Nur gucken, nicht anfassen: Kulturerbe Niedersachsen

Wie der NDR berichtet, ist das Portal Kulturerbe Niedersachsen nun eröffnet:

Das Land Niedersachsen ist um ein virtuelles Museum reicher: Im Internet-Portal “Kulturerbe Niedersachsen” sind nun bedeutende Kulturschätze des Landes für jedermann kostenlos zu besichtigen. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hat den offiziellen Startschuss für die Website am Dienstag gegeben.

Museum heißt hier, dass man sich bunte Bilder innerhalb des Portals ansehen kann. Bei vielen Werken (zum Beispiel hier)ist folgender Hinweis zu finden: Dieses Exponat kann nur nach vorheriger Rücksprache zur Verfügung gestellt werden.

Was bedeutet das? Ich finde keinen Unterschied zu Werken, bei denen dieser Hinweis nicht zu finden ist. Zum Beispiel bei diesem Gemälde von Jacob Philipp Hackert. Keine Downloadmöglichkeit, Rechtsklick funktioniert jedoch. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Beschränkung auf das Original bezieht.

In den Nutzungsbedingungen heißt es übrigens: Die Inhalte des Onlineportals “Kulturerbe Niedersachsen” sind urheberrechtlich geschützt.”

Das ist dringend zu ändern. Einige Objekte sind sicherlich urheberrechtlich geschützt. Wenn man sich aber die Verteilung der Objekte auf die Jahrhunderte anschaut, merkt man sehr schnell, dass dies für den Großteil der Objekte nicht zutrifft (in Klammern steht die Zahl der Objekte aus dem jeweiligen Jahrhundert):

21. Jhd. (2)
20. Jhd. (762)
19. Jhd. (2565)
18. Jhd. (4666)
17. Jhd. (3410)
16. Jhd. (959)
15. Jhd. (87)
14. Jhd. (19)

Ohne jetzt einzelne Schutzfristen zu prüfen: Von 12470 Objekten kann man bei der Mehrheit davon ausgehen, dass sie nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind. Da das Portal und auch die Digitalisierungen mit öffentlichen Mitteln finanziert wurden und die Werke nicht urheberrechtlich geschützt sind, ist hier (übrigens auch im Sinne der Verbreitung des niedersächsischen Kulturerbes) dringend geboten,

a) die Nutzungsbedingungen anzupassen und
b) eine Downloadmöglichkeit zu schaffen, am Besten für einzelne Objekte und auch für die Sammlung als Ganzes.

Tipp für die Projektbeteiligten: Wenden Sie sich an Open GLAM. Mathias Schindler (Wikimedia) hat auf dem Open-GLAM-Workshop (hierzublog schon einmal erwähnt) einen Vortrag gehalten, in dem er Empfehlungen für GLAMs (Galleries, Libraries, Archives and Museums) gibt.

Seiner Aussage auf der 19 13. Folie kann ich mich nur anschließen: “Betreiben Sie bitte kein Copyfraud“!

Wertvolle TIB/UB Hannover

TIB/UB Hannover, CC: BY-SA von Manfred Nowak
CC: BY-SA von Manfred Nowak

Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka zeigt sich beeindruckt vom volkswirtschaftlichen Nutzen der TIB /UB Hannover. Wie einer Pressemitteilung der Bibliothek zu entnehmen ist:

Aus jedem Euro öffentlicher Finanzierung generiert die TIB 3,80 Euro Mehrwert. Damit schafft sie für ihre Kunden einen 3,8 Mal höheren Nutzen als sie kostet. Aus 23 Millionen Euro jährlicher Förderung erwirtschaftet die TIB 87 Millionen Euro für die deutsche Wissenschaftsgesellschaft.

Errechnet wurde der Wert mit Hilfe der Contingent-Valuation-Methode. Die vollständige Studie ist als PDF verfügbar.

Update am 26. November: Ich wurde gerade aus der TIB informiert, dass die Studie nur die TIB betrifft, nicht den die /UB Hannover. Obwohl nur die TIB untersucht wurde, halte ich den Rest der TIB/UB Hannover dennoch für wertvoll und belasse es daher bei der bisherigen Überschrift.