.

Nun ist zu hoffen, dass der gesunde Menschenverstand Vorfahrt bekommt und die ZB MED eine gesicherte Zukunft erhält.

Unabhängig vom Ausgang dieser Angelegenheit ist dringend zu überlegen, ob zentrale Infrastruktureinrichtungen und Gedächtnisinstitutionen kurzfristigen Evaluationszyklen unterliegen sollten.

#keepzbmed: Über 5000 Unterschriften zum Erhalt wissenschaftlicher Infrastruktur

Über die nicht nachvollziehbare Entscheidung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die Förderung der ZB MED einstellen zu wollen, wurde hier (und natürlich anderswo) ausführlich berichtet. Ich habe ehrlich gesagt keine einzige Stimme finden können, die den Beschluss nicht für eine Fehlentscheidung hält.

Da der Senat der Leibniz-Gemeinschaft anscheinend nicht in der Lage ist, die Bedeutung der ZB MED zu erfassen, haben glücklicherweise viele Personen und Organisationen versucht, ihr Anliegen zu erläutern. Und es haben sich nun schon über 5000 Personen einer von Rudolf Mumenthaler initiierten Petition zum Erhalt der ZB MED angeschlossen. Ich kann nur ausdrücklich dazu aufrufen, diese Petition zu unterstützen.

ZB MED: Was meinte die Bewertungsgruppe, was will der Senat?

Irgendwo in der zu Recht aufgebrachten Berichterstattung (Entschuldigung, ich finde die Quelle leider gerade nicht!) zum empfohlenen Förder-Aus für die ZB MED habe ich gelesen, dass die Programmbereiche der ZB MED im Gutachten überwiegend positiv beurteilt würden. Hier zum Nachlesen die Beurteilung der ZB MED in Kürze in der Senatsstellungnahme (Anlage B-11, S. 48 im PDF), Hervorhebungen von mir:

ZB MED ist in fünf Programmbereiche (PB) gegliedert. Der Programmbereich 1 wird ab  2016 in zwei  Programmbereiche  aufgeteilt,  die  hier  einzeln  als  Programmbereich  1a und Programmbereich 1b vorgestellt werden.

Im PB 1a „Bestandsentwicklung“ werden die Arbeiten im Bereich der Bestandsentwicklung als „gut“ bewertet. Die zwei neuen Abteilungen „Lizenzen“ und „Digitale Langzeitarchivierung“ befinden sich noch im Aufbau.

Im PB 1b „Open-Access-Publizieren und -Beraten“ sind die Arbeiten rund um das neue Publikationsportal PUBLISSO angesiedelt, sie werden als „sehr gut“ bewertet.

Im PB 2 „Bereitstellung von Informationsdiensten“ wird das Suchportal LIVIVO betreut. Mit Blick auf die technische Architektur wird LIVIVO als „sehr gut“ bewertet. In Bezug auf die Marktpositionierung besteht jedoch noch Klärungsbedarf.

Im  Bereich  der  Informationskompetenz  werden  die  Arbeiten  begrüßt,  die  die  Einführung  und  das  Marketing  von  LIVIVO  unterstützen  (wie  z.  B.  LIVIVO-Online-Tutorials). Weitere Maßnahmen, die keinen direkten Bezug zu LIVIVO haben, sollten in diesem Bereich jedoch nicht weiterverfolgt werden.

Im  PB  3  „Volltextversorgung“  werden die  Arbeiten im Bereich der Volltextversorgung als „gut“ bewertet. Auf Grund der sinkenden Auftragszahlen in der Volltextversorgung (Dokumentenlieferung)  wurden  Personalkapazitäten  frei,  die  ZB MED  zum  weiteren Ausbau des Bereichs der Digitalen Sammlungen genutzt hat. Daran anknüpfend wird ein Bereich Themenportale (interaktive Orte, die Wissen zu bestimmten Themenbereichenbündeln)  aufgebaut. Die Arbeiten im  Bereich der  Digitalen  Sammlungen und  der  Themenportale sind interessant und können als Keimzelle für weiterführende Projekte dienen. Welche Rolle sie in Zukunft spielen werden, wird unter der neuen Leitung zu entscheiden sein.

