TED-Talks sind beliebt, in der Regel unterhaltsam, seit einiger Zeit umstritten und oft sehr schematisch. Pat Kelly hat sich das Format angesehen und ein paar Muster erkannt:
Schlagwort: ted talk
TED: Effekt oder korrekt?
Vor etwa einem Monat kritisierte Benjamin Bratton im Guardian die beliebten TED-Talks: We need to talk about TED. Besonders kritisch sieht er die Darstellung stark vereinfachter Lösungen für komplexe Probleme. Das Publikum wiege sich in der Sicherheit, die Technik würde es nun schon richten.
Ähnliche Töne schlug ein Artikel auf Salon.com an, der sich nicht nur über die Kreativitäts-Buch-Welle empört, sondern auch über ähnlich gelagerte Vorträge bei den TED-Talks. Vermutlich fällt auch der hier von mir erwähnte Vortrag von Steven Johnson in diese Kategorie.
In einem Reddit-Thread korrigierte nun ein beteiligter Wissenschaftler Angaben aus einem beliebten TED-Talk über die Intelligenz von Krähen.
1. The photos used are mine, and are uncredited. 2. The photos are not of a functional machine. The box was placed at a composting facility that our research birds frequent and is non-functioning (i.e. the components of the machine are not on or even in the machine, it’s just a shell in the photos). We placed cheezits on the box to get birds to land on it simply to see if they could land on the box based on it’s current design, as requested by the TED speaker. The photos were not taken by me to fool anyone, but I certainly feel like they were used to that effect :/ 3. Although the talk doesn’t explicitly say it, it sure implies that the box had been tested on wild birds, it had not. Only stood on by crows interested in cheezits.
Das Thema fand auch seinen Weg in die legendären Corrections der New York Times.
TEDx-Talk von Chrystie Hill: Libraries Present and Future
Chrystie Hill (OCLC) über “Libraries Present and Future”:
[via Peter Alsbjer]
Über 1000 Ted-Talks
TED is a nonprofit devoted to Ideas Worth Spreading. It started out (in 1984) as a conference bringing together people from three worlds: Technology, Entertainment, Design. Since then its scope has become ever broader. Along with two annual conferences — the TED Conference in Long Beach and Palm Springs each spring, and the TEDGlobal conference in Edinburgh UK each summer — TED includes the award-winning TEDTalks video site, the Open Translation Project and TED Conversations, the inspiring TED Fellows and TEDx programs, and the annual TED Prize.
1008 TED-Talks sind inzwischen veröffentlicht. Die meisten sind zwischen fünf und fünfzehn Minuten lang. Ich habe tatsächlich ein paar Talks gesehen, die ich inhaltlich oder von der Präsentation nicht 100%ig überzeugend fand. Fast alle sind jedoch ein gelungener Steigbügelhalter für den gepflegten Blick über den Tellerrand.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, müsste dies der 1000. veröffentlichte Talk sein:
Rajesh Rao: A Rosetta Stone for the Indus script (TED)
Der Titel ist irreführend. Rajesh Rao berichtet darüber, wie die Indus-Schrift eben ohne eine Hilfe wie den Stein von Rosetta entziffert werden soll.
Algorithmische Ignoranz und das persönliche Web
DRadio Wissen macht auf eine drastische Veränderung der Informationsflüsse durch die fortschreitende Personalisierung von Webangeboten aufmerksam.
Jeder steckt in einer Filterblase, denn die virtuelle Welt, die ihm Google, Facebook und Co anliefern, ist auf seine persönlichen Vorlieben abgestimmt. Ein in sich zurückgekrümmtes System – mit fatalen Folgen.
Der komplette, sehr aufschlussreiche Podcast lässt sich auf der DRadio-Webseite nachhören. Noch etwas ausführlicher beschäftigt sich Mashable mit dem Thema. Sowohl Mashable als auch DRadio beziehen sich auf einen TED-Talk von Eli Pariser mit dem Titel Beware online “filter bubbles”“.
Ein sehr anschauliches Beispiel für solch eine “Filterblase” liefert der oben verlinkte DRadio-Podcast:
Wir werden so zu einem vormodernen Papst, der nach dem Weltbild googelt. Der Name Kopernikus taucht in den Suchlisten nicht auf. Nur ein gewisser Ptolemäus versichert uns tagtäglich: Wir, nur wir, sind der Mittelpunkt des Universums.
Aktuell gibt zum Beispiel Netzpolitik.org praktische Lebenshilfe, wie man in Facebook zumindest teilweise die Kontrolle darüber zurückerlangen kann, wessen Nachrichten man sehen kann. Wir neigen ohnehin dazu, nur das wahrzunehmen, was wir wahrnehmen möchten. Dies kann durch verstärkende Algorithmen in personalisierten Webangeboten in eine permanente Nabelschau münden. Eine Gefahr, die natürlich auch durch personalisierte bibliothekarische Angebote gegeben ist.
Sobald ein Recommender-System erwähnt wird, kommt zwangsläufig die Debatte über den Matthäus-Effekt. Auch Klassifikationen sind alles andere als neutral. Ansonsten hätte die Klassifikation für Allgemeinbibliotheken nach der Wende kaum umgearbeitet werden müssen. Kann es Aufgabe der Bibliotheken sein, diesem Trend durch auch nur scheinbar neutrale Suchsysteme entgegen zu wirken?
Steven Johnson über Cafés und gute Ideen
Fast wäre die räumliche Gestaltung der perfekten Bibliothek Thema einer Session beim Bibcamp geworden. Stattdessen hat Steffi Suhr ihre Gedanken zu diesem Thema in einem Posting zusammengefasst.
Steven Johnson hat sich ebenfalls Gedanken über Raumgestaltung gemacht. Ausgehend davon, dass eine Idee nicht urplötzlich aus dem Nichts erscheint, meint er: An idea is a network.
Dies bezieht sich einerseits auf die neuronale Ebene, aber auch die äußere Umgebung sollte Netzwerke zwischen Menschen nicht nur ermöglichen, sondern fördern. Johnson selbst erklärt dies in seinem TED-Talk “Where good ideas come from”:
Der Zusammenhang zwischen Johnsons Begeisterung für Cafés und der Suche nach der perfekten Bibliothek liegt auf der Hand. Raum für Gespräche, für Innovationen zu bieten, ist und bleibt definitiv Aufgabe der Bibliotheksgestaltung.