Alle Jahre wieder: Leser, Nutzer oder Kunde?

Wie nennen wir die Menschen, die in die Bibliothek kommen, ohne dafür bezahlt zu werden? Diese Frage kocht regelmäßig hoch und ist sehr oft diskutiert worden. Das älteste (getaggte) Posting zu der Debatte hier auf Infobib ist dieses hier, unter dem Tag “kunde” finden sich noch einige andere. Fortschritte in die eine oder andere Richtung gab es in meiner Wahrnehmung in den Jahren seither nicht. Wer es für fortschrittlich und heilsbringend hält, wird weiterhin seine “Kundenfreundlichkeit” beteuern.

Ich bin gespannt, ob es in der Debatte, die sich gerade aus Christoph Deegs Posting “Lasst die Kunden zu mir kommen” ergab, einen neuen und originellen Gedanken zu entdecken geben wird. DonBib hat schon einmal geantwortet. Auch die Kommentare zu den beiden Postings sollten mitgelesen werden. Weitere Reaktion gibt es in Netbib und in einer Google-Plus-Diskussion.

"Erosion der Intensivleserschaft"

Die Zeitschrift Medien- und Kommunikationswissenschaft hat eine Studie mit dem Thema ” Erosion der Intensivleserschaft: Eine Zeitreihenanalyse zum Konkurrenzverhältnis von Tageszeitungen und Nachrichtensites” veröffentlicht. Hierbei ist es erstmals gelungen eine Verschiebung zwischen Print- und Onlinenutzung nachzuweisen.

Besonders stark betroffen sind die Altersgruppen der 25- bis 34-Jährigen und der 35- bis 44-Jährigen. Bei ihnen ist der Anteil der regelmäßigen Leser von Abonnements-Tageszeitungen von 2001 bis 2006 von 50,5 auf 37,4 und von 64,8 auf 54,2 Prozent zurückgegangen. Im selben Zeitraum stieg der Anteil der Intensivnutzer von Nachrichtensites von 7,9 auf 14,2 und von 7,0 auf 12,3 Prozent.

Das Ergebnis der Studie kann man im Heft 4 diesen Jahres nachlesen.

[via heise.online]

Leser, Nutzer oder Kunde?

Die Unsitte, von Bibliothekskunden zu sprechen und zu schreiben, beschäftigt mich schon etwas länger. Hans-Christoph Hobohm bot sogar eine Fortbildung zum Thema (“König Kunde in der Bibliothek?“) an, die sich allerdings eher auf Bibliotheksmarketing konzentriert hat. Auf der siebten Seite seiner Begleitmaterialien (PDF) zu dieser Veranstaltung stellt er “alte” und “neue” Begriffe gegenüber. Zum Beispiel “Leser” vs. “Kunde”. Leider wird der Begriff des Kunden auf den Folien nicht definiert. Ich vermute, dies geschah auch während der Fortbildung nicht. Zumindest wird ebd. auch der Begriff “Nutzerbindung” gebraucht; eine einheitliche Begriffsverwendung ist nicht zu erkennen. Im ebenfalls von Hobohm erstellten SERVQUAL-Fragebogen ist die Rede von Benutzern. Das sind dann schon 3,5 Begriffe für ein und die selbe Person.
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