Der PB 4 „Anwendungsorientierte Forschung und Innovation“ befindet sich derzeit noch im Aufbau.

Was macht der Senat daraus?

  • Aus dem “gut” zu PB 1a wird: “Den erreichten Stand beurteilt der Senat als nicht hinreichend.”
  • Aus dem “sehr gut” zu PB 1a und PB 2 mit noch bestehendem Klärungsbedarf wird: Die “für die Zukunftsfähigkeit der ZB MED wesentliche strategische Frage […] ist nicht hinreichend beantwortet.”

Rudolf Mumenthaler schreibt dazu in einem sehr lesenswerten Beitrag:

Es war unbestritten, dass Änderungen nötig sind, und sie wurden angegangen. Aber aus einem Traktor (mir fällt gerade kein passenderes Bild ein) macht man nicht so schnell ein Rennauto. Das hätte man dem neuen Direktor ins Pflichtenheft schreiben können, wie es die Evaluatoren gefordert haben. Was man seit der letzten Evaluation an Ressourcen aus heuiger Sicht sinnlos verbraten hat (nicht nur intern sondern auch in NRW bei der Stiftungsgründung inkl. neuem Gesetz und an der Uni bei der Ausschreibung und Beinahe-Besetzung der Professur) geht auf keine Kuhhaut. Und ich unterstelle, das die Meinungen schon lange gemacht waren. Das hätte man auch vor vier Jahren schon sagen können.

Rudolf Mumenthaler ist und war vielfach mit der ZB MED befasst, aber auch als Außenstehender kann man nur zu diesem Schluss kommen, wenn man sich das Gutachten anschaut. Die Abwicklung der ZB MED ergibt sich sachlich nicht aus diesem Bericht. Über die Motivationen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft kann man nur mutmaßen. Die Liste der Mitglieder der Bewertungsgruppe ist öffentlich (S.64f im oben verlinkten PDF). Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Abwicklung tatsächlich in ihrem Sinne ist. Rudolf Mumenthaler schreibt dazu:

Ich sehe auch die Rolle der Expertengruppe sehr kritisch, welche die Evaluierung vorgenommen hat. Ihre Empfehlung wurde sehr einseitig zu Lasten von ZB MED ausgelegt. Ihre Aussagen dienen nun praktisch als Rechtfertigung für den Entscheid des Senats, was ich an ihrer Stelle höchst peinlich finden würde. Diesen Schuh würde ich mir als Mitglied einer Fachcommunity also nicht anziehen wollen.

Dem ist zuzustimmen. Öffentliche Stellungnahmen der Mitglieder der Bewertungsgruppe wären wünschenswert und sowohl im Interesse der Fachöffentlichkeit als auch der Sachverständigen.

Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Beendung der ZB-MED-Förderung

UPDATE: Pressemitteilung der ZB MED zum Vorgang.

In einer Stellungnahme (PDF) empfiehlt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Beendung der Bund-Länderförderung für die ZB MED. In der Stellungnahme werden diverse Gründe für diese gravierende Maßnahme angegeben. Auf Seite 4 ist zu lesen:

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es der ZB MED in den vergangenen Jahren trotz einiger Teilerfolge nicht in dem notwendigen Maß gelungen ist, sich auf die erheblichen Veränderungen im Fachinformationswesen einzustellen. Das klassische Arbeitsfeld der ZB MED, das der Senat vor einigen Jahren noch als unverzichtbar für die bibliothekarische Versorgung in Deutschland ansah, verliert kontinuierlich an Bedeutung. Wie sich die ZB MED mit digitalen Angeboten auf dem nationalen oder internationalen Markt behaupten könnte, ist nicht geklärt.

By ZH2010
Bild von ZH2010 [CC0], via Wikimedia Commons

Auf derselben Seite:

Die unbefriedigende Situation liegt auch darin begründet, dass es bisher nicht gelang, wie empfohlen die notwendige informationswissenschaftliche Kompetenz an der ZB MED strukturell zu etablieren.

Ob die geplante Informatikprofessur der richtige Weg ist, ist zumindest diskussionswürdig. Informationswissenschaftliche Kompetenz hätte ich zuerst bei Informationswissenschaftlern vermutet. Aber die gelten ein paar Rheinkilometer abwärts auch als Auslaufmodell.

Dieser Beschluss ist nichts weniger als ein bibliothekarisches Erdbeben. Setzt sich hier ein Trend fort, auf zentrale Informationsinfrastrukturen bewusst zu verzichten? Auch auf Reaktionen aus der Medizin bin ich gespannt.

Und jetzt sind viele Fragen offen, sowohl was die Situation der Mitarbeiterinnen der ZB MED angeht, als auch zur Wahrnehmung der als sinnvoll beurteilten Aufgaben der ZB MED. Eine Mail von Ulrich Korwitz an die MediBib-Liste schließt mit gedämpftem Optimismus: Es wird Alternativen zum jetzigen Status geben.

PS: Die ZB MED hatte übrigens vor drei Tagen ein neues Blog begonnen, um die begonnene Neuausrichtung zu kommunizieren…

Neuer Open-Access-Fonds der Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft hat einen von TIB, ZB MED und ZBW gesteuerten Publikationsfonds eingerichtet. Bedienen können sich dort die 18.000 Mitarbeiterinnen in den Leibniz-Einrichtungen. Aus dem TIB-Blog (in dem sich noch viele weitere Infos dazu finden):

Die Förderbedingungen des Publikationsfonds ähneln den Kriterien, die für viele DFG-geförderte Publikationsfonds an Hochschulen gelten (auch den Förderkriterien des Publikationsfonds der Leibniz Universität Hannover). Ein wesentliches Kriterium ist die Beschränkung der Förderung auf Veröffentlichungen in Open-Access-Zeitschriften – eine Förderung von Open-Access-Optionen in Subskriptionszeitschriften („hybrid“) ist nicht möglich. Andere Kriterien beziehen sich auf die Qualitätsstandards der Zeitschrift und auf die Erteilung von Nachnutzungserlaubnissen für Repositorien (LeibnizOpen). Die Kosten für Open-Access-Artikel werden übernommen, wenn die Gesamtkosten 2.000 EUR nicht übersteigen. Liegen die Kosten höher, ist unter bestimmten Bedingungen eine anteilige Finanzierung mit Kostenbeteiligung von Autorin/Autor oder Institut möglich.

Für die 18.000 MitarbeiterInnen (davon 9.000 WissenschaftlerInnen) stehen im Fonds 200.000 Euro zur Verfügung.

ZB MED befreit Katalogisate

Im Rahmen der Expertenkonferenz Open Access and Open Data hat die Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass die Katalogisate der ZB MED ab sofort unter CC0 zum Download, zur Verbreitung, Bearbeitung etc. bereit stehen.

Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) stellt ab sofort ihre Katalogdaten zur freien Nutzung bereit. Dazu gehören über 1.000.000 Medien – unter anderem Bücher und Zeitschriften – aus den Fachbereichen Medizin, Gesundheit, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften. Durch eine Freigabe der Daten unter einer CC0-Lizenz ist es möglich, ohne jegliche Beschränkung die Daten herunter zu laden, zu modifizieren und für eigene Zwecke zu nutzen.

Die Daten sind auf der Open-Data-Seite im HBZ-Wiki im Format RDF – ISO 2709 zu finden. Die Daten sind vom Mai 2010 und in zwei Downloads (“Ernährung, Umwelt, Agrar” und “Medizin, Gesundheit”) unterteilt